Sinnlich und verführerisch: Düfte mit Geschichte

4.8.2015, 16:28 Uhr
Sinnlich und verführerisch: Düfte mit Geschichte

© F.: Günter Distler

Jessica Peters Parfümerie ist nur wenige Quadratmeter groß, aber voller Schätze: Jeder ihrer Düfte ist nicht nur mit allen handwerklichen Finessen der Parfümeurskunst zusammengestellt.

Hinter jedem steht auch eine Geschichte: Patchouli aus Ruanda, Süßgras aus Haiti, Rosen- und Orangenblüten aus Afghanistan oder die vegane Duftkollektion der Firma The 7 Virtues (Die sieben Tugenden), die außer durch ihre Aromen auch durch eine Botschaft besticht: „Make Perfume, not War.“ Das kanadische Unternehmen bezieht die Rohstoffe bei Bauern in Kriegs- und Krisengebieten der Erde. Durch den Anbau der Pflanzen können die in Armut lebenden Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen und zum Wiederaufbau ihrer Länder beitragen.

Nelke und Rosmarin

Den Duft mediterraner Blüten und Kräuter vereint ein Parfüm von der Mittelmeerinsel Capri, das der Legende nach auf einem über 600 Jahre alten Rezept beruht. Der Prior des Klosters Certosa di San Giacomo hat die Kreation angeblich im Jahr 1380 beim Klosteralchimisten für den Besuch der Königin von Neapel, Johanna I. von Anjou, in Auftrag gegeben. Das Duftwasser „Garofilium Silvestre Caprese“ sollte dem allgegenwärtigen Muff eine frische Brise entgegensetzen.

Ein Prior entdeckte die mittelalterliche Formel 1948 in der Kartause wieder. Mit Erlaubnis des Papstes übergab er sie einem Chemiker aus Piemont. Dieser ließ die Mischung aus Rosmarin, wilder Nelke und anderen Blüten aus Capri in einem kleinen Labor leicht abgewandelt wiederaufleben. Der Name: „Carthusia“, also „Kartause“.

Duft mit individueller Note

Jessica Peter sieht ihren Laden eher als eine Galerie und weniger als normales Geschäft. „Ich stelle die Kunst von weltbekannten Parfümeuren aus, die ihr Herzblut in ihre Kreationen einfließen lassen“, schwärmt die Amerikanerin, die der Liebe wegen aus dem „verrückt hektischen New York“ ins gemütliche Nürnberg gezogen ist.

Zarko Pavlov aus Dänemark zum Beispiel kreiert Parfüms, deren Moleküle ihre Duftwirkung erst auf der Haut der Trägerin entfalten und bei jeder Frau anders riechen.

Sinnlich und verführerisch: Düfte mit Geschichte

Dass Jessica Peter keine Allerweltsdüfte verkauft, hat zwei Gründe. Zum einen will sie sich mit ihrem Sortiment vom Massengeschmack und dem Kostendruck distanzieren, den die überall erhältliche Industrieware vorgibt. Zum anderen hat sie sich lange genug mit der Parfüm-Herstellung beschäftigt und in der Beautybranche gearbeitet und dabei handwerkliche, und nicht industriell hergestellte Düfte lieben gelernt.

Besonders feine Kreationen haben denn auch ihren Preis: Ein Flakon von Aedes, ein von zwei nach New York umgezogenen Bayern entwickeltes Parfüm mit dezenter Weihrauchnote, kostet 210 Euro.

Aber es geht auch deutlich günstiger. Der „Nürnberg Duft“ von Frank Wessnitzer mit einem Hauch Zimt, der an einen frisch gebackenen Lebkuchen erinnert, kostet 29 Euro pro Fläschchen. Er ist nicht nur bei Touristen beliebt, sondern auch bei heimatverbundenen Nürnbergern, die ihn für sich selbst oder als Mitbringsel für Freunde erstehen.

Fünf Milliliter abfüllen lassen

Ob teuer oder günstig: Peter bietet einen Service, den es in keiner anderen Parfümerie gibt. Sie füllt die edlen Tröpfchen auch in kleine Mengen von fünf oder zehn Millilitern ab. So kann man sich fünf Düfte gönnen, statt nur einen einzigen.

Jessica Peter weiß: „Die Leute haben Spaß daran, zu experimentieren. Und für mich gibt es nichts Schöneres, als wenn eine Kundin ein Parfüm findet, das bei ihr Erinnerungen und Emotionen weckt.“

Die Galerie Parfum in der Weißgebergasse 22 ist Dienstag bis Freitag jeweils von 11 bis 19 Uhr und am Samstag von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Mehr Informationen finden Sie unter: www.galerieparfum.com

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