"Urlaub 66": Erste Urlaubsmesse ließ Nürnberger träumen

9.2.2016, 07:34 Uhr
Der Andrang war groß: Die erste Urlaubsmesse in Nürnberg wurde 1966 zum Publikumsmagnet.

© Afag Der Andrang war groß: Die erste Urlaubsmesse in Nürnberg wurde 1966 zum Publikumsmagnet.

Der 12. März 1966 war ein besonderer Tag für Nürnberg. In den damaligen Messehallen am Berliner Platz eröffnete die "Urlaub 66" — die erste Schau in Bayern, bei der 141 Firmen alles Neue und Wichtige rund um das Thema Ferien boten. Gleich 17 000 Besucher nutzten am ersten Wochenende die Chance, sich über Urlaubsziele, Schwimmbecken, Wohnwagen, Boote oder Campingzubehör zu informieren.

Oberbürgermeister Andreas Urschlechter erklärte bei der Eröffnung, dass die Nürnberger schon im Mittelalter als Handelsleute viel und gern gereist seien. "Man kann hinfahren wo man will — man trifft bestimmt einen Nürnberger." In diesem Sinne wünschte er, dass die neue Ausstellung "hoffentlich vielen Besuchern den Blick in das weite Tor der Welt ermöglichen wird".

Heiko Könicke, Geschäftsführer der Afag Messe und Ausstellungen, hat zu dieser Vorläufer-Messe der "Freizeit, Touristik und Garten" (heuer vom 24. bis 28. Februar im Messezentrum) eine ganz besondere Beziehung. Als Werbeassistent bei der Hamburg Messe hatte er die Deutsche Bootsausstellung oder die Touristikmesse kennengelernt und sich überlegt, dass so ein Angebot auch in Nürnberg ankommen könnte. Die Idee gefiel seinem Vater Helmuth Könicke, damals Chef der Afag. Und nachdem der Senior es mit der Devise hielt, wer ein neues Projekt vorschlägt, muss es auch umsetzen, machte sich Sohn Heiko als junger Werbeleiter bei der Afag 1965 ans Werk. Ein Jahr später öffnete die "Urlaub 66" ihre Pforten.

Mit dem Auto ans Ziel

"Das war eine sehr spannende Zeit", erinnert sich Könicke. Der Ferntourismus boomte — doch der Begriff "Fern" hatte damals noch eine bescheidene Dimension. Die Traumziele der Nürnberger waren 1966 Rumänien, das Schwarze Meer, Italien, Südtirol, Griechenland und Spanien. Und meistens stiegen die Urlauber ins Auto, um ihr Ferienziel nach oft tagelanger Reise zu erreichen.

"Nürnberg war besonders für die Alpenanliegerstaaten ein höchst interessanter Markt. Da wurde oft gleich eine ganze Halle gemietet und ein aufwendiges Programm mit Folklore und kulinarischen Spezialitäten geboten", erzählt Könicke. Die Besucher schleppten tütenweise Prospektmaterial nach Hause, um dann in Ruhe im heimischen Wohnzimmer die nächsten Ferien zu planen. Denn Touristik-
anbieter direkt vor Ort gab es damals sonst nirgendwo.

Die ersten Pläne für ein fränkisches Seenland beflügelten noch eine weitere Branche: "Plötzlich waren Boote und Segelyachten auch ein großes Thema in Franken. Das war damals ein Riesenhype und hat tatsächlich viel bewegt," meint Könicke. Auch Wohnwagen ließen die Herzen der Nürnberger höher schlagen — so ein "Bungalow auf Rädern" war das Sinnbild von Freiheit.

Überfüllte Hallen

"Natürlich war der Markt für solche großen Anschaffungen noch klein, die Leute hatten wenig Geld. Aber das Interesse beim Publikum war dennoch riesengroß. Viele haben dann von langer Hand jahrelang gespart, bis sie sich dann das Boot oder den Wohnwagen leisten konnten", so Könicke.

Und noch etwas war anders als heute: "Die Leute hatten keine Zeit, werktags eine Ausstellung zu besuchen. Freizeit in dem Sinn wie heute gab es damals nicht", erzählt der Messemacher. Es herrschte Vollbeschäftigung, von einer 36,5 Stunden-Woche konnten die Menschen nur träumen. "Unter der Woche konnten wir jeden Besucher sozusagen mit Handschlag persönlich begrüßen", erinnert sich Könicke und lacht. Er hat deshalb damals seine Mitarbeiter an Werktagen immer wieder durch die Gänge gescheucht — manchmal mit wechselnden Jacketts, damit die Aussteller auch "Publikum" sehen konnten.

An den Wochenenden war es in den Hallen dagegen so proppenvoll, dass sie zeitweise gesperrt werden mussten. Sehr gefragt war auch ein Service der Post: Sie stellte Telefone auf, mit denen sich die Besucher über das Reisewetter informieren konnten. Ja, es gab sie wirklich, die Zeit ohne Internet und Handy-App.

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