Rund 4000 Polizisten allein für den 1. FC Nürnberg

8.1.2015, 06:00 Uhr
Rund 4000 Polizisten allein für den 1. FC Nürnberg

© Foto: Wolfgang Heilig-Achneck

Momentan ruht der Ball, doch die Diskussion um die Kosten von Fußballeinsätzen flammt in regelmäßigen Abständen auf - vor allem vor Hochrisikospielen, die von Hunderten Polizisten begleitet werden. Um eine Vorstellung zu bekommen, wie personalintensiv und teuer Fußballeinsätze in Bayern tatsächlich sind, haben die Grünen im Landtag eine Anfrage ans Innenministerium gestellt.

Die Antwort liegt vor, und die Zahlen sind durchaus beeindruckend. Die Tendenz: Immer mehr Polizisten sind bei Fußballspielen im Einsatz.

In der vergangenen Saison wurden im Freistaat 174 Begegnungen ausgetragen: Spiele der ersten und zweiten Bundesliga, des DFB-Pokals, europäische Wettbewerbe, Länderspiele und Auseinandersetzungen in der dritten Liga. Davon waren 43 Partien als Hochrisikospiele eingestuft. Obwohl in dieser Saison mit 174 vergleichsweise wenig Spiele stattfanden, waren so viele Polizisten im Einsatz wie seit Jahren nicht: rund 33 300. Und diese brachten es zusammen auf mehr als 240 000 Einsatzstunden. Zum Vergleich: In der Fußball-Saison 2010/2011 gingen im Freistaat sogar 200 Spiele in denselben Ligen über die Bühne. Hier kam Bayern allerdings mit rund 4800 Beamten weniger aus, mit gut 28 500.

Woher die Steigerung rührt? Ist das Gewaltpotenzial über die Jahre gewachsen? Das scheint nahezuliegen. Doch die Antwort bleibt im Bericht offen. "Manche meinen eben, es geht zum Ramba-Zamba-Machen", sagt Peter Schall, Vizechef der Gewerkschaft der Polizei in Bayern (GdP). Dabei gehe es doch nur um Fußball. "Das ist verrückt."

Die Grünen hätten gerne gewusst, wie viel der Fußball den Steuerzahler kostet. Dazu macht das Ministerium jedoch keine Angaben. Die Begründung: Diese Polizeieinsätze dienten der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung und erfolgten überwiegend im öffentlichen Interesse. "Da hierfür ... keine Kosten erhoben werden können, werden diese ... nicht festgestellt und auch nicht ausgewiesen."

Würde die Polizei die in der vergangenen Saison geleisteten Stunden in Rechnung stellen und den Stundensatz von 48 Euro zugrunde legen, den sie heranzieht, wenn sie zum Beispiel die Verursacher von mutwilligen und grundlosen Einsätzen zur Kasse bittet, dann käme sie auf Kosten in Höhe von 11,5 Millionen Euro. Geld, das im Polizeihaushalt angesichts Investitionen in neue Uniformen, Stellen oder Bauvorhaben gut zu gebrauchen wäre, sagen Kritiker. "Wir müssen schauen, wo wir Einnahmen generieren können", sagt Rainer Nachtigall, Vizechef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) in Bayern. Fußballspiele wären eine Möglichkeit, fährt er fort.

Die DPolG fordert seit längerem, die Deutsche Fußball Liga an den Kosten zu beteiligen. Sie fordert pauschal 50 Millionen pro Saison. Schließlich fielen bei Fußballspielen jedes Jahr bundesweit 150 Millionen Euro Personalkosten bei der Polizei an.

Allein auf weiter Flur

Doch die DPolG steht damit recht allein da. Innenminister Joachim Herrmann lehnt das rundum ab: Für die Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung sei originär der Staat zuständig. So sieht das auch die andere Polizeigewerkschaft, die GdP.

Auch sonst hält sich die Politik beim Heiligen Gral Fußball mit Forderungen auffällig zurück. Die grüne Landtagsabgeordnete Verena Osgyan findet zwar, "dass die Vereine mehr in die Pflicht genommen werden und mehr Fanarbeit machen müssten - das gilt auch für den FCN". Die grüne Fraktion geht jedoch nicht so weit, Geld für Einsätze zu fordern.

Der Fußball-Jahresbericht listet in der Saison 2013/2014 allein für den FCN über 26 000 Einsatzstunden auf. Rund 4000 Polizisten waren bei Club-Spielen dabei. Die zweite Liga ist allerdings weniger personalintensiv, weil einige Risikospiele wegfallen.

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