Streit um entsorgte Pferdeskulptur geht weiter

31.8.2012, 15:25 Uhr
Streit um entsorgte Pferdeskulptur geht weiter

© Stefan Hippel

Kunst oder Gerümpel? Eine zersägte und in den Müll geworfene Pferde-Skulptur aus 18 000 Computertasten beschäftigt weiter die Justiz. Der Künstler Babis Panagiotidis und ein auf Schadenersatz verklagter Rentner konnten sich nicht auf einen Vergleich einigen. Nun soll ein Gutachter den Wert des Kunstwerks ermitteln.

Als Sachverständigen bestimmte das Oberlandesgericht (OLG) Nürnberg am Freitag den Leiter der Skulpturensammlung des Germanischen Nationalmuseums, Frank Matthias Kammel. Wann der zweitinstanzliche Prozess weitergeht, ist noch unklar. Ein Rentner hatte die in seiner Garage untergestellte Schaukelpferd-Skulptur entsorgt, nachdem ein Bekannter des Künstlers die Miete für die Garage nicht bezahlt hatte. Der Freund hatte das im Jahr 2009 mit dem „Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten“ ausgezeichnete Werk „Hedon is (my) Trojaner“ auf Bitten des Künstlers in der Garage untergestellt.

Mit der Kettensäge dem Kunstwerk zu Leibe gerückt

Ohne Räumungstitel in der Tasche ließ der rüstige Rentner seinen Sohn mit der Kettensäge anrücken, um die Pferdefigur in transportierbare Einzelteile zu zerlegen und auf einem Wertstoffhof zu entsorgen. In der ersten Instanz vor gut einem Jahr war der entstandene Schaden mit 73 500 Euro bewertet worden. Ein Vergleich in Höhe von 50 000 Euro war aber nicht zustande gekommen, da sich die Haftpflichtversicherung des Vermieters nicht an der Schadenersatzzahlung beteiligen wollte. Bis heute, so berichtete OLG-Richter Michael Hauck am Freitag, ist der Rentner allenfalls zur Zahlung von 5000 Euro bereit.

Behauptungen des Künstlers, er hätte sein Kunstwerk für mehr als 70 000 Euro verkaufen können, halte der Rentner für unglaubwürdig. Bei einer öffentlichen Verhandlung Ende Juli schätzte ein Fürther Galerist den Wert des 2,40 Meter hohen und 2,90 Meter langen Pferdeabbilds sogar auf rund 100 000 Euro. Ein Mitarbeiter der Nürnberger Zeitungsverlags, der seit 1993 den Kunstwettbewerb organisiert, gab in seiner Zeugenaussage vor drei Wochen den Wert des Kunstwerks noch höher an: Während der Ausstellung im Rahmen des Kunstwettbewerbs im Jahre 2009 sei „„Hedon is (my) Trojaner“ mit einem Betrag von 144 000 Euro versichert gewesen.

Den Künstler selbst macht der Fall schwer zu schaffen. Als er seinerzeit wegen eines Kaufangebotes nach „Hedon“ sehen wollte und die leere Garage vorfand, habe ihn fast der Schlag getroffen. „Ich war geschockt und musste nach Luft ringen“, berichtete er zum Prozessauftakt Ende Juli in einer Verhandlungspause. Besonders betroffen zeigte sich der Künstler von der rabiaten Art des Vermieters. Panagiotidis will jetzt eine zweite Version von „Hedon“ bauen. „Das ist eine Pflicht“, sagte der Grieche.

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