Waffel halten! Nachtleben-Kampagne soll für Ruhe sorgen

29.6.2016, 06:00 Uhr
Waffel halten! Nachtleben-Kampagne soll für Ruhe sorgen

© Horst Linke

Wenn zum Pressetermin ins Rathaus geladen wird, dann gibt es normalerweise nichts zu essen. Diesmal werden die Journalisten aber mit Waffeln versorgt. Natürlich nicht (nur), weil man ihnen etwas Gutes tun will. Nein, sie stehen symbolisch für die Kampagne, die das Nachtleben friedvoller gestalten soll. "Für meine Bar halt’ ich die Waffel", steht auf einem der Plakate, die künftig die Eingänge Nürnberger Bars und Clubs zieren sollen. Zwei weitere Plakate sollen die Gäste dazu bringen, draußen möglichst wenig Dreck zu hinterlassen.

"Das Verhältnis zwischen Nachtschwärmern und Nachbarn ist ein konfliktträchtiges Thema", sagt Christine Schüßler vom Bürgermeisteramt. Seit vielen Jahren gebe es deshalb in der Stadt einen runden Tisch, an dem Mitglieder des Bürgervereins Altstadt mit Wirten zusammensitzen und überlegen, wie ein Miteinander funktionieren kann.

Dass eine gemeinsame Lösung nötig ist, findet auch Robert Pollack vom Ordnungsamt. "Seit der neuen Sperrzeitregelung gibt es immer wieder Beschwerden", sagt er. Vor einigen Jahren sei das Thema derart hochgekocht, dass den Anwohnern unterstellt wurde, aus der Stadt ein Dorf machen zu wollen. Den Wirten habe man hingegen Verständnislosigkeit für die Belange der Nachbarn unterstellt, so Pollack. Dabei seien Nachbarn und Wirte eigentlich keine Kontrahenten, sondern gemeinsam an der Lösung des Problems interessiert, so Pollack.

"Wir sind keine Spaßbremsen", sagt Richard Auer vom Bürgerverein, "es passt schließlich auch nicht zu einer Metropolgroßstadt, wenn um 1 Uhr nachts die Gehsteige hochgeklappt werden." Durch die geänderte Sperrzeitregelung und das Rauchverbot, das zum Qualmen nach außen zwingt, habe sich die Situation für Anwohner jedoch verschärft. Gerhard Schmitt vom Bürgerverein pflichtet ihm bei: "Wir sind schließlich auch keine Asketen." Auch die Bürgervereinsmitglieder wollen sich ins Nachtleben stürzen. Nicht, um zu kontrollieren, sondern weil sie eben auch dazugehören.

Dies bestätigt auch Detlev Janetzek vom Menschenrechtsbüro, der in den Gespächsrunden als Mediator fungierte. "Aus den Konfliktparteien wurden Problempartner", sagt er. Nachbarn und Wirte seien schließlich gleichermaßen an einem Miteinander interessiert.

Fürther Verhältnisse sollen vermieden werden

"Wirte verursachen die Probleme nicht selbst", sagt Stephan Schulz von der "Mata Hari"-Bar an der Weißgerbergasse. Es liege vielmehr an Gästen, die sich manchmal nicht zu benehmen wissen. "Das fällt dann auf Wirte zurück." Schulz ist einer der Sprecher der Innenstadt-Wirte. "Wir wollen unsere Gäste sensibilisieren", sagt er, "schließlich ist deren Verhalten das Zünglein an der Waage." Michael Weghorn vom "Downtown" (Obere Schmiedgasse) sieht das genauso. "Wir appellieren an das, was uns unsere Eltern beigebracht haben", sagt er, "nämlich dass man sich ordentlich benimmt, auch wenn man nachts getrunken hat."

Einig sind sich alle in einem: eine verfahrene Situation wie an der Gustavstraße in Fürth wolle man unbedingt vermeiden.
Die Plakataktion soll dabei helfen, auch die Gäste ins Boot zu holen. Bei den Schildern allein soll es jedoch nicht bleiben. Die Wirte arbeiten bereits an einer Facebook-Seite, mit der sie möglichst viele Nachtschwärmer erreichen wollen. Eine eigene Webseite ist ebenfalls in Arbeit. "Denkbar wären außerdem Guerilla-Marketing-Aktionen", so Weghorn. So wolle man etwa Unternehmen ins Boot holen, die passend zu den Plakaten Waffeln für Nachtschwärmer spendieren.

Die Stadt hat für die Kampagne bislang 5000 Euro zur Verfügung gestellt. Eventuell wird das Budget auf 12.000 Euro aufgestockt. Dafür müssten jedoch mehr Wirte mitmachen. Bislang sind 20 Clubs und Bars in der Innenstadt bei der Initiative dabei. Neben dem "Downtown", und der "Mata Hari-Bar" hängen die Plakate vorerst unter anderem auch im "Mach1", im "Gemein und Gefährlich", in der "Bombe", im "Unrat", im "Wanderer" und im "Bieramt" aus. „Ich würde mir wünsche, dass sie bald an jeder Tür hängen“, sagt Robert Pollack.

7 Kommentare