22 Hektar Abholzung

"Rettet den Reichswald": Bündnis übergibt Einwendungen gegen Ausbau der A9

Alina Boger

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28.3.2024, 13:53 Uhr
Zahlreiche Menschen waren vor das Schloss in Ansbach gekommen, um die gesammelten Einwendungen zu übergeben.

© BUND Naturschutz Zahlreiche Menschen waren vor das Schloss in Ansbach gekommen, um die gesammelten Einwendungen zu übergeben.

3170 Unterschriften sollen der BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN) und das Bündnis "Rettet den Reichswald" innerhalb von zwei Monaten gesammelt haben, heißt es in einer Pressemeldung des Bundes Naturschutz. Grund für den Protest ist der geplante achtspurige Ausbau der Autobahn A9 im Nürnberger Reichswald. Denn um diesen durchzuführen, müssten rund 22 Hektar des Waldes weichen. So sammelten die beiden Organisationen seit Anfang Februar Unterschriften und übergaben diese am 27. März an die Regierung von Mittelfranken in Ansbach.

Hintergrund der Proteste

Die Autobahn GmbH stellte einen Antrag, um die Strecke zwischen den Autobahnkreuzen Nürnberg und Nürnberg-Ost achtspurig auszubauen. Dies betrachten die Organisationen sowie einige Bürgerinnen und Bürger kritisch, da der Reichswald immer wieder rücken muss, damit Bauprojekte voranschreiten können. Laut der Pressemeldung fielen in den letzten Jahren bereits 15 Hektar Wald, an dessen Stelle kam das Autobahnkreuz Nürnberg-Ost. Damit die Stromstraße P53 zusammen mit dem Umspannwerk Ludersheim stehen können, sollen weitere 64 Hektar weichen.

Da der Reichswald als europäisches Vogelschutzgebiet gilt, würde die Baumrodung die Lebensräume geschützter Arten deutlich schwächen, so die Pressemeldung. Dies sei "in Zeiten der weltweiten Artenkrise nicht auszugleichen und nicht zu verantworten." Zudem hat die Europäische Kommission im März 2024 ein Verfahren gegen Deutschland eingeleitet. Die Bundesrepublik soll die Vogelschutz-Richtlinien dauerhaft missachten.

Kritik an Missachtung des Klimaschutzes im Verkehrssektor

Die beiden Vereine sind der Meinung, dass Bundesregierung vor allem im Verkehrssektor die Ziele des Klimaschutzgesetzes und der Generationsgerechtigkeit missachtet. Der Ausbau der A9 würde die Ausmaße der Klimakrise verschärfen. Daher bestehen die beiden Organisationen in der Pressemeldung, darauf, dass der Vorrang des individuellen Autoverkehrs zurückgenommen werden sollte. Tom Konopka, der BN-Regionalreferent für Mittelfranken erklärt: "Wir zeigen, dass wir uns mit dem gigantischen Autobahnausbau im Reichswald nicht abfinden. Wir brauchen die Verkehrswende, weg vom Auto, hin zur Bahn. Geld, das für Autobahnen ausgegeben wird, fehlt für die klimafreundliche Bahn."

Zudem erklärt der Bund Naturschutz, dass die geplante Ausrottung des Waldes nicht ausgeglichen werden kann. Die Ausgleichsflächen, die mit dem Ausbau der A9 vorgeschlagen worden sind, könnten nicht sicher an den Wald heranwachsen und somit auch nicht den Waldverlust ausgleichen. Dabei soll auch der zeitliche Faktor nicht beachtet worden sein, denn laut dem Bund Naturschutz fehlen in den nächsten 80 Jahren 22 Hektar Wald.

Digitale Sammlung von Unterschriften kaum möglich

Im Sommer 2022 sammelte das Bündnis ebenfalls Unterschriften. Damals ging es um das geplante ICE-Ausbesserungswerk im Reichswald, gegen welches rund 15.000 Menschen ihre Unterschrift ablegten. Der Unterschied von damals und heute seien die digitalen Unterschriften, erklärt Sophie Wurm, 2. Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Nürnberger Land: "Anders als zum geplanten ICE-Werk konnten wir nur persönlich sammeln, weil die Regierung die Abgabe digitaler Einwendungen sehr eingeschränkt hat. Dass trotz der kurzen Zeit so viele Menschen unterschrieben haben, zeigt, dass ihnen der Reichswald am Herzen liegt." Die Regierung von Mittelfranken habe beschlossen, dass digitale Einwendungen nur mit einer qualifizierten und rechtssicheren Signatur möglich sei. "Da kaum jemand privat solch eine Signatur hat, erübrigte sich die digitale Einwendungssammlung beim Vorhaben A9", heißt es in der Pressemeldung des Bundes. Dieser Fakt, zusammen mit dem kurzen Zeitraum, in dem die Unterschriften gesammelt werden konnten, soll die geringe Anzahl an Einwendungen erklären.

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