Weihnachten in Grün: Das macht der Winterdienst momentan

22.12.2015, 20:10 Uhr
Alter Hase im Winterdienst: Zurzeit kümmert sich Charly Edler freilich um das Grünzeug am Fahrbahnrand oder fräst alte Baumwurzeln aus dem Boden.

© Roland Fengler Alter Hase im Winterdienst: Zurzeit kümmert sich Charly Edler freilich um das Grünzeug am Fahrbahnrand oder fräst alte Baumwurzeln aus dem Boden.

Ich bin neidisch, Herr Edler. Jetzt ’ne Tasse Kaffee und die Füße hoch. Darf ich mit Ihnen tauschen?

Charly Edler: Bitte sehr, aber Sie liegen falsch. Wenn 600 Mann bloß Däumchen drehen würden... Nur die Rufbereitschaft fällt weg bei der Wetterlage. Ich komme gerade aus Reichelsdorf, habe den ganzen Tag mit der Wurzelfräse gearbeitet. Wollen Sie wirklich tauschen?

Ich überleg’s mir doch noch mal. Was tun Sie noch zurzeit?

Edler: Rückschnitt am Frankenschnellweg zum Beispiel. Der Rest der Mannschaft leert Papierkörbe, reinigt Baumscheiben, kehrt Straßen, wechselt Schilder, Ampeln. Was wir im Sommer halt auch tun.

Sie arbeiten Altlasten ab, richtig?

Edler: Richtig. Manches ist sechs, sieben Jahre gewuchert. Da kommen wir endlich dazu.

Wie wichtig ist der Wetterbericht für Sie?

Edler: Im Winter höre ich den ab vier Uhr früh, das ist nun mal mein Rhythmus, seit ich Kehrmaschinenführer war. Dann kommt der Blick in die Zeitung, auch wegen des Wetters. Außerdem schaue ich, was das Handy so hergibt in Sachen Vorhersage. Das Telefon liegt natürlich nachts immer neben dem Kopfkissen.

Und wie wird es an Weihnachten?

Edler: Grün. Fünf bis zehn Grad. Das ist die Natur. Das kommt dann wieder knüppeldick, im Januar oder Februar, da fällt der Schnee.

Sie denken an den Katastrophen-Schnee 2013, als einiges schiefging?

Edler: Da bin ich mit nur zehn Gramm Salz pro Quadratmeter rausgefahren, es lagen ja nur drei, vier Zentimeter. Am Ende waren es 36.

Das ist Stress pur, oder?

Edler: Für mich nicht. Ich hab schon viel gesehen, bin früher oft genug mit alten Fahrzeugen stehengeblieben. Nur wenn man zu spät gerufen wird, ist das stressig. Der schlimmste Winter war Anfang der 1990er Jahre, da war Blitzeis aus Unterfranken angesagt. Wir haben bis früh um fünf gewartet und sind dann heim. Kaum angekommen, hat das Telefon geklingelt. Damals haben wir schon mal auf Feldbetten im Dienst übernachtet. Ich hatte einen riesigen alten Streuwagen, da bist du nur gerutscht. Statt um die Kurve fuhr der geradeaus.

Das riecht nach Blechschaden.

Edler: Einem parkenden Auto habe ich den Spiegel abgefahren. Da kam eine Polizistin und wollte wissen, wer schuld ist. In dem Moment lag die flach und ihr Kollege sagte: Jetzt wissen wir, wer schuld ist. Das vergess’ ich nie.

Müssen Sie daheim auch mit der Schippe raus, wenn es doch mal schneit?

Edler: Gott sei Dank, das macht die Hausmeisterin. Leider streuen viele Privatleute Salz, obwohl das natürlich verboten ist. Das holen die im Baumarkt, pfundweise.

Weihnachten ohne Schnee ist traurig, oder?

Edler: Es soll halt nicht sein. Hilft nichts, auch wenn ich am liebsten Winterdienst mache.

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