Schamloser Betrüger prellt Freundin, Oma und Bekannte

30.12.2014, 06:00 Uhr

Plötzlich bekam Maria L. (Namen der Beteiligten geändert) ein Mahnungsschreiben nach dem anderen: Unterschiedlichste Firmen, darunter Handy-Anbieter, Buchverlage, Textilketten und Versandhändler, verlangten Geld von ihr.

Die 27-jährige Nürnbergerin schöpfte einen schrecklichen Verdacht. Sie schaute in den Dachboden ihrer Mietwohnung, den sie fast nie betrat. Dort fand sie allerhand Kartons mit Überweisungsträgern und Rechnungen für Artikel, die sie nie bestellt hatte.

Maria L. fragte ihren damaligen Freund Matthias G., ob er etwas davon wisse. Erst stritt er es ab, dann gab er zu, diese Waren auf ihren Namen bestellt zu haben. Die junge Frau beendete daraufhin die Beziehung und zeigte G. an. Die Waren, die der 35-Jährige zwischen August 2011 und Juli 2013 geordert hatte, waren insgesamt rund 20.000 Euro wert. Den monatelangen Papierkrieg mit den geprellten Unternehmen konnte Maria L. nur mit Hilfe eines Anwalts beenden.

Außerdem hob der vermeintliche Freund innerhalb kurzer Zeit rund 3000 Euro vom Konto der Supermarktkassiererin ab. Strafbar war das jedoch nicht: Wie die 27-Jährige vor Gericht selbst zugibt, hat sie ihm selbst die Karte überlassen. Er benutzte ihr Konto nämlich mit. Weil er angeblich wegen seines Handwerksberufs auf Montage musste, gab sie ihm die Karte mit. Eine Absprache, wie viel er abheben dürfe, trafen sie nicht. Später stellte sich allerdings heraus, dass er das Geld in Nürnberg abgehoben hatte. Beruflich verreist war er also offenbar nicht.

Doch damit nicht genug: Maria L.s Bruder, von Beruf Arzt, bemühte sich bei seiner Bank vergeblich um einen Dispo-Kredit. Außerdem zog die Bank seine Kreditkarte ein. Der Grund: ein Eintrag bei der Schufa. Matthias G. hatte nämlich auch die Daten des Bruders benutzt, um Waren zu bestellen und nicht zu bezahlen. Es kostete den Mediziner einige Mühe, die Schufa zur Löschung des Eintrags zu bewegen.

Jetzt steht Matthias G. wegen Betrugs in 51 Fällen vor dem Amtsgericht Nürnberg und gibt die Taten unumwunden zu. Der 35-Jährige sitzt bereits im Gefängnis — unter anderem deshalb, weil er für eines seiner beiden getrennt lebenden Kinder keinen Unterhalt gezahlt hat. „Er hat sich nie um das Kind gekümmert oder jemals einen Cent Unterhalt gezahlt“, sagt die Kindsmutter, die in Thüringen lebt und als Zeugin geladen ist.

"Sehe keine Reue"

Außerdem berichtet die 34-Jährige, G. habe ihr, als sie noch zusammen waren, 800 Euro „abgezockt“: für die Anmietung einer Wohnung für beide in Nürnberg. Erst 450 Euro für Möbel, dann 350 Euro für die Kaution. Die Wohnung gab es nicht.

Als Richterin Claudia Bendick-Raum frühere Urteile verliest, die gegen den 35-Jährigen verhängt wurden, fühlt sich wohl jeder Prozessbeobachter, der anfangs die Anklageschrift gehört hat, wie in einem Déjà-vu: Immer wieder nutzte er Namen und Daten von Frauen, denen er eine Beziehung vortäuschte, und sogar die Identität seiner eigenen Großmutter, um Handy-Verträge abzuschließen oder Waren zu bestellen, die er dann nicht bezahlte. Einen früheren Arbeitskollegen prellte er unter dem Vorwand, ihm einen besseren Job verschaffen zu wollen, um über 1000 Euro.

Staatsanwalt Robert Lößel hält dem Angeklagten in seinem Plädoyer zwar sein Geständnis zugute: „Aber so etwas wie Reue sehe ich bei ihm nicht.“ Im Gegenteil: „Es scheint sein Lebensmodell zu sein, Frauen auszunutzen und auf ihre Kosten zu leben.“

Das Amtsgericht verurteilt den 35-Jährigen zu drei Jahren und drei Monaten Haft — was zwischen den Forderungen des Staatsanwalts und von Verteidiger Markus Wagner liegt. Allerdings sind auch zwei frühere Strafen, für die G. gerade eine etwa zweijährige Haftstrafe verbüßt, in das Urteil einbezogen, so dass sich die Strafe relativiert. „Anstatt zu arbeiten, haben Sie Ihren Lebensunterhalt mit Betrügereien bestritten“, meint Richterin Bendick-Raum zum Angeklagten.

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