Schwan-Stabilo-Spitze "ist nicht unbedingt auf Harmonie gebürstet"

29.11.2018, 19:41 Uhr
Schwan-Stabilo-Spitze

"Papa, was machst Du eigentlich, wenn Du den ganzen Tag weg bist im Geschäft?", wollten seine Kinder, als sie noch klein waren, wissen, und er habe geantwortet: "Reden", und genau das beschreibe einen Teil seiner Arbeit, verriet Jörg Karas, Geschäftsführer von Schwan-Stabilo Cosmetics sowie Konzerngeschäftsführer der Schwan-Stabilo Unternehmensgruppe. Er war gekommen, um sich von den Schülern mit Fragen zu Karriere und Berufsalltag löchern zu lassen.

Eingefädelt hatte die Begegnung mit dem Manager der Lehrer für Wirtschaft und Recht, Günther Pfeifer. Karas wiederum wurde bei einer Veranstaltung animiert, bei der Handelsblatt-Initiative mitzuwirken. Sie bringt seit etwa zehn Jahren Top-Manager führender Unternehmen in die Klassenzimmer. Schulen, die mitmachen wollen, müssen eine Bewerbung losschicken. Die von Pfeifers Wirtschaftskurs überzeugte sowohl die Jury der Aktion als auch Karas.

Erfahrung als Vater

In der doppelten Unterrichtsstunde half ihm seine Erfahrung als Vater zweier Kinder im Alter der vor ihm sitzenden Schülerinnen und Schüler, durchgehend den richtigen Ton zu treffen. Den 17-jährigen Justus begeisterte besonders Karas Ansicht, dass nicht auf Karriere hingearbeitet werden sollte, weil sie ganz von selbst kommt, wenn man Spaß am Beruf hat. Felix (16) empfand es als Gewinn, zu erfahren, wie wichtig es für die Bewerber ist, Soft Skills mitzubringen, um einen Arbeitsplatz im Unternehmen zu erhalten. Karas nahm er als Chef war, der mit Kritik offen umgeht. Für den Manager gehört diese Fähigkeit zur Führungs- und Streitkultur. Anschaulich schilderte er, aus welch völlig unterschiedlichen Typen sich die Führungsmannschaft des Unternehmens zusammensetzt und wie sie sich zwar ergänzen, aber "nicht unbedingt auf Harmonie gebürstet sind". Karas begrüßt es, wie er sagte, wenn die Mitarbeiter ihre Position vertreten. Zu den Soft Skills — zur sozialen Kompetenz also — gehöre es in diesem Zusammenhang, die eigene Meinung mit der anderer zusammenzuführen. Aus Sicht des 16-jährigen Klaus widerlegt der Gast aus der Wirtschaft das Klischee des strengen Chefs unter anderem auch, weil er die Menschen im Unternehmen eigenständig arbeiten lässt.

Durch die Begegnungen im Rahmen von "Chef zu gewinnen" zieht sich wie ein roter Faden das Thema "Digitalisierung". Die Schwan-Stabilo Unternehmensgruppe stecke bei Industrie 4.0 im Marketing und in der Produktion noch in den Kinderschuhen, weil hier mit hochspezialisierten Maschinen gearbeitet werden müsse. Leuchtturm der Digitalisierung sei ein Wartungssystem, mit dem Kollegen am Firmensitz in Heroldsberg diejenigen in den USA aus der Ferne bei der Reparatur von Maschinen unterstützen können. "So wird Digitalisierung aus der Bedrohungsebene zu etwas Greifbarem heruntergebrochen."

Nina (16) fand den Einblick in eine ihr bisher unbekannte Branche und in die Firmengeschichte spannend. "Ein international tätiger Hidden Champion und noch dazu ein Familienunternehmen in unserer Region, der die ersten Kosmetikstifte entwickelt hat, das ist schon bemerkenswert."

Der 18-jährigen Bandon kann sich vorstellen, ein Praktikum bei dem Unternehmen zu absolvieren. Auch reizt es ihn, später einmal dafür ins Ausland zu gehen.

Der promovierte Chemiker Karas begann seine berufliche Laufbahn in der Klebstoffindustrie. Bei Schwan-Stabilo eingestiegen ist er 1999 als Produktionsbereichsleiter. Heute steht er an der Spitze des Global Players mit weltweit 22 Standorten. Und er kann gut reden, wie ihm die Schüler am Ende der Unterrichtsstunde der besonderen Art bescheinigen.

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