Unfallopfer in der Region müssen oft zu lange auf Rettung warten

28.4.2014, 05:43 Uhr
möchte Stangl optimiert wissen. Bundesweit liegt diese bei 70 Minuten, in Mittelfranken bei 80 Minuten. Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie möchte erreichen, dass Schwerverletzte innerhalb von 30 Minuten in eine Klinik gebracht werden. (Symbolbild)

© nn möchte Stangl optimiert wissen. Bundesweit liegt diese bei 70 Minuten, in Mittelfranken bei 80 Minuten. Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie möchte erreichen, dass Schwerverletzte innerhalb von 30 Minuten in eine Klinik gebracht werden. (Symbolbild)

Es sind Tragödien wie diese, die Dr. Richard Stangl vom Krankenhaus Rummelsberg bewogen haben, in Nürnberg den ersten Traumatag Mittelfrankens ins Leben zu rufen.

„Wenn wir von Traumata sprechen, dann müssen wir viel häufiger auch an die denken, die als Zeuge oder als Ersthelfer direkt betroffen sind“, betont er. Der Begriff „Trauma“ würde häufig fehlinterpretiert, es seien gerade die sogenannten Auffinder, denen man noch zu wenig Hilfe und Betreuung zukommen lasse.

Und auch die Rettungszeit möchte Stangl optimiert wissen. Bundesweit liegt diese bei 70 Minuten, in Mittelfranken bei 80 Minuten. Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie möchte erreichen, dass Schwerverletzte innerhalb von 30 Minuten in eine Klinik gebracht werden. „Wir sind in diesem Bereich noch viel zu abhängig von ehrenamtlichem Engagement. Dies zu professionalisieren ist eine existentielle Frage.“

Um diesen Themen Aufmerksamkeit zu verschaffen und um den Austausch zwischen den einzelnen Institutionen zu fördern, hat das Krankenhaus auf dem Gelände der Friedrich-Alexander-Universität Notärzte, Rettungssanitäter, Kliniken und Krankenkassen zu einer Fachtagung eingeladen. Seminare und Workshops vermittelten den rund 200 Gästen beispielsweise Informationen über eine schnelle Erstrettung oder Wissen über effiziente Behandlungsmethoden.

Eine waghalsige Bergrettung wurde vorgeführt, Rettungssanitäter waren mit Einsatzfahrzeugen vor Ort und erläuterten deren Ausstattung. Und immer wieder wurden Fallbeispiele vorgestellt, die das vielleicht wichtigste Anliegen des Tages verdeutlichen sollten: „Jeder Tote, aber auch jeder schwer verletzte Mensch ist einer zu viel.“

Kliniken arbeiten zusammen

Zwölf Kliniken in Mittelfranken haben sich in den vergangenen Jahren zum sogenannten Traumanetzwerk zusammengeschlossen. Hier soll eine enge Vernetzung und Abstimmung die Zeit verringern, die bis zum Auffinden und Behandeln schwer verletzter Personen vergeht.

Dies gelinge noch nicht überall, sagt Stangl, „in Hersbruck stirbt man beispielsweise schneller, weil die Rettungszeiten dort einfach länger sind“. Das liege mitnichten an den Mitarbeitern oder deren Engagement, vielmehr fehle es zu häufig an den ausreichenden Mitteln und politischen Lösungen. „Wir können nur so gut sein wie die Möglichkeiten, die wir haben“, mahnt er.

Bereits jetzt komme es in ländlichen Gegenden und zu nächtlichen Zeiten zu Unterversorgungen. In den einsatzschwachen Notarztstandorten wie Hersbruck müssten Notarztschichten bereits durch Nürnberger Klinikärzte abgedeckt werden. Auch sei in Hersbruck und Lauf an mehreren Tagen im Jahr überhaupt kein Notarzt vor Ort gewesen.

Stangl regte auch das Berufsbild des Notfallsanitäters an, das vielleicht den Notarzt ersetzen könne. Man habe bewusst die Öffentlichkeit gesucht, um sowohl Bürger als auch Politik für diese Themen zu sensibilisieren, berichtete Stangl, der sich zufrieden zeigte mit der Resonanz. Eine Wiederholung des Aktionstages ist für 2016 angedacht.

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