Sör fällt markante Robinien in Nürnberger Altstadt

28.4.2014, 05:58 Uhr
Sör fällt markante Robinien in Nürnberger Altstadt

© Stefan Hippel

„Wir sind lernfähig“, unterstreicht Marco Daume, Technischer Werkleiter bei Sör. Nach dem Aufschrei in der Bevölkerung über die unsensible Abholzaktion bei der Industrie- und Handelskammer wollte es die Verwaltung diesmal besser machen: Ein Vorab-Spaziergang für Interessierte zu den Standorten sollte Verständnis für die Notwendigkeit des Baumfällens wecken, zumal diesmal unter anderem beeindruckend große, markante Robinien betroffen sind.

Sturm der Entrüstung vermeiden

Doch so sehr die Bürger ansonsten über den aus ihrer Sicht oft allzu raschen Einsatz der Säge schimpfen, zum Ortstermin erschien dann doch nur eine Handvoll Interessierter. Die Sör-Gärtner bemühten sich trotzdem, jede Frage ausführlich zu klären. Das hing auch damit zusammen, dass diesmal bereits abgestorbene oder massiv geschädigte Bäume an zentralen Orten wie dem Lorenzer Platz oder der Fußgängerzone betroffen sind.

Täglich kommen dort Zehntausende Passanten vorbei, sie sollen Bescheid wissen — ehe ein Sturm der Entrüstung anhebt. Die beiden alten, hohen Robinien an der Kreuzung König-/Adlerstraße sehen schon schwer gezeichnet aus. Eine hat eine verkohlte Rinde: Unbekannte hatten dort herumliegende gelbe Säcke abgefackelt, der Baum wurde dadurch schon zum zweiten Mal in den vergangenen Jahren schwer geschädigt.

Karl Peßler, Leiter der Sör-Baumpflege, beobachtete das Gehölz seit langem genau, ob es vielleicht den zweiten Brand doch noch übersteht — wie eben den ersten auch. Doch nun senkt sich der Daumen nach unten: Die Vitalität ist zu gering, mit der Robinie geht es zu Ende. Genauso schlecht steht es um den pflanzlichen Nachbarn, direkt an der Einmündung zur Königstraße. Bedenklich schief hängt der kahle Baum in die Fußgängerzone hinein. Wegen akuter Bruch- oder Umsturzgefahr werden die beiden Patienten diese Woche abgesägt.

 Neue Bäume werden nachgepflanzt

Während an anderen Standorten die Baumscheiben jahrelang leerstehen, setzt Sör bei den elf Altstadt-Standorten sofort nach: Ein unattraktives Loch will man sich in der Fußgängerzone dann doch nicht leisten. Die beiden Eisenholzbäume, welche die Robinien an der Kreuzung Kaiser-/ Königstraße ersetzen, werden so rasch eingepflanzt, dass sie im Herbst ihre Grube noch einmal kurzfristig verlassen müssen. Denn: Der umfassende Aushub kann auf die Schnelle nicht erledigt werden. Erst müssen Fachleute den unterirdischen Verlauf von Kabeln und Rohren regeln. Doch weil man Touristen und Besuchern der Fußgängerzone im Sommer keine öden Löcher präsentieren will, kommt es an dieser Stelle zur etwas kuriosen, zweimaligen Pflanzung.

In der südlichen Altstadt stehen 771 teilweise alte Bäume mit prächtigen Kronen, die Sör regelmäßig kontrolliert. Gerade im teilweise ziemlich zugepflasterten Zentrum setzen die „grünen Riesen“ einen optischen Kontrapunkt. 13 städtische Baumpfleger begutachten Bäume im Stadtgebiet zweimal pro Jahr: einmal ohne Laub, einmal in voller Pracht. So bekommen die Gärtner einen relativ weitreichenden Überblick über den Zustand. Ihre Beobachtungen finden Niederschlag im städtischen Kataster: Dort sind die Baumstandorte — etwa der Altstadt — mit grünen, gelben und roten Punkten gekennzeichnet. Rot bedeutet: Baumfällung, Gelb weist auf absterbende Arten hin und Grün signalisiert: in Ordnung.

Entlang der Königstraße fällt im Kataster eine lange Reihe gelber Punkte auf. Baum-Experte Peßler erklärt die Häufung so: „Die alten Bäume haben den Standort regelrecht leer gefressen. Das kann man nicht mehr mit Düngung ausgleichen.“ Über kurz oder lang werden sie ersetzt. Im Bereich Karl-Grillenberger-Straße sorgen sehr kleine Baumscheiben für etliche gelbe Punkte. Ziel der Sör-Fachleute ist, grundsätzlich jedem neuen Baum eine 16 Kubikmeter große Pflanzgrube mit nährstoffreichem Substrat zu verschaffen.

Spezialpflaster für Regen

Dies verschaffe den Innenstadt-Bäumen bessere Bedingungen, auch wenn ihre Lebenserwartung im Vergleich zu Parkbäumen trotzdem deutlich geringer ist. Neben größeren Baumscheiben bessert die Stadt mit kleinen Maßnahmen nach: So sollen wasserdurchlässigere Fugen und Spezialpflaster mehr Regen in den Boden versickern lassen.

Doch letztlich ist es natürlich auch eine Frage des Geldes: In den vergangenen Jahren kamen zur Pauschale von 275.000 Euro jeweils 100.000 Euro aus dem städtischen Haushalt dazu. Für 2014 kann Sör dank Spenden — etwa von der Sparkasse und anderen Institutionen — sogar über insgesamt 800.000 Euro verfügen. Ein außergewöhnlich gutes Budget.

Auch wenn sich die Sör-Mitarbeiter beim Rundgang um umfassende Information der Bürger bemüht haben, so blieb bei manchem doch ein gewisses Misstrauen: „Sie haben doch kein rechtes Herz für das Grün, die Burschen“, meint Susanne Geiger-Schmitt vom Bürgerverein Altstadt, „sie nennen immer tausend Gründe, warum etwas nicht geht.“

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