Reisende lieben Nürnbergs Bahnhof

29.8.2011, 15:41 Uhr
Reisende lieben Nürnbergs Bahnhof

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Das ergab eine Umfrage unter Reisenden und eine Bewertung durch die Jury der  Vereinigung "Allianz pro Schiene". Nürnberg ist dabei bei den Reisenden ähnlich beliebt wie die Siegerbahnhöfe aus Leipzig und Halberstadt. 46 Vorschläge trafen für den Bau aus dem Jahr 1906 ein. Immerhin herrscht dort auch ordentlich Betrieb, denn rund 180.000 Fahrgäste nutzen ihn täglich. Pendlerin Uta Baumgartner, die auch abgestimmt hat, begründet ihre Entscheidung für den fränkischen Halt so: "Am Service-Point wird einem immer freundlich weitergeholfen, und wenn man mit kleinen Kindern warten muss, gibt es ja auch noch die niedliche Modelleisenbahn... Und nicht zuletzt liegt der Bahnhof einfach klasse - mitten in der Stadt."

Dominik Peiker hingegen überzeugt die Architektur. "Außen ist der Bau sehr pompös, man kennt die Prachtbauten des 19. Jahrhunderts, man könnte fast sagen monumental und von der Nordseite betrachtet könnte der Bahnhof auch eine riesige Oper beinhalten." Auch die Infrastruktur innerhalb des Gebäudes ist nahezu optimal, wie Cora Peisler findet: "Drei Zugänge zu den Zügen erleichtern die Erreichbarkeit. An jedem Gleis gibt es einen Aufzug, sodass auch das Umsteigen mit schwerem Gepäck problemlos ist. Auch der Umstieg zur U-Bahn, und damit Zubringer zum Flughafen, ist gut integriert, nicht schwer zu finden und schnell erreichbar."

Der Kopfbahnhof der sächsischen Metropole Leipzig überzeugte die Jury dagegen, weil er „unglaublich viel Platz für die Reisenden“ biete, wie die Allianz pro Schiene bekanntgab. Halberstadt strahle seit der Wiedereröffnung 2010 „wie ein wachgeküsstes Dornröschen“, formulierte Dieter Harms vom Autoklub ACE.

Reisende lieben Nürnbergs Bahnhof

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Erstmals bildete das Wahlverfahren auch einen aktuellen Streit ab. Zwar entscheidet über den Bahnhof des Jahres stets die Jury, aber diesmal wurden parallel dazu die Bahnkunden befragt. Sie votierten politisch und setzten den Stuttgarter Hauptbahnhof auf Platz eins. Von den rund 2000 Einsendern entschieden sich 760 für ihn, obwohl er deutliche Abnutzungsspuren aufweist. Der noch gar nicht gebaute unterirdische Gegenentwurf „Stuttgart 21“ schaffte es bei den Kunden aber auch schon auf Platz elf.

Die Jury hielt sich aus der Politik heraus, unternahm Testreisen und entschied sich am Ende für Leipzig als Großstadtstation und Halberstadt als kleinen Bahnhof. Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, begründete das unter anderem damit, dass diese Bahnhöfe „statt leerer Wartezeiten ein eigenes Erlebniszentrum schaffen, das Reisende und Besucher ganzheitlich anspricht“.

Mit dem 1915 erstmals und 1999 wieder eröffneten Leipziger Hauptbahnhof, dem größten Deutschlands, kam übrigens zum ersten Mal ein Kopfbahnhof aufs Siegertreppchen. Er verschaffte der Jury schon beim Eintritt in seine hohe Halle Gefühle, wie sie „sonst nur Kirchen vermitteln“, begründete Karl-Peter Naumann von Pro Bahn die Wahl und lobte die „hohe Aufenthaltsqualität“.

Der Bahnhof Halberstadt „verschlief die DDR-Ära unter einer Wellblechhülle“, sagte Harms. 2010 wurde er nach Renovierung wieder eröffnet. Christian Schultz vom Bahnkundenverband beschrieb das Gebäude sehr plastisch: „Mächtige Backsteine außen, schöne Rundungen innen, so bietet der Bahnhof dem Reisenden alles, was er unterwegs braucht: Schließfächer, saubere Bahnsteige, reichlich Sitzgelegenheiten, außerdem Information in Hülle und Fülle.“

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