Streit um Online-Petition zum Eichenwäldchen

25.10.2017, 07:59 Uhr
Der Einspruch von Nachbarn wurde in erster Instanz vom Verwaltungsgericht in Ansbach zurückgewiesen. Jetzt sorgt eine anonyme Online-Petition zur Rettung des "Hugo-Distler-Wäldchens" zwischen Herrnhütte und Loher Moos für Aufregung.

© Roland Fengler Der Einspruch von Nachbarn wurde in erster Instanz vom Verwaltungsgericht in Ansbach zurückgewiesen. Jetzt sorgt eine anonyme Online-Petition zur Rettung des "Hugo-Distler-Wäldchens" zwischen Herrnhütte und Loher Moos für Aufregung.

Sie werfen den Gegnern vor, mit falschen Fakten Stimmung zu machen - 2700 Unterzeichner gibt es bereits. 

Vor sechseinhalb Jahren gab es in der Hugo-Distler-Straße schon einmal Streit. Damals hatte die Stadt die Zufahrt zu einer beliebten "wilden Parkfläche" gekappt, weil es auf einer Brachfläche Auswüchse gegeben hatte. Auf den 3800 Quadratmetern, die der Stadt gehörten, und den 5600 Quadratmetern, die Eigentum der städtisch verwalteten Marie-Hack-Stiftung sind, wurden Schrottautos samt Anhänger abgestellt und Schutt abgelagert. Man habe den Zustand nicht länger dulden können, betonte damals Liegenamtschef Claus Fleischmann. Trotz der Proteste aus der nahen Eigentumswohnanlage blieb es dabei - große Steine dienen am Rand bis dato als Schutz vor Falschparkern.

Schon 2011 plante die Stadt, das gesamte Grundstück zu vermarkten, das seit November 2000, als eine Tennisplatz-Verpachtung endete, ungenutzt ist. Die steigende Bevölkerungszahl führte dann auch zu konkreten Planungen im Zuge des Sofortprogramms der Stadt - und zu einem genehmigten Vorbescheidantrag im Jahr 2016. Dieser sieht eine kleine Siedlung mit 74 Wohneinheiten samt Tiefgarage sowie einen dreigruppigen Hortneubau vor. Als Bauherr firmierte das städtische Hochbauamt, laut Baureferent Daniel Ulrich liebäugelt die Stadtverwaltung aber mit einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft als Bauträger.

Das Problem: Die Klage von zwei betroffenen Anrainern stoppte erst mal das Verfahren, das Verwaltungsgericht in Ansbach wies den Widerspruch aber zurück. Da das Verfahren nun in die zweite Instanz geht, liegt das Neubauprojekt vorerst auf Eis.

Klage stoppte Verfahren

Derweil sorgt eine Internet-Petition auf der Plattform www.change.org, die sich primär an OB Ulrich Maly richtet, für große Aufregung. Unter dem Namen "Ziegelsteiner Grüne Ritter" wird die Rettung des "Hugo-Distler-Wäldchens" in Nürnberg-Ziegelstein gefordert. Die Verfasser prangern dabei an, "dass die Stadt alles daransetzt, ihren neuen Bebauungsplan im Nürnberger Stadtteil Ziegelstein durchzusetzen - ein Plan, der die Abholzung des halben Wäldchens im Dreieck Hugo-Distler-Straße, Ziegelsteinstraße und Herrnhüttestraße vorsieht!". Dabei handele es sich um "eine kleine grüne Oase, in der Kinder gerne spielen, Hunde spazieren geführt werden und an der sich jeder Spaziergänger auf dem Weg in den Marienbergpark erfreut", heißt es.

Bass erstaunt über diese Behauptungen ist Baureferent Ulrich. "Das ganze Eichenwäldchen ist nicht betroffen", betont er, es sei auch nie Bestandteil der Planungen gewesen. Dass auf der Brachfläche Pflanzen ausgetrieben hätten, habe damit nichts zu tun. Im Übrigen sei auch klar, dass ein Biotop, wo Eidechsen beheimatet sind, erhalten bleibe. Dass in der Online-Petition wiederholt Unwahres behauptet werde, sei "unredlich".

Ähnlich verärgert ist Bürgermeister Christian Vogel über den anonymen Protest im Internet. "Man kann natürlich dagegen sein, man kann das auch in Form von Protest artikulieren. Es ist aber weder dienlich noch okay, wenn dieser Protest absichtlich mit falschen Fakten gespickt wird." Vogel verweist dabei darauf, dass im Internet eine Fläche mit dem Eichenwäldchen an der Ziegelstein-/ Herrnhüttestraße genannt wird, "was natürlich falsch ist".

Derweil gebe es an der tatsächlich betroffenen Fläche in der Hugo-Distler-Straße in Herrnhütte keinen klassischen Baumbestand, sondern nur wild aufgegangene Sträucher und Büsche. Zudem sieht sich Vogel, der in Ziegelstein wohnt, auch persönlichen Angriffen ausgesetzt. Er verweist deshalb nachdrücklich auf das Positive am geplanten Projekt, von dem Kinder (Hort) und junge Familien (preisgünstige Wohnungen) profitieren sollen.

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