Sieben Jahre Haft für Messerattacke auf Marilyn-Betreiber

16.9.2014, 17:40 Uhr

Ali K. (Name geändert) will sich nicht mehr an den 11. März 2013 erinnern. Für das Gericht unter Vorsitz von Richter Gerhard Neuhof ist der Tatablauf nach einer zweitägigen Beweisaufnahme aber klar. Mehrere Zeugen schilderten, was in jener Nacht in der Diskothek in der Nürnberger Innenstadt geschah. Demnach betrat Ali K. mit seinem Kumpel das Lokal kurz nach Mitternacht. Die beiden Männer bestellten ein Bier und tanzten. Nach einer halben Stunde bestellten die beiden Männer jeweils ein weiteres Bier beim Disco-Betreiber, der an diesem Abend selbst hinter dem Tresen stand.

Es entbrannte ein Streit um das Wechselgeld. Ali K. wurde nach Überzeugung des Gerichts dabei so wütend, dass er mit der Hand auf den Tisch schlug und auf Türkisch Beschimpfungen herumschrie. Sein Begleiter wollte ihn beruhigen, jedoch vergebens: Ali K. zog ein Messer aus seiner Tasche und rammte es so fest in den Bartresen, dass die Spitze beschädigt wurde.

„Jetzt ist mir alles egal, jetzt stech ich dich ab“, rief er anschließend zu dem 47 Jahre alten Gastronomen, stürmte um den Tresen herum und ging mit einem Messer auf ihn los. Dem Wirt gelang es gerade noch, einen Barhocker hochzureißen und sich gegen die wuchtigen Stiche des Angreifers zu wehren. Trotzdem trafen ihn einige Messerhiebe an Hals und Brust. Mehrere Männer mussten den Tobenden stoppen.

Disco ist bis heute geschlossen

Der Wirt zog sich eine sieben Zentimeter lange, klaffende Wunde zu, die im Krankenhaus genäht werden musste. Ein Gerichtsmediziner, der als Gutachter in dem Prozess aussagte, gab an, dass die Angriffe von K. auch hätten tödlich ausfallen können: „Das weiß doch jedes Kind: Wenn ich mit einem Messer auf Hals oder Oberkörper steche, kann das lebensgefährlich sein“, so der Mediziner.

Schlimmer als die körperlichen Verletzungen waren aber die seelischen Wunden. Nachdem der 47-Jährige nächtelang nicht mehr schlafen konnte, bat ihn seine Frau, die Diskothek aufzugeben. Das tat der Betreiber dann auch einige Wochen später. Seit Sommer 2013 ist das Marilyn geschlossen. Der ehemalige Disco-Besitzer ist nun in der Hotelbranche tätig.

Ali K. behauptete, an jenem Abend betrunken gewesen zu sein. Er könne sich an nichts mehr erinnern, so der 37-Jährige. Das nahm ihm das Gericht aber nicht ab: Niemandem war aufgefallen, dass der Mann lallte, schwankte, nach Schnaps oder Bier stank. Auch auf einem Überwachungsvideo ist K. kurz nach der Tat mit festem Gang zu sehen. Auf den Aufnahmen wirft er triumphierend die Hände in die Luft.

Überzeugt waren die Richter aber, dass der Gebäudereiniger den Gastwirt töten wollte. Nicht nur seine eindeutigen Drohungen, auch sein massives Vorgehen gegen den 47-Jährigen würden dafür sprechen, so der Vorsitzende Richter Neuhof. Letztendlich folgte das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft und verurteilte Ali K. wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung zu sieben Jahren Gefängnis.

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