Trotz Kritik: Neuer Lidl am Hauptbahnhof "läuft gut an"

13.7.2015, 10:25 Uhr
Der neue Lidl am Nürnberger Hauptbahnhof ist schon am Montagvormittag schon gut besucht.

© Barbara Struller Der neue Lidl am Nürnberger Hauptbahnhof ist schon am Montagvormittag schon gut besucht.

Trotz Kritik: Neuer Lidl am Hauptbahnhof

© Barbara Struller

Es sind augenscheinlich zum großen Teil "normale" Kunden, die die neue Lidl-Filiale im Zwischengeschoß des Nürnberger Hauptbahnhofs erkunden. Also jene, die sich nicht mal schnell was für die Reise einpacken, sondern Joghurt, Fleisch und Gemüse in den Einkaufswagen legen. Bier allerdings gibt's vorerst nur bis 20 Uhr.

Natürlich trifft man auch auf Touristen, Geschäftsleute oder Rucksack-Reisende, die sich wirklich nur mit dem Snack für zwischendurch versorgen, aber der Markt - der ja auch diverse Non-Food-Artikel im Angebot hat - kann sich durchaus zum neuen Anlaufpunkt des Durchschnittskunden entwickeln.

"Wer nimmt schon einen Kohlkopf mit auf Reise?"

Für die Nürnbergerin Birgitt Moritz definitiv. Heute ist sie hier, weil sie neugierig auf den Lidl war, wie sie sagt. Bis jetzt hat sie erst eine Dose Kekse im Einkaufswagen. Birgitt Moritz kommt aus der Südstadt und in ihrer Nähe gibt es keinen Discounter, erklärt sie.

Sie schätzt das gute Preis-Leistungs-Verhältnis und will auf jeden Fall öfter herkommen. "Aber mit den langen Öffnungszeiten bin ich nicht einverstanden", schränkt sie ein. "Und wer nimmt schon einen Kohlkopf mit auf die Reise?", meint die Frau und deutet auf das Gemüseangebot neben sich.

Nein, einen Kohlkopf braucht als Wegzehrung niemand. Und auch kein Toilettenpapier, Eis und zwei Sechserpacks Getränke, die eine andere Kundin unter Mühe auf das Kassenband wuchtet. Der Kundenstamm wird sich also tatsächlich einpendeln zwischen dem Reisenden, der sich schnell versorgen will und dem durchschnittlichen Einkäufer, der für den täglichen Bedarf einkauft.

Wenig begeistert ist aber die Gewerkschaft Verdi von dem neuen Discounter am Hauptbahnhof - insbesondere von den Öffnungszeiten. Funktionär Adrijana Soldo etwa beklagt die "erhebliche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen".  Wer bis 22 Uhr arbeitet, habe keine Chance, währenddessen sein Kind in Kindergarten oder -krippe betreuen zu lassen. Auch die Kirche übt Kritik. "Alles hat seine Zeit, Ruhen hat seine Zeit und Arbeiten hat seine Zeit", sagt Norbert Feulner vom Evangelischen Kirchlichen Dienst. Dort fürchtet man durch die Eröffnung einen Dammbruch: "Da setzt sich eine wettbewerbsbedingte Konkurrenzspirale in Bewegung."

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