Science Slam: "CSU-Seele" ringt mit den "Grünen"

4.12.2018, 18:00 Uhr
Robert Steinhauser und Lena Fischer vermitteln ihr Wissen am liebsten in Science Slams.

© Tobias Klink Robert Steinhauser und Lena Fischer vermitteln ihr Wissen am liebsten in Science Slams.

Nach sieben Minuten steht fest: Wer den wissenschaftlichen "Slam" von Neurowissenschaftler Robert Steinhauser erlebt hat, sehnt sich nicht nach der nächsten, möglicherwiese spröden Uni-Vorlesung. Er spickt seinen Vortrag mit bunten Folien, die er an die Wand wirft, und vereint Wissenschaft und Entertainment. So taucht plötzlich ein Bild mit Horst Seehofer und Toni Hofreiter auf, die aus Frankensteins aufgeklapptem Kopf blicken. Das Fachpublikum, Forscher und Entscheider aus Politik und Wirtschaft, schmunzelt über die etwas andere Wissensvermittlung.

Steinhauser hat promoviert und untersucht an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt die Denkprozesse des Menschen. Mit einem Augenzwinkern bezeichnet er sich als Nachfolger Frankensteins, der in Ingolstadt gelehrt habe.

Keine Hirnforschung à la Frankenstein

64 Elektroden am menschlichen Gehirn seiner Probanden helfen ihm dabei, Daten zu sammeln. Eine Frage, die ihn bewegt: Warum entscheiden sich Menschen in manchen Situationen falsch? Schuld sei entweder die einseitige "CSU-Seele" ("Das haben wir immer schon so gemacht") oder eben die "Grünen-Seele" - frei nach dem Motto "Jeden Tag etwas neues". Die CSU stehe für Stabilität, die Grünen für Flexibilität.

 

Mit künstlicher Intelligenz gelang es ihm, diese Entscheidungsprozesse zuverlässig voneinander zu unterscheiden. Dabei helfen ihm Maschinen, die immer weiter lernen. Die künstliche Intelligenz wertet die Daten der 64 Elektroden aus, die die Gehirnströme messen – mit einem durchaus spannenden Ergebnis.

Denn sobald in Entscheidungsprozessen Stabilität und Flexibilität ausgewogen sind, "können wir uns in verschiedenen Situationen richtig verhalten", erklärt der Psychologe. Ist dies nicht der Fall, er führt hierbei einen an ADHS leidenden Schüler an, komme der Mensch nicht zu einer Entscheidung – obwohl er sich eigentlich entscheiden müsste.

Gamer müssen Kind vor Tod bewahren 

Science Slam:

Lena Fischer, die zweite Slammerin, forscht an der TU München zu künstlicher Intelligenz in Computerspielen. Künstliche Intelligenz in Spielen könne den Spielern ein höheres Verantwortungsbewusstein geben, erklärt sie in ihrem Slam. So müsse sich der Gamer im Spiel "The War of Mine" um ein kleines Kind kümmern und dafür sorgen, dass es nicht stirbt. Für die Medienwissenschaftlerin spielt weniger die Technik eine Rolle als philosophische und psychologische Fragen. Sie forscht darüber, wie künstliche Intelligenz "wertvollere Spielerlebnisse für Gamer" schaffen kann.

Ein gutes Spiel erkenne man daran, dass es das System stärker in den Vordergrund stellt. Der Spieler ist darin "nur ein kleines Element". Gute Spiele zeichneten sich zudem dadurch aus, dass der Spieler Verantwortung übernehmen und eine moralische Entscheidung treffen müsse, wenn ihm künstliche Charaktere begegnen. Der Spieler müsse die "Konsequenzen seines eigenen Handelns spüren", erklärt die Nachwuchs-Forscherin.

Dass Science Slams gut sind, um wissenschaftliche Inhalte zu transportieren, erlebte auch Steinhauser. Seine Mutter habe erst verstanden, was ihr Sohn denn jetzt erforsche, nachdem sie seinen Science Slam im Video gesehen habe.

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