Volleyballtrainer wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt

7.2.2017, 08:30 Uhr
Ein 59-jähriger Sportlehrer soll seinen minderjährigen Schüler jahrelang missbraucht haben. Der heute 28-Jährige erstatte aus Scham und Angst erst Jahre später Anzeige.

© colourbox.de Ein 59-jähriger Sportlehrer soll seinen minderjährigen Schüler jahrelang missbraucht haben. Der heute 28-Jährige erstatte aus Scham und Angst erst Jahre später Anzeige.

Viele Jahre sind vergangen, dennoch erinnert sich Marc T. (Name geändert) noch genau, wie sich zu seinem früheren Volleyballtrainer erst eine enge Freundschaft entwickelte und später sexuelle Übergriffe stattfanden.

Vor der Zweiten Strafkammer des Landgerichts berichtete der 28-jährige Student am Montag, wie er bei einem Zeltlager Ende der 1990er-Jahre in Schweden Vertrauen zu seinem damaligen Trainer fasste. Anschließend verbrachte der damals etwa zehn Jahre alte Grundschüler fast jedes Wochenende mit seinem Coach.

Schwimmbadbesuche, Motorradtouren, Spieleabende und Reisen standen auf dem Programm. Oft übernachtete T. bei dem Lehrer, irgendwann sogar in dessen Bett.

Dort kam es nach Aussage des Studenten aus Nürnberg zu den ersten sexuellen Übergriffen seines Trainers. "Ich habe mich anfangs schlafend gestellt", erinnert er sich. Die Praktiken seien mit der Zeit heftiger geworden, unter anderem habe sein Trainer Oralverkehr verlangt.

Fast jedes Wochenende, bei gemeinsamen Urlaubsreisen und Fahrten mit dem Sportverein soll sich der Mann an dem Jungen vergangenen haben - über viele Jahre hinweg. "Erst als ich meine erste feste Freundin hatte, hat es aufgehört" so Marc T.

Sorge um weitere Opfer

Ihm sei zwar klar gewesen, dass das Verhalten seines Trainers nicht in Ordnung war. Trotzdem offenbarte er sich aus Scham und Angst erst viele Jahre später Freunden und Eltern. Die Reaktionen seines Umfeldes und die Sorge um andere Opfer, darunter zwei Neffen des 59-Jährigen, hätten ihn schließlich dazu motiviert, Anzeige zu erstatten.

"Die Vorwürfe sind unzutreffend", erklärte am Montag Rechtsanwalt Peter Doll für den angeklagten Trainer. Er beantragte gemeinsam mit seinem Verteidiger-Kollegen Harald Straßner, ein aussagepsychologisches Gutachten über Marc T. einzuholen.

Grund: Der Geschädigte wurde 2015 mit Wahnvorstellungen ins Nordklinikum eingeliefert. Zuvor hatte er verschiedene Drogen, darunter sogenannte Magic Mushrooms, konsumiert. Bei seiner Aussage bei der Polizei soll der 28-Jährige noch nicht wieder ganz klar im Kopf gewesen sein.

Über den Antrag wurde noch nicht entschieden. Das Gericht forderte aber die Krankenakte von T. an. An einem der nächsten Verhandlungstage wird auch die behandelnde Ärztin im Zeugenstand befragt.