Rekonstruktion des Pellerhofs geht in die letzte Runde

1.11.2013, 07:00 Uhr
Rekonstruktion des Pellerhofs geht in die letzte Runde

© Gerullis

Das prächtige Kaufmannshaus von Martin Peller wurde samt Innenhof im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört - wie der größte Teil der Nürnberger Altstadt. Mehrfach gab es Vorstöße, die bedeutendste deutsche Renaissance-Anlage aus den Jahren 1602 bis 1607 nachzubauen.

Doch letztlich blieb der Innenhof als Torso stehen. Auf die Rustika-Quader des Vorderhauses setzte Architekt Fritz Mayer in den 1950er Jahren einen damals modernen Entwurf. Stadtarchiv und Stadtbibliothek zogen ein. Nun stehen viele Räume leer, das Deutsche Spielearchiv hat hier einen Unterschlupf gefunden.

Laut Oberbürgermeister Ulrich Maly steht die Stadt nicht unter Druck, die Immobilie zu veräußern: In den nächsten Jahren würden Ausweichquartiere für städtische Mitarbeiter benötigt, deren Büros saniert werden. Unabhängig davon ist aber keine langfristige Lösung für das Haus in Sicht.

Ein Förderkreis und die Altstadtfreunde wollten die Hofruine nicht so stehen lassen und warben ab 2006 für den Wiederaufbau nach historischem Vorbild. Die zweistöckigen Galerien sollen an drei Hofseiten in originaler Größe errichtet werden. Doch vom Rückgebäude an der vierten Seite ist nur die Fassade wiederherzustellen: Die Abstandsflächen zum dahinter liegenden Johannes-Scharrer-Gymnasium wären sonst nicht einzuhalten.

Stadt beteiligt sich nicht an den Baukosten

Ohnehin hat der Plan ein geteiltes Echo hervorgerufen. Bau-Puristen sehen darin ein ideenloses Nachäffen vergangener Zeiten. Befürworter machen geltend, dass ausgesuchte, historische Bauten durchaus die Qualität heutiger Architektur übertreffen.

Wie auch immer: Der Nürnberger Stadtrat hat zwar den Altstadtfreunden zugebilligt, den Hof zu rekonstruieren. Eine finanzielle Beteiligung schloss die Stadtspitze aber kategorisch aus. Der Verein hat mittlerweile viele Sandsteinquader in Arbeit gegeben. Die Ostfassade des Hofes erreicht bereits ihre Gesamthöhe von 14,5 Metern.

Die Altstadtfreunde beziffern die Gesamtkosten des Projekts mit mittlerweile vier Millionen Euro. 2,9 Millionen Euro haben die Initiatoren in Geld- und Sachspenden zusammengebracht. Davon hatten Nürnbergs Ehrenbürger Karl Diehl und sein Sohn Werner jeweils eine halbe Million überwiesen - ebenso wie eine 85-jährige Altstadtfreundin, die den Verein in ihrem Testament bedacht hat. Ob das Projekt wie ursprünglich geplant bis 2015 abgeschlossen werden kann, hängt vom weiteren Spendenfluss ab.

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