Sozialkaufhaus schließt nach drittem Wassereinbruch

22.7.2014, 20:48 Uhr
Sozialkaufhaus schließt nach drittem Wassereinbruch

© Günter Distler

Es ist der dritte Wassereinbruch innerhalb von drei Jahren im Geschäft von Monika Rothgängel nach einem Unwetter. Sie ist die Inhaberin des kommerziell betriebenen Sozialkaufhauses. Das Konzept dahinter: Ehemann Friedrich Rothgängel bietet Wohnungsauflösungen an. Was die Angehörigen von Verstorbenen oder von Menschen, die in Pflegeheime umziehen, nicht benötigen, übernimmt er. Unbrauchbares aus dem Hausrat fährt er auf den Recyclinghof, die brauchbaren Teile landen im Sozialkaufhaus seiner Frau, das sich in der Schwannstraße 2 befindet.

Nachlass auf Ware

Die Familie aus dem Landkreis Ansbach ist seit 1988 im Gebrauchtwaren-Geschäft aktiv. Das Sozialkaufhaus in Nürnberg hat sie vor mehr als drei Jahren eröffnet. „Obwohl der Laden kommerziell betrieben wird, stand bei uns nie der Erlös, sondern der Mensch im Vordergrund“, so Monika Rothgängel. Auf die Ware gibt sie sogar 20 Prozent Nachlass, wenn ein Kunde nachweisen kann, dass er Student oder Hartz-IV-Empfänger ist.

Am Tag nach dem Unwetter vom 13. Juli war das Maß aber voll. Das Untergeschoss im Kaufhaus war wieder überflutet, wie auch zig andere Keller im Süden der Stadt. „Der größte Teil meines Warenbestandes wurde vernichtet“, klagt sie. Teppiche, Elektrogeräte, Bücher, Möbel und vieles mehr standen im Wasser, das bis zu den Knien reichte. „Einige Bände vom Großen Brockhaus schwammen da herum, die ganzen Kleinmöbel waren klitschnass.“

Wer die Stufen nach unten steigt, dem schlägt schon modriger Dampf entgegen. Die Feuchtigkeit in der Luft ist nur schwer herauszubekommen. Auf Tapeziertische und Hocker stellte die Inhaberin, was noch zu retten war. Der Rest flog auf den Sperrmüll. Noch heute, zehn Tage nach dem Unwetter, stehen im Untergeschoss die Pfützen, nur langsam ist das Wasser durch den im Boden eingelassenen Ausguss abgeflossen. Den Rest schippt Rothgängel mit einem Schneeschieber immer wieder zum Ablauf. Wer den Schaden bezahlt? Die Betreiberin zuckt mit den Achseln. „Das bleibt wohl an mir hängen.“ Eine Versicherung habe sie sich nie leisten können.

Der zuständige Hausverwalter ist über die Ereignisse im Bilde. Auch, dass die Betreiberin ihr Geschäft aufgeben will. Die Kündigung liegt ihm bereits schriftlich vor. „Die Kanalisation der Stadt ist für solch heftige Regengüsse nicht gemacht“, resümiert er. Hunderte Keller mussten nach dem schlimmen Schauer in der gesamten Südstadt ausgepumpt werden. Aus Sicht der Verwaltung kann der Eigentümer eines Hauses dagegen nicht viel unternehmen.

Das sieht Burkhard Hagspiel, technischer Werkleiter der Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg (Sun), jedoch anders: „Viele wundern sich, wenn bei solchen Starkregen das Wasser in ihren Häusern aus der Toilette und den Abflüssen drückt und alles überschwemmt. Und das, obwohl Rückstauklappen am Gebäude verbaut sind.“ Die Klappen lassen im Normalfall zwar das Abwasser aus dem Haus in die städtische Kanalisation. Läuft diese schlagartig voll, weil Wassermassen bei heftigen Unwettern in alle Gullys und Schächte schwappten, hält die Rückstausicherung das Nass aus den Kanälen vom Haus ab.

Baufehler am Haus

Das ist die Theorie. Doch in der Praxis funktioniert das oft nicht. „Wir haben nach so einem Schauer immer bis zu 30 Beschwerden, dass das Wasser doch in die Häuser ging.“ In vielen Fällen stellt sich laut Hagspiel heraus, dass ein Baufehler am Gebäude dafür verantwortlich ist. Wenn nämlich die Wasserrinne vom Dach vor den Rückstauklappen das Nass ableitet und nicht dahinter. Weil der Kanal bei Unwetter verstopft ist, öffnen sich aber die Klappen nicht. Das Regenwasser vom Dach sucht sich einen anderen Weg — durch die Leitung ins Haus.

Derartige Erkenntnisse bringen Monika Rothgängel aber nicht weiter. Sie gibt ihr Geschäft in Gibitzenhof zum September hin auf. Und plant mit diesem Konzept auch einen Neuanfang — in Großhaslach im Landkreis Ansbach.

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