Pubertät? Bleiben sie gelassen!

15.2.2019, 15:35 Uhr
Pubertät? Bleiben sie gelassen!

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"Mein Sohn ist jetzt 13", sagt die Mutter. "Und, hat er schon aufgehört zu sprechen?", antwortet ihre Freundin – Kinder in der Pubertät sind oft in sich gekehrt, andere begehren auf gegen ihre Eltern, wieder andere kommen mit ihrem sich verändernden Körper nicht klar. In fünf Einheiten, die aufeinander aufbauen, will die Erziehungs- und Familienberatung Eltern helfen, mit den neuen Verhaltensweisen ihrer Kinder umzugehen. "Am wichtigsten ist, dass Eltern eine klare Haltung entwickeln", sagt Yüksel Akkanat, Diplomsozialpädagoge und Kursleiter. Vor allem gehe es darum, die Beziehung zum Kind nicht zu verlieren.

Das Konzept basiert auf Forschungen des Psychologen Haim Omer. Er hat festgestellt, dass sich Beziehungen zwischen Eltern und Kindern verschlechtern, wenn Eltern in der Erziehung auf Distanz, Furcht und Bestrafung setzen. Besser sei es, Präsenz zu zeigen, das eigene Verhalten zu reflektieren und sich Unterstützung zu holen. Das Verhalten der Eltern muss transparent sein und Grenzen entschlossen gesetzt werden, wobei auch Versöhnungsgesten die Beziehung pflegen können.

Im Kurs sollen der Erfahrungsaustausch mit anderen Eltern und Rollenspiele helfen, zu lernen, wie man als Eltern ein offenes, vorurteilsfreies Gespräch mit seinen Kindern führen kann. Klappt das nicht, gibt es Ideen wie den "Dienstleistungsstreik", bei dem die Kinder sehen, dass auch Eltern mal Nein sagen können.

"Grundsätzlich gibt es nicht das eine Rezept, wie man gut durch die Pubertät kommt, das ist immer individuell", sagt Akkanat. "Ein Tipp ist, sich nicht in Machtkämpfe reinziehen zu lassen, auch das üben wir in dem Kurs." Bei oppositionellem Verhalten des Kindes soll man Ruhe bewahren, gelassener werden. "Predigten fördern die Eskalation, besser ist es, Verantwortung auf das Kind zu übertragen." Und man solle Interesse zeigen. "Wenn das Kind die ganze Zeit das Videospiel ,Fortnite‘ spielen will, dann spielen Sie doch mal mit!"

Medien spielen heute eine große Rolle im Leben von Jugendlichen, deswegen widmet sich eine Kurseinheit nur diesem Thema. "Das Lebensumfeld der Jugendlichen hat sich verändert, sie bewegen sich in der realen und virtuellen Welt – und beides ist für die Jugendlichen gleichbedeutend", hat Akkanat in den vergangenen Jahren verstärkt festgestellt. "Wenn ich heute einen Jugendlichen frage, wie viele Freunde er hat, dann nennt er mir nicht nur die realen, sondern auch die aus seinen sozialen Netzwerken."

Doch auch die körperliche Entwicklung hat großen Einfluss auf die Pubertät. "Wir zeigen im Kurs auch, was physiologisch passiert und wie beispielsweise die Hirnentwicklung verläuft", so Akkanat. Denn manch Pubertierender ist schlicht nicht mehr Herr seiner Sinne, bestimmte Hirnentwicklungen fördern die Risikobereitschaft, ein planvolles logisches Vorgehen ist dem Kind oft nicht möglich.

Viele Eltern sind überfordert mit der Pubertät, glauben, alles falsch gemacht zu haben. Auch ihnen macht Akkanat Hoffnung: "Bleiben Sie in Beziehung, haben Sie Vertrauen, nicht alles, was an guten Eigenschaften vorher da war, ist verloren. Es ist nur für eine kurze Zeit verschüttet." Seit rund einem Jahrzehnt gibt es den Elternkurs. Bei den Nachtreffen hat Akkanat festgestellt, dass viele Eltern sagen, es sei zu Hause ruhiger geworden, nachdem sie das Gelernte angewandt haben.

Der Kurs richtet sich an Eltern von Kindern im Alter von 13 bis 15 Jahren. Er findet am 11., 18. und 25. März sowie am 1. und 8. April statt. Ein Nachtreffen ist für den 15. Juli angesetzt. Die Teilnahmegebühr beträgt 15 Euro und beinhaltet Getränke, einen Imbiss und Kursunterlagen. Anmeldung bis zum 1. März unter = 09 11 /2 31-38 86 oder -38 87. Wer nicht am Kurs teilnehmen möchte, aber dennoch Sorgen mit seinen Kindern hat, kann sich trotzdem für Einzelberatungen bei der Erziehungs- und Familienberatung anmelden. Diese Beratung ist gratis.

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