"Stück Plastik": Gesellschafts-Komödie im Gostner Hoftheater

17.1.2017, 13:47 Uhr

© Foto: Gostner

Ulrike ist die vielbeschäftigte Assistentin des redseligen Aktionskünstlers Serge Haulupa, ihr Mann Michael strampelt sich als Arzt ab, für den pubertär nervenden Sohn haben beide eigentlich keine Zeit. Also muss eine Putzfrau her, die nebenher auch noch nach den Hausaufgaben schaut. Aber der Umgang mit dem weniger gebildeten Personal hat so seine Tücken . . .

Marius von Mayernburg hat eine witzige Komödie über die gehobene Gesellschaft geschrieben, die gut sein will in allem, was sie tut, und sich dabei heillos verzettelt. Man tut verständnisvoll und ist zugleich überheblich, etwa, wenn Ulrike über das Geld schwadroniert, das ihr Mann herumliegen hat lassen und das die neue Putzhilfe Jessica doch sicher zum Diebstahl animieren wird: „Natürlich ist bei Ihnen die Verlockung viel größer als bei unsereinem, der täglich mit ganz anderen Summen operiert, nicht wahr?“

Finger in der Wunde

Michael will die Welt als Helfer bei „Ärzte ohne Grenzen“ retten, aber den Hintern kriegt er dann doch nicht hoch. Dazwischen funkt immer wieder der Künstler, der wortreich den Finger in die Wunden der gutgestellten Kleinfamilie legt, Verlogenheit offenlegt und damit ziemlich nervt. Nebenher bastelt er unablässig an seiner Skulptur für die nächste Performance.

„Bei uns ist sie aus Klopapier“, sagt Regisseur Stephan Thiel, der am Gostner Hoftheater zuletzt „Fundament“ und „Unter Verschluss“ inszeniert hat. Er ist begeistert von den scharf zugespitzten Dialogen im Stück, will aber zwischendurch auch das Tempo rausnehmen. „Das Ehepaar will immer das Beste, aber die Putzfrau Jessica und ihr Sohn entlarven ihre wahre Denkweise“, sagt Thiel. Denn es kommt auf die Feinheiten der Sprache an. „Wenn er über die afrikanischen Flüchtlinge sagt ,die kommen alle zu uns‘, ist das natürlich völlig unwahr, es kommt nur ein kleiner Teil. Aber genau das spiegelt auch die aktuelle Gesellschaftslage.“

Unter der Betondecke

Christian Vittinghoff hat wieder eine schlichte Bühne gebaut, auf der über allen eine Betondecke bedrohlich hängt. Die böse Farce über „die da oben“ und „jene da unten“ dürfte unterhaltsam werden. Es spielen Barbara Seifert, Thomas Witte, Christoph Schüchner, Hewig Arenz und Lena Stamm.

Premiere am 18. Januar, 20 Uhr. Vorstellungen bis 11. Februar, Karten-Telefon: 09 11/26 15 10.

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