Schmäh-Video wird von Radikalen instrumentalisiert

25.9.2012, 12:50 Uhr
Schmäh-Video wird von Radikalen instrumentalisiert

© Uwe Niklas

Ursprünglich sollte der Ex-Staatsminister dort zwar im Rahmen der Stadtverführungen über „die Brücke des Dialogs: Christen und Muslime in unserer Gesellschaft“ sprechen. Doch die Programmänderung stört ihn nicht. Schließlich helfen dem Nahost-Experten seine Erfahrungen, die er unter anderem bei mehr als 90 Besuchen in der Region sammelte, die aktuellen Ereignisse einzuordnen und zu bewerten.

Denn in den Medien passiere dies vielfach nicht, kritisierte Gloser und machte dies an einem Beispiel deutlich: „Bilder von 600 protestierenden Salafisten prägen unsere Wahrnehmung von Tunesien“, berichtet er. „Aber die gewählte Regierungspartei an-Nahda und die konkurrierenden konservativen, liberalen und pragmatischen Strömungen innerhalb dieser Partei oder säkulare Bewegungen im Land interessieren keinen.“

Wenn solche oberflächlich einseitigen Bilder auch noch verallgemeinert werden, entstehe zwangsläufig der Eindruck von einem christlich-islamischen Konflikt, den es laut Gloser so eben nicht gibt: Es seien nicht „die Muslime“, die in vielen muslimischen Ländern derzeit Stimmung gegen den Westen machen, sondern einzelne Gruppen, die das Thema instrumentalisieren, um auf diese Weise Menschen für eigene politische Ziele in ihren jeweiligen Ländern zu mobilisieren. Ähnliches gelte für den Produzenten des Mohammed-Videos und seine Unterstützer, die damit genau die Reaktionen provozieren konnten, die ihnen und Teilen der christlichen Rechten in den USA in die Hände spielen.

Keine Gewalt gegen Kopten

Die Tatsache, dass es sich bei dem Produzenten um einen koptisch-ägyptischen Christen handelt und es trotzdem keine Übergriffe auf Kopten in Ägypten gegeben habe, wie eine Zuhörerin bemerkt, zeige ebenfalls: Ob und gegen wen es Ausschreitungen gibt, hängt davon ab, ob es radikalen Gruppen wie etwa den Salafisten gelingt, das Thema hochzukochen und Teile der Bevölkerung aufzuhetzen. Daher, so Gloser, müsse man aufhören, „die arabische Welt“ oder „den Islam“ als homogenen Block zu betrachten und ihre ethnische, kulturelle und religiöse Vielfalt erkennen.

Statt eines Aufführungsverbots für den Schmäh-Film, wie ihn einige Politiker ins Gespräch gebracht hatten, plädiert der Bundestagsabgeordnete für einen aktiven Dialog mit den islamischen Ländern. Dabei, so Gloser, der auch Mitglied der evangelischen Landessynode ist, „müssen wir uns als Christen auch Gehör für die Anliegen unserer Glaubensbrüder im Nahen Osten verschaffen“.

Denn die, betont Gloser mit Blick auf Christenverfolgung in Ländern wie dem Irak, „sind nicht nur beleidigt worden, sondern werden getötet.“
 

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