Warum viele Flüchtlinge ein Smartphone besitzen

18.8.2015, 06:00 Uhr
Warum viele Flüchtlinge ein Smartphone besitzen

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"Für mich ist das Handy mein Leben", sagt etwa Hassan Moradi, Asylbewerber aus Afghanistan. Denn mit ihm kann er in Kontakt mit seiner Familie bleiben. Vor sieben Jahren floh er aus dem Land, seitdem hat er weder Mutter noch Geschwister wieder gesehen.

Regelmäßig telefoniert er nun mit seiner Familie über das Internet, er nutzt kostenlose Online-Dienste wie Skype oder Viber. Oder schickt per Online-Dienst WhatsApp ein paar Fotos, Sprach- oder Textnachrichten - dank Prepaid-Karte mit hohem Daten-Volumen ist das günstig:  Im Monat zahlt Hassan Moradi zehn bis 15 Euro für sie.

Zudem hat er vor drei Jahren ein gebrauchtes Smartphone für 200 Euro gekauft.  Das ist viel Geld für einen Asylbewerber, der mit aktuell 143 Euro Taschengeld im Moment über die Runden kommen muss. Doch Hassan Moradi, 22 Jahre alt, war es allemal wert, dafür zu sparen.

Viele Asylbewerber bringen ihr Telefon bereits aus der Heimat mit: In Afghanistan etwa sind Smartphones sogar günstiger als in Deutschland zu bekommen. Chinesische Importe überschwemmen dem Markt. Die Handys haben dann zwar nicht so viele Funktionen wie in Deutschland verkaufte Produkte, aber sie erlauben das Wesentliche: Mit ihnen kann man  ins Internet gehen.

Auch in Afrika sind Handys weit verbreitet: An vielen Orten sind die stationären Telefon- und Datennetze schlecht ausgebaut. Handyhersteller investieren aber massiv in Mobilfunknetze. Und inzwischen werden auf der ganzen Welt – wie auch in Deutschland – herkömmliche Handys, immer öfter durch internetfähige Smartphones abgelöst.

Daher haben viele Menschen schon ein Telefon dabei, wenn sie sich auf die Flucht machen. Es ist auf ihrem Weg oft das wichtigste Utensil: Dank GPS hilft es bei der Orientierung, es hält Kontakt zu Schleusern, zur Familie, die wissen will, wie es ihnen auf der Flucht ergeht. Es ersetzt Fotoalben – die Bilder von den Eltern, der eigenen Frau oder Kindern sind auf dem Telefon gespeichert. Und angekommen in der Fremde, ist es nicht nur die Verbindung nach zu Hause, sondern hält Kontakt zu den neuen Freunden in Deutschland.

Mit dem Smartphone kann gegoogelt werden, wo die Behörde ihren Sitz hat, bei der man den nächsten Termin hat, oder wie das Asylverfahren in Deutschland überhaupt abläuft. Übers Handy wird Radio gehört, Fernsehen geschaut, gespielt oder auch gelesen. Und  auch manches deutsche Wort nachgeschlagen, wenn man es nicht verstanden hat.

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