Todesanzeigen gegen Neonazi-Gegner: Polizei tappt im Dunken

30.11.2015, 17:57 Uhr
Todesanzeigen gegen Neonazi-Gegner: Polizei tappt im Dunken

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Bei der Suche nach den Absendern von Todesdrohungen an Neonazi-Gegner im Großraum Nürnberg tappt die Polizei weiter im Dunkeln. Die Ermittlungen stünden ganz am Anfang, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Klar sei nur, dass die E-Mails von einem Computer-Server im asiatischen Raum abgesetzt wurden. "Unsere Fachleute versuchen nun, über den Serverbetreiber Schritt für Schritt weiterzukommen", sagte der Sprecher. Solche Ermittlungen gestalteten sich aber schwierig. Bisher habe die Kripo auch noch nicht mit allen fünf Betroffenen sprechen können.

Neben einem Journalisten des Bayerischen Rundfunks hatten ein Gewerkschaftssekretär, ein Mitarbeiter der SPD, ein Nürnberger Stadtratsmitglied der Linken und die Nürnberger Sozialwissenschaftlerin Birgit Mair per E-Mail am vergangenen Freitag eine fingierte, individuell gestaltete Todesanzeige erhalten. Einige von ihnen stellten Strafantrag. Bereits am Wochenende hatten alle fünf Betroffenen erklärt, dass sie sich von der Todesdrohung nicht einschüchtern ließen.

Mair, die seit Jahren an Schulen und vor Lehrern über die Neonazis-Szene informiert, reagierte mit Sarkasmus auf die fingierte Todesanzeuge mit ihrem Namen: "Ich habe sofort gedacht, als ich hörte, wer noch ein solche Todesdrohung erhalten hat: "Na, da treffen sie ja schon die Richtigen"." Die Aktion zeige, wie genervt die rechte Szene sei, "weil wir ihr dieses Jahr gehörig versaut haben". Dabei verwies Mair auf die 25 Gegenveranstaltungen allein in Nürnberg in diesem Jahr. So viele Proteste gegen die Neonazi-Szene habe es in der Region nie zuvor gegeben.

In der an Mair gerichteten fingierten Todesanzeige heißt es: "An Schulen betreibst du Gehirnwäsche an deutschen Kindern, hetzt gegen die nationalsozialistische Idee. Damit ist jetzt Schluss. Keine Trauer, kein Vergeben".

Als Absender wird in der E-Mail "Nationalisten-Franken" aufgeführt. Mair vermutet die erst dieses Jahr gründete rechtsextreme Partei "Die Rechte" hinter der Aktion, ohne allerdings konkretere Hinweise zu haben. Viele Rechtsextreme in Bayern hätten sich nach dem Verbot des "Freien Netzes Süd" in der Partei zusammengeschlossen. Insgesamt aber sei die rechtsextreme Szene derzeit ziemlich zersplittert.