Viele Familien sind von Obdachlosigkeit bedroht

14.12.2013, 10:05 Uhr
Viele Familien sind von  Obdachlosigkeit bedroht

© Roland Fengler

„Viele Familien sind von Obdachlosigkeit bedroht“, sagt Heike Markl vom Verein „Sprungbrett“. „Wenn wir es nicht schaffen, ihnen eine Wohnung zu vermitteln, dann ist es vorbei.“ Das ist manchmal alles andere als leicht. Der Nürnberger Wohnungsmarkt ist leergefegt.

Wird ausnahmsweise doch einmal eine günstige Bleibe angeboten, so stehen die Bewerber Schlange. Können sich die Familien dann nicht gegen die Konkurrenz durchsetzen, droht den Eltern die Unterbringung in einer Obdachlosenpension, während die Kinder getrennt von ihnen in anderen Einrichtungen unterkommen müssen.

Dieses Schreckensszenario wollen die Mitarbeiter vom „Sprungbrett“ verhindern. Dabei greifen sie aber nicht erst dann helfend ein, wenn die Familien schon kurz vor der Wohnungslosigkeit stehen. Der Verein arbeitet schon im Vorfeld daran, Schlimmeres zu verhindern. Etwa wenn das Jugendamt Familien in Schieflage an die Einrichtung verweist. Dann versuchen die Mitarbeiterinnen erst einmal, das Vertrauen der Familien zu gewinnen und die Probleme zu analysieren. Das ist manchmal gar nicht so leicht, zu groß ist oft die Scham der betroffenen Familien.

„Wenn dann aber eine vertrauensvolle Beziehung da ist, dann klappt es auch, ihnen wieder auf die Beine zu helfen“, sagt Christine Ortner, die Geschäftsführerin des Vereins. „Wir kümmern uns dann darum, dass die Kinder einen Kitaplatz bekommen, Grundversorgung und Erziehung funktionieren und die Familien wieder allein klarkommen können.“

So schwer die Schicksale klingen, die viele Familien erleiden, bevor sie beim „Sprungbrett“ landen, so viel Hoffnung geben auch die Fortschritte, die viele Klienten machen. So kümmern sich die Mitarbeiterinnen etwa auch um einen Flüchtlingsjungen aus dem Irak.

Weil sie Christen sind, wurde seine Familie in der Heimat verfolgt, im vergangenen Jahr kam der heute 16-Jährige dann ohne seine Eltern nach Deutschland. Mittlerweile hat er die deutsche Sprache gelernt. So gut, dass er jetzt sogar den Quali in der Tasche hat und eine Lehrstelle antreten konnte. Derzeit lebt der Junge bei seinem Bruder, kann dort jedoch auf keinen Fall bleiben. Wenn er nicht so schnell wie möglich ein Zimmer oder eine kleine Wohnung findet, droht ihm die Unterbringung in einem Asylbewerberheim. Die Fortschritte, die sich der ehrgeizige Jugendliche hier hart erkämpft hat, wären dann unter Umständen dahin.

Eine Wohnung sucht das „Sprungbrett“ auch für einen 17-Jährigen, der derzeit zusammen mit seiner Mutter in einer Zweizimmerwohnung lebt. Ein eigenes Zimmer hat er nicht. Der Platz, an dem sein Bett steht, ist lediglich durch eine Schrankwand vom Bett seiner Mutter getrennt. Eigene vier Wände würden auch ihm ein Stück Unbeschwertheit zu Weihnachten bescheren.



Sachspenden nimmt der Verein (nach telefonischer Rücksprache unter 9330569) in seinen Räumen in der Steinstraße 1 entgegen. Darüber hinaus freut sich das „Sprungbrett“ über Geldspenden. Spendenkonto 259960858 bei der Postbank Nürnberg, BLZ 76010085, Stichwort „Wunschzettel“.
 

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