Spritze auf Spielplatz: Jetzt handeln die Eltern in St. Leonhard

29.10.2018, 05:57 Uhr
Drei Wochen nach dem Spritzen–Fund: Eltern sammelten gemeinsam und zum Teil auch mit ihren Kindern den Müll rund um den Spielplatz an der Leopoldstraße in St. Leonhard ein.

© Foto: Martin Schülbe Drei Wochen nach dem Spritzen–Fund: Eltern sammelten gemeinsam und zum Teil auch mit ihren Kindern den Müll rund um den Spielplatz an der Leopoldstraße in St. Leonhard ein.

Die gute Nachricht zuerst: Das sieben Jahre alte Mädchen, das Ende September mit offener Wunde eine blutverschmierte Spritze anfasste, hat sich dabei weder mit dem HI-Virus noch mit Hepatitis infiziert. Das hat die abschließende Untersuchung ergeben, berichtete ihr Vater jetzt auf dem Spielplatz in St. Leonhard, wo sich der Fall ereignet hatte.

Gemeinsam mit anderen Eltern hat er vergangenen Samstag dort aufgeräumt. Dabei fanden die Eltern eine weitere Spritze nebst Teelöffel-Werkzeug, mit dem Heroin mit Lösungsmittel erhitzt und dadurch flüssig gemacht wird. Auch Alufolie und kleine Plastiktüten lagen herum, deren Verwendung allerdings nicht eindeutig gewesen ist: Alufolie wird zum Rauchen von Crystal Meth verwendet, Plastiktüten dienen gern zur Weitergabe von Cannabis.

"Solche Tüten mit Cannabis haben wir hier schon oft gefunden", berichtete Banido Stang. Der 35-Jährige ist nach eigener Aussage auf diesem Spielplatz groß geworden: "Ich weiß, was hier los ist." Er weiß von nächtlichen Partys, gegen die seitens der Polizei nichts getan werde, und wenn man sie mal alarmiere, brauche sie ewig bis zur Ankunft. Neben Drogen fand man auch Schnapsflaschen im Sand, den Stang bei der Müllaktion mit dem Rechen durchkämmte.

"Alles andere als sicher"

Seine Kinder im Alter von drei Monaten bis 13 Jahren würde der Vater nicht unbeaufsichtigt hier spielen lassen. Er findet die Nürnberger Spielplätze "alles andere als sicher". Auf Vorsicht setzt auch der Papa einer Siebenjährigen: "Das Gebüschverbot besteht weiterhin." Das Bild, wie seine Tochter mit der Spritze aus dem Gebüsch gelaufen kam, bekommt er seitdem nicht mehr aus dem Kopf. "Was mir seitdem durch den Kopf gegangen ist, das wünsche ich niemandem", sagte er.

Nachts haben seine Frau und er immer wieder nach ihrer Tochter geschaut, ob es ihr gutgeht oder sich etwa die Wunde an ihrer Hand verändert hat. Die Erleichterung nach der Abschlussuntersuchung sei groß gewesen. Unvorstellbar der Gedanke, wäre das Ergebnis anders ausgefallen: "Ich habe mein Leben doch schon gelebt, aber meine Tochter nicht."

Entsorgt haben die Eltern um Lisa Janin, die die Müllaktion organisiert hat, auch viel Laub. "Es war einfach unmöglich, den Abfall von den Blättern zu trennen", berichteten sie. "Vielleicht hätten wir auch einen Laubbläser gebraucht." 20 Müllsäcke wurden am Ende an den Servicebetrieb Öffentlicher Raum übergeben, der diese kostenlos zur Entsorgung mitgenommen hat. Ganz fertig wurden sie allerdings nicht, "dafür hatten wir einfach nicht genug Hände", lautete das Fazit.

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