Premiere von Wagners „Tristan und Isolde“ in Nürnberg

21.10.2012, 20:34 Uhr
Premiere von Wagners „Tristan und Isolde“ in Nürnberg

© Ludwig Olah

Schon nach dem ersten Akt gab es lauten Beifall für Sänger und Orchester. Lioba Braun sang die anspruchsvolle Titelpartie der Isolde, Vincent Wolfsteiner die nicht minder schwierige Tristan-Partie. Die Inszenierung von Monique Wagemakers verzichtete auf allzu viele Effekte, das Bühnenbild wirkte fast spartanisch und lenkte die Aufmerksamkeit allein auf die Sänger.

Musikalischer Leiter war der Nürnberger Generalmusikdirektor Marcus Bosch. Die Premiere von „Tristan und Isolde“ wurde direkt aus dem Opernhaus in mehr als 40 Kinos übertragen.

Hinter den Kulissen

Schon mittags herrschte Hochbetrieb im Nürnberger Opernhaus. Die Partitur für Wagners Oper „Tristan und Isolde“ liegt schon auf den Notenständern bereit. Ein paar Männer in dunklen Anzügen besprechen sich. Doch sie gehören nicht zur Staatsphilharmonie Nürnberg. Es sind Kameramänner. Sie werden erstmals eine Premiere einer deutschen Opernbühne live in mehr als 40 Kinos von Hamburg bis Wien übertragen.

Am späten Sonntagnachmittag sollte es losgehen. Eine Kamera fährt bereits probeweise auf einer Schiene direkt vor der Bühne von rechts nach links. Das Opernhaus wirkt tatsächlich ein wenig wie ein TV-Studio, auch wenn die insgesamt acht Kameras dezent platziert sind. „Es ist für uns alle spannend“, sagt Sprecherin Verena Kögler. Die Bühnenarbeiter sind schon seit Stunden beschäftigt. Am Abend vorher gab es im Opernhaus noch eine Vorführung der Donizetti-Oper „Die Regimentstochter“.

Nun Wagner – fürs Publikum der Staatsoper und für Kinogäste. Kinoübertragungen aus der Metropolitan Opera New York kennt man bereits. Auch vom Bayreuther Festspielhügel gab in diesem Jahr eine Kinoübertragung. Allerdings zeigte man keine Premiere, sondern die seit Jahren etablierte „Parsifal“-Produktion. Hier nun muss alles funktionieren – „ohne Netz und doppelten Boden“, wie Kögler sagt. Man könne im Zweifel nicht auf früher aufgenommenes Filmmaterial zurückgreifen.

Bewegung in der Oper

Verantwortlich für die Live-Übertragung sind die Firmen Neoxfilm TV Skyline, die auch schon den Bayreuther „Parsifal“ ins Kino gebracht hatten. Zwei Satelliten transportieren Bild und Ton aus dem Opernhaus in die Kinos. Die wichtigste Herausforderung ist es nach Worten von Robert Kis, dem Geschäftsführer von TV Skyline, „das Stück nicht kaputtzumachen“. Dennoch biete man Kinobesuchern oder auch Menschen, die eine Oper auf DVD anschauen, andere Perspektiven und Möglichkeiten. Viele DVD-Produktionen aus der Oper seien in den vergangenen Jahren sehr konservativ gewesen. „Man kann aber auch Bewegung in die Oper reinbringen, ohne dass das wirkt wie bei einem MTV-Videoclip“, glaubt er.

Die Kosten für die Übertragung sind ein sechsstelliger Betrag, wie Kis sagt. Detaillierter wird er nicht. Übertragungswägen sind rund um das Opernhaus aufgebaut, Kabel sind verlegt worden, mit Funkgeräten verständigen sich die Techniker. Mehr als fünf Stunden inklusive zweier Pausen dauert Wagners Mammutwerk um die dramatische Liebe zwischen Tristan und Isolde.

Mit Regisseurin Monique Wagemakers habe sich das für die Übertragung verantwortliche Team genau besprochen, sagt Kis. „Sie hat erklärt, was ihr besonders wichtig ist.“ Die Anspannung sei natürlich noch ein bisschen größer, wenn man weiß, dass auch Kinobesucher dabei sein werden, sagt Nürnbergs Generalmusikdirektor Marcus Bosch. Er sieht die Kooperation mit den Kinos aber vor allem als Möglichkeit, Schwellenängste abzubauen und Interesse an Wagner zu wecken. „Das ist eine Chance für uns.“

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