Rams: Nürnbergs Widder rammen sich zum Klassenerhalt

11.8.2014, 09:35 Uhr
Rams: Nürnbergs Widder rammen sich zum Klassenerhalt

© Foto: Zink/MaWi

Kurz vor der Halbzeitpause wurde Ralf Prosiegel noch einmal laut. 24:0 führte seine Mannschaft zu diesem Zeitpunkt, die Rams dominierten die Partie und dennoch reichte eine kleine Unaufmerksamkeit aus, um die Gesichtsfarbe des Trainers von einem gesunden, sommerlichen Braun in ein ungesundes, zorniges Rot zu verwandeln.

Direkt vor seinen Augen kullerte das braune Kunststoffei über den Rasen und wartete auf einen neuen Besitzer. Weil Prosiegels Spieler gedanklich aber wohl schon in der Kabine waren, sicherten sich die Gäste den Ball und die bis dahin gute Laune des Trainers war dahin. Dass die Frankfurter mit dem Ball bis zum Halbzeitpfiff auch nichts mehr anzufangen wussten, spielte keine Rolle, Prosiegel ging es ums Prinzip, schließlich war diese wechselhafte Saison der Rams in diesem Moment noch nicht zu Ende erzählt.

Ein letztes Rechenspiel

Verstehen konnte den Ärger des Trainers nur, wer sich vor dem Spiel ein wenig mit der Arithmetik der zweiten Liga Süd beschäftigt hatte. Rein rechnerisch hätten die Rams nämlich noch absteigen können in dieser Saison, in die sie ja eigentlich mit ganz anderen Zielen gegangen waren.

Zum Ende der Hinrunde hatte ihnen das massive Verletzungspech so zugesetzt, dass ihnen erst ihre Siegesserie abhanden gekommen war und wenig später noch eine Niederlagenserie hinzugekommen war. Die zarten Aufstiegsträume, die man vor der Saison gehegt hatte waren dahin, plötzlich richteten sich die Blicke auf die untere Tabellenhälfte.

Auch das Hinspiel in Frankfurt hatten die Rams mit zehn Punkten Differenz verloren, im Rückspiel wollten sie nun mit einem höheren Sieg kontern, um endgültig alle Rechenspiele überflüssig zu machen. Was ihnen beim 51:14 einigermaßen deutlich gelang und die Frage aufwarf, warum ihnen im Hinspiel lediglich 23 Punkte geglückt waren und dem Gegner 33.

Ein Blick auf die Aufstellung der Pirates brachte Aufschluss: Während sich die Rams beim Hinspiel nach den Verletzungen gerade neu formierten, kämpfen inzwischen die Frankfurter mit einem massiven Verletzungspech. Und, das offenbarte sich auf dem Zeppelinfeld als das größere Problem, sie mussten auf ihren etatmäßigen Quarterback verzichten, der sich ein Spiel zuvor eine Sperre abgeholt hatte.

Schöne Täuschung

Reichlich kopflos agierten die knallgelben Pirates in der Offensive und in der Defensive ließen sie Nürnbergs Schaltzentralen immer wieder gewähren. Quarterback A.J. Springer durfte nach einer schönen Täuschung über das ganze Feld bis in die Frankfurter Endzone laufen, Runningback Malik Curry ließ seine Gegenspieler wie Slalomstangen stehen und Nürnbergs erfolgreichsten Wide Receiver Florian Rabe schienen sie ebenfalls vergessen zu haben. Das Ergebnis: ein souveräner Sieg gegen den Tabellenletzten.

"Auf die Zuschauer hat das Spiel vielleicht den Eindruck gemacht, dass es nicht mehr um allzu viel ging“, sagte hinterher Christian Rückert, der in der Offensive die Gegner abräumt. „Aber für uns war das heute ein unglaublich wichtiger Schritt.“ Der Klassenerhalt ist auch rechnerisch gesichert, nun können sich die Rams wieder einem alten Ziel widmen: besser abschneiden als in der vergangenen Saison. Da wurden sie Dritter, nun ist sogar noch der zweite Platz drin.

Damit dürfte auch der Trainer gut leben können. 51:14 stand es wenige Sekunden vor dem Abpfiff, da tigerte Ralf Prosiegel noch einmal nervös an der Seitenlinie umher. Diesmal machte er sich allerdings keine Sorgen um herrenlose Kunststoffeier, er machte sich Gedanken um sein T-Shirt, hinter ihm lauerte die Siegerdusche. Die Co-Trainer waren bereits klitschnass, Prosiegel war also gewarnt und hatte noch die Hoffnung, trocken nach Hause zu kommen. Es sollte eine Hoffnung bleiben, Zoran Sisak gelang mit einem Eimer Wasser der letzte überraschende Angriff des Tages.

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