WBG: Wohnungsbau sorgt für Ärger

10.9.2014, 05:58 Uhr
WBG: Wohnungsbau sorgt für Ärger

© Pfrogner

Die Mieter in der Schillingstraße haben prominente Unterstützung bekommen. Die „Stadtbildinitiative Nürnberg“, in der unter anderem Architekten, Stadträte verschiedener Parteien, Bau- und Kunstexperten, die Altstadtfreunde, Geschichte für Alle und der Verein Baulust vereint sind, fordert die WBG auf, den 1919/20 errichteten Wohnkomplex nicht abzureißen, sondern zu sanieren. Mittlerweile gibt es auch eine Online-Petition. Gerät hier die städtische Wohnungsbaugesellschaft zunehmend in die Defensive?

WBG: Wohnungsbau sorgt für Ärger

© Roland Fengler

„Unsere Hauptaufgabe ist es, den Wohnungsbestand zu erhalten“, betont WBG-Geschäftsführer Ralf Schekira im Gespräch mit unserer Zeitung. „Dann können wir die Entwicklung eines Quartiers am besten betreiben.“ Er nennt als Beispiel die Wohnanlage in St. Johannis, wo 25 Millionen Euro in die Modernisierung investiert werden. Als Vorbild für künftige Quartiersentwicklung dient ihm die Plauener Straße am Nordostbahnhof.

Hier gebe es nicht nur verschiedene Wohnformen, etwa für Senioren oder Alleinerziehende, sondern auch einen Betreuungsstützpunkt und eine neue Kindertagesstätte. Diese verschiedenen Bausteine würden auch bei Vorhaben in der Johannisstraße, in der Bertha-von Suttner-Straße oder in Mögeldorf wichtige Funktionen für die Bewohner übernehmen.

Dazu gehört für ihn ein unterschiedliches Mietniveau, um verschiedenen sozialen Schichten im Quartier Platz bieten zu können. Dies spielt auch bei der Modernisierung in der „Parkwohnanlage“ aus den 1950er/60er Jahren in Sündersbühl eine Rolle. Hier geht es über Jahre um Investitionen von 100 Millionen Euro.

Dabei wählt die WBG drei verschiedene Stufen der Modernisierung. Nach einer Basismodernisierung steigt die Miete um 60 Cent pro Quadratmeter, nach einer Vollmodernisierung schon um 1,50 Euro. In beiden Fällen können die Mieter während der Arbeiten sogar in den Wohnungen bleiben. Während bei dem Umbau von weiteren Einheiten ein Auszug unvermeidbar sei, so Schekira, da Grundrisse in den Wohnungen verändert würden und das Gebäude auch aufgestockt werde. Danach beträgt die Kaltmiete 9,50 Euro. Der Schnitt in der Anlage liegt derzeit bei 5,90 Euro.

Manager wehrt sich

Der kommunale Wohnungs-Manager wehrt sich gegen den Vorwurf, mit dem geplanten Abriss der Wohnanlage zwischen Schilling- und Pillenreuther Straße den „einfachsten und bequemsten Weg“ für das Unternehmen zu gehen. Man habe vorher gründlich abgewogen, ob eine Sanierung möglich ist oder abgerissen werden soll, versichert er.

„Eine Modernisierung, bei der die Mieter dort wohnen bleiben, wäre wegen der alten Bausubstanz nicht möglich“, erklärt Schekira. Es handelt sich um etwa 150 Mieter in 71 Wohneinheiten. Sie hätten auf jeden Fall die Gebäude verlassen und umziehen müssen. Herausgekommen wäre dann „nur ein Kompromiss“, denn es sei nicht möglich, wegen der niedrigen Bauhöhen und kleinen Räume Barrierefreiheit zu schaffen. „Daher haben wir uns für Abriss und Neubau entschieden“, sagt der Geschäftsführer. Statt der bisher 71 würden künftig 130 bis 140 Wohnungen geschaffen, ein Drittel davon gefördert.

Schekira: „Wenn mehr Wohnraum benötigt wird, dann macht es doch Sinn, diesen in einem innerstädtischen Quartier zu schaffen.“ Vor allem spricht aus Sicht der WBG ein weiterer Grund dafür, genau an dieser Stelle mehr Wohnungen zu schaffen, was ja eine Forderung der Politik im Rathaus ist. „Wir müssen den Grund nicht erst teuer kaufen“, so Unternehmens-Sprecher Dieter Barth. Denn ein Kauf treibe die späteren Mieten in die Höhe, was wiederum dem Auftrag widerspricht, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Derzeit liegt laut Barth die Durchschnittsmiete bei der WBG bei 5,67 Euro pro Quadratmeter. Das ist rund ein Euro unter dem Durchschnittspreis im Mietspiegel. Es gebe in Nürnberg nur noch äußerst wenige freie Grundstücke, betont er. Nicht nur die WBG, auch andere Wohnungsbaugesellschaften seien daher gezwungen nachzuverdichten. „Wir nehmen unseren gesellschaftlichen Auftrag sehr ernst“, sagt Ralf Schekira. Deshalb würden bis 2020 auch 1000 neue Wohnungen gebaut werden.

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