Teure Hotels: Spielwarenmesse schickt Kunden nach München

2.2.2014, 06:51 Uhr
Teure Hotels: Spielwarenmesse schickt Kunden nach München

© Staudt

500 Euro für ein Einzelzimmer im Drei-Sterne-Haus: Wer zu Messezeiten in den einschlägigen Buchungsportalen suchte, stieß in den Vorjahren immer mal wieder auf solche Wucherpreise. Vor allem die ersten Messetage sind begehrt, die Hoteliers verlangen dementsprechend Aufschläge. Nicht unbedingt zur Freude der Veranstalter. „Wir haben nach Alternativen gesucht“, sagt Kyra Mende, Sprecherin der Spielwarenmesse.

„Nur eine Stunde Fahrt“

Auf der offiziellen Homepage werden deshalb nicht nur Spezialtarife in Nürnberger Partnerhotels und Privatunterkünfte des Buchungsportals airbnb beworben, sondern auch Unterkünfte in München. „Unschlagbare Hotelpreise erwarten Sie in der bayerischen Metropole München“, heißt es auf der entsprechenden Seite im Netz. „Mit nur einer Stunde Fahrzeit erwarten Sie die teilnehmenden Hotels mit Low-Season Rates.“ Das ICE-Ticket gibt es für Messekunden zum ermäßigten Tarif.

Das Angebot sei neu, sagt Mende, und nur eine Option. „Wir sind glücklich über jeden Gast, der in Nürnberg ein Zimmer findet.“ Doch wenn es zu teuer sei, kämen womöglich weniger Gäste — und das gefährde die Messe. Laut Mende haben allerdings nur „einige wenige“ Besucher eine Unterkunft in München gebucht.

Die Nürnberger Hoteliers reagieren dennoch verschnupft. Die Vorgehensweise der Messe sei „nicht besonders glücklich“, sagt Stefan Rottner, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes. „Ich halte das für überzogen.“ Den Vorwurf, dass die Branche zu Messezeiten zu hohe Aufschläge fordere, weist Rottner entscheiden zurück. „Im Vergleich zu anderen Messestädten sind die Preise hier absolut moderat“, findet er. „Nürnberg ist da ein braves Kind.“ Allerdings gebe es „bedauerliche Ausreißer“, und mit denen suche der Verband das Gespräch.

Rottner selbst verlangt in seinem Romantikhotel zu Messezeiten nach eigenen Angaben lediglich 15 Prozent mehr als sonst. Allerdings sei bei ihm auch das Restaurant ein „Umsatzträger“, dass kleine Häuser beispielsweise 50 Prozent aufschlagen, hält der Wirt für vertretbar.

Gleich das Fünffache zu verlangen, das sei allerdings nicht okay, sagt Daniela Hüttinger, Mitglied im Vorstand des Verkehrsvereins. Doch das Gros der Hoteliers halte sich an eine „moralische Obergrenze“. Diktieren könne der Verein die Preise jedoch nicht, „wenn wir Absprachen träfen, käme das Kartellamt“. Sie selbst verlange nur moderate Aufschläge und biete zu Messezeiten für Firmenkunden spezielle Pauschalen an.

Auch Jörg Hillebrecht betont, dass große Aussteller nicht etwa jene teilweise hohen Tarife zahlen, die bei kurzfristigen Buchungen über das Internet fällig sind. „Für sie gelten andere Preise“, sagt der Direktor des NH-Hotels Nürnberg City, eines der Partnerhotels der Spielwarenmesse. Generell richte sich der Preis nach Angebot und Nachfrage und könne von Tag zu Tag variieren. „Wir analysieren den Markt täglich und reagieren entsprechend.“

Wer jetzt im NH-Hotel übernachten will, zahlt deshalb 359 Euro pro Zimmer. Ähnliche Tarife verlangen laut Internet das Mövenpick Hotel am Flughafen und das Congress Hotel Mercure.

Günstige Angebote

Doch es geht auch günstiger, wie ein Blick ins offizielle städtische Buchungsportal verrät. Im Noris Hotel und im Ramada Landhotel übernachten die Besucher trotz Messe für 129 Euro pro Nacht. Findige Gäste haben zudem die frisch renovierte Jugendherberge als günstiges Quartier entdeckt. Das Haus sei derzeit komplett ausgebucht, sagt dessen Leiterin Sigrid Natterer. Messegäste zahlen einen Aufschlag von rund 80 Prozent, der Preis ist mit 95 Euro pro Nacht dennoch günstig.

Bewerben will die Jugendherberge das Angebot bei dieser speziellen Klientel jedoch nicht. „Das ist nicht unsere Zielgruppe“, sagt Natterer. „Außerdem wollen wir nicht in Konkurrenz zu den Hotels treten.“

Zahlreiche freie Zimmer in Nürnberg meldet derzeit auch das Internetportal HRS — für Daniela Hüttinger der Beleg, dass sich das Problem eventuell überzogener Tarife ohnehin erledigen wird. „Der Druck ist jetzt schon raus.“ Und zu den derzeit 16.000 Hotelbetten kommen demnächst noch einmal 1000 hinzu.

Die Zimmersituation sei sehr entspannt, so Gerhard Arnold, in der Congress- und Tourismuszentrale zuständig für die Marktforschung. „Ich habe nicht das Gefühl, das es derzeit keine Zimmer zu angemessenen Preisen gibt.“ Gewisse Schwankungen seien normal, „das ist kein Nürnberger Phänomen“. Und es sei auch nicht typisch für die Hotelbranche. „Bei Flugbuchungen im Internet ist das ähnlich.“

Dass die Messe auch für Übernachtungen in München wirbt, regt Arnold ohnehin nicht weiter auf. „Umgekehrt läuft das schon länger so, bei großen Veranstaltungen weichen die Leute nach Nürnberg aus.“
 

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