Rote Nasen und Geweih: Fakten über (Nürnbergs) Rentiere

24.12.2017, 13:45 Uhr
Kein Grund, den Kopf hängen zu lassen: 2017 hat es bei den Rentieren im Nürnberger Tiergarten gleich doppelt Grund zur Freude gegeben - nämlich zweifachen Nachwuchs.

© Foto: Horst Linke Kein Grund, den Kopf hängen zu lassen: 2017 hat es bei den Rentieren im Nürnberger Tiergarten gleich doppelt Grund zur Freude gegeben - nämlich zweifachen Nachwuchs.

Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner, Blitzen... Kennen Sie nicht? Dann aber Rudolph. Mit dem Namen verbinden vor allem Kinder eine spezielle Tierart: Rentiere. Die sind dank eines amerikanischen Weihnachtslieds bekannt dafür, den Schlitten des Weihnachtsmanns - oder in den USA des Santa Claus - zu ziehen, damit der die Geschenke unter den Kindern verteilen kann.

Was viele nicht wissen: Das von Johnny Marks 1949 aufgenommene Lied über das rotnasige Rentier Rudolph erschien zunächst als Malbuch - und Rudolph hätte beinahe Rollo oder Reginald geheißen.

Was wiederum nicht alle Nürnberger wissen: Auch in der Stadt gibt es Rentiere - im Tiergarten. Und zwar sogar genug, um einen Weihnachtsschlitten zu ziehen, weiß Hermann Will, Tierarzt im Zoo. "Wir halten derzeit sieben Rentiere im Tiergarten, zwei männliche und fünf weibliche."

Vor einem Jahr waren es noch weniger, aber 2017 gab es für die Tiergartenmitarbeiter eine schöne Bescherung: Zwei der Tiere - ein Weibchen und ein Männchen - sind dieses Jahr im Tiergarten geboren. Das bedeutet auch: Am Schmausenbuck klickt es ab jetzt noch öfter. Denn beim Gehen erzeugen Rentiere Klicklaute. Die kommen von Sehnen, die sich über Knochenvorsprünge im Fuß spannen. Es wird vermutet, dass die Laute den Herden helfen, in Schneestürmen, bei Nebel oder Dunkelheit zusammenzubleiben.

Das wiederum ist für die Rentiere im Nürnberger Zoo das kleinere Problem. Die stören sich eher am aktuellen Wetter, sagt Hermann Will. Die derzeitige feuchtkalte Witterung gefällt den Rentieren nicht, für sie ist trockene Kälte besser, "aber das geht ja nicht nur den Rentieren so", lacht der Tierarzt. Grundsätzlich seien die Tiere an kaltes Klima sehr gut angepasst, "zum Beispiel können sie ihre Klauen sehr gut spreizen, so dass sie auf Schnee wie Schneeschuhe wirken."

Außerdem haben sie - anders als die meisten Wiederkäuer - Haare, also Fell, bis um die Nasenlöcher, verrät Will. Andere Tiere haben dagegen einen sogenannten Nasenspiegel, der nackt ist. Auch das sei eben eine Anpassung daran, dass sie im Winter unter dem Schnee nach Nahrung suchen. "Rudolph hat also vermutlich rote Haare auf der Nase", vermutet Hermann Will, "damit können unsere Tiere im Tiergarten aber leider nicht dienen."

Müssen sie auch nicht. Auch ohne rote Nasen gehören die Rentiere zu den Dauerbrennern im Tiergarten, erzählt Tierarzt Will. "Bereits seit Eröffnung des Tiergartens am 11. Mai 1912, damals noch am Dutzendteich, werden im Tiergarten Rentiere gezeigt."

Geburt am ersten Tiergartentag

Die ersten Tiere kamen dabei erst wenige Wochen vor der Eröffnung, nämlich Mitte April, in die Stadt, es handelte sich damals um eine Gruppe von zwei Weibchen und einem Männchen. Die in kürzester Zeit wuchs: "Bereits einen Tag nach der Eröffnung, also am 12. Mai 1912, wurde das erste Jungtier geboren", so Will.

Die im Tiergarten gehaltenen Rentiere sind übrigens Hausrentiere. Das heißt: Sie sind deutlich kleiner als Wildrentiere. Die Nutzung von Wildrentieren durch den Menschen reicht dabei über 5000 Jahre zurück, nur "wann und wo genau die Domestikation begonnen hat, ist nicht bekannt", mindestens aber 1000 vor Christus.

Übrigens tragen nur bei Rentieren auch Weibchen ein Geweih. Hintergrund: Im Winter verteidigen sie damit die Futterstellen gegenüber anderen Weibchen. Während männliche Rentiere ihr Geweih im Herbst oder frühen Winter abwerfen, behalten weibliche ihres bis in den Frühling oder teils länger. Heißt auch: Die Rentiere, die Santa Claus’ Schlitten ziehen (und immer mit Geweih dargestellt werden), sind eigentlich Weibchen - und Rudolph demnach eher eine Rudolphine.

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