SPD fordert erneut Drogenkonsumraum in Nürnberg

22.6.2017, 21:02 Uhr
In 16 deutschen Städten gibt es bereits Drogenkonsumräume, in Nürnberg allerdings nicht. Das will die SPD ändern.

© dpa In 16 deutschen Städten gibt es bereits Drogenkonsumräume, in Nürnberg allerdings nicht. Das will die SPD ändern.

Anita Wojciechowski, die Gesundheitsexpertin der Genossen, berichtete von einem Besuch der SPD-Politiker in Essen. Im dortigen DKR, der an ein Drogenhilfezentrum angeschlossen sei, habe man viel Elend gesehen – aber eben auch, dass den "sehr kranken Menschen" geholfen werden könne.

In solchen Einrichtungen können Suchtkranke ihren Stoff im Beisein medizinisch geschulten Personals zu sich nehmen. Experten der Drogenhilfe argumentieren, dass mit einem solchen Angebot manch einsamer Tod in einer öffentlichen Toilette verhindert werden könnte. Die Stadt Essen durfte einen DKR einrichten, weil das Bundesland Nordrhein-Westfalen grünes Licht gegeben hat.

In Bayern sind die Räume aber nach wie vor verboten, die bayerische Staatsregierung ist dagegen. Wojciechowski plädierte für eine Aufhebung dieses Verbots: "Diese Gesellschaft sollte Barmherzigkeit zeigen." Unterstützung bekam sie von Christiane Alberternst (FDP) und Andrea Friedel (Grüne), die ihre Hoffnung ausdrückten, dass sich die CSU auf Landesebene in dieser Frage bewegt.

Die CSU-Sozialpolitiker des Stadtrats äußerten sich gestern nicht zum DKR, hatten aber mit gleich drei Anträgen zur Drogenhilfe überhaupt erst dafür gesorgt, dass das Thema auf die Tagesordnung kam. Insbesondere die Anfrage der Konservativen, ob mittels des Einsatzes von Naloxon nicht Todesfälle verhindert werden könnten, lieferte eine Steilvorlage für die DKR-Befürworter: Sozialamtschef Dieter Maly betonte, dass die Vergabe von Naloxon tatsächlich bei einer Überdosierung und dem folgenden Atemstillstand Leben retten kann.

Allerdings müsse eine geschulte Person das Notfallmedikament verabreichen. Das wäre, wie FDP-Rätin Alberternst bemerkte, in einem Konsumraum möglich. Auch die Mudra-Drogenhilfe hält an öffentlichen Fixerstuben fest.

Seit der Verdrängung der Drogenszene aus der Königstorpassage und dem Stadtgraben hat sich die hiesige Szene deutlich sichtbar in den öffentlichen Raum verlagert. Sie trifft sich vor dem Hauptbahnhof oder in stadtnahen Parks.

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