Königlicher Besuch in Nürnberg: Ein Mantel sorgt für Wirbel

15.4.2016, 06:00 Uhr
Königlicher Besuch in Nürnberg: Ein Mantel sorgt für Wirbel

© Eduard Weigert

Das niederländische Königspaar hat am Donnerstag seinen Deutschlandbesuch in Franken fortgesetzt und wurde an fast jeder Station von Hunderten jubelnder Fans empfangen. Einen Tag nach der Station in München kamen König Willem-Alexander (48) und seine Frau Máxima (44) am Morgen in Erlangen an. Dort besichtigten die beiden ein Siemens-Werk und schauten sich die Fertigung für Magnetresonanztomographen an. Mehrfach fragte der König beim Gang durch die Fertigungshalle auf deutsch nach dem Preis für die vorgeführte Software. Máxima - mit seitlichem Dutt unter einem grauen, schlichten Hut - unterhielt sich mit den Mitarbeitern auf englisch.

Königlicher Besuch in Nürnberg: Ein Mantel sorgt für Wirbel

© Michael Matejka

Für Wirbel sorgte vor allem der graue Mantel, den Máxima am Vormittag trug. Auf dem Kleidungsstück des niederländischen Designers Claes Iversen waren Kreuze und Ornamente aus Schrauben und Nägeln geformt. In den sozialen Medien sorgte der Mantel sofort für Aufsehen, weil eines der Symbole entfernt an ein Hakenkreuz erinnerte. Dabei war Máxima schon mehrmals in dem Kleidungsstück zu sehen gewesen - etwa bei einem Staatsbesuch im vergangenen Jahr in Dänemark. Dabei fiel die Symbolik kaum jemandem auf.

Nach dem Besuch des Siemens-Werks trug sich das Paar ins Goldene Buch der Stadt Erlangen ein. Danach ging es ab nach Nürnberg.

Pünktlich um 12.05 Uhr fuhr das Paar vor rund 150 Schaulustigen im schwarzen BMW am Museum Tucherschloss vor. Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) begrüßte Willem-Alexander und Máxima per Handschlag auf dem extra ausgelegten roten Teppich. Anschließend nahm die Königin Geschenke von Kindern entgegen, über die sie sich ehrlich zu freuen schien. Ihr Mann stellte seine Deutsch-Kenntnisse ("Grüß Gott", "Servus") unter Beweis.

 

 

Kindergartenkinder riefen mehrfach "Máxima, Máxima". Die Königin lachte und rief: "Dankeschön." Willem-Alexander sagte: "Schönes Wetter, alles gut organisiert." Anschließend gab es zum Mittagessen Zitronen-Sauerkraut, Spargel, Rinderschulter mit Salat und als Dessert Petersilieneis mit Getreide.

Maly sagte, der Besuch sei von einer niederländischen Delegation akribisch vorbereitet worden. Auch er sei auf einige Benimmregeln hingewiesen worden. Er mache sich jedoch wenig Sorgen, denn das Paar gelte als entspannt - obwohl er selbst zum ersten Mal ein Königspaar in Nürnberg empfange. "Kommt jetzt auch nicht jede Woche ein König vorbei", sagte Maly.

Im Rathaus seien deswegen endlich einmal ein paar Stellen gemalert worden, bei denen er schon seit 15 Jahren darum bitte, erzählte Maly weiter. "Es gibt also eine bleibende Erinnerung an den Besuch." Zum vollen Programm der Niederländer an diesem Tag sagte Maly: "Viel Zeit zum Durchschnaufen ist nicht."

Um 13.35 bis 13.40 Uhr kamen die adeligen Gäste am Rathaus an, an der Ecke Theresienstraße/Rathausplatz. Von dort liefen sie entlang des Rathauses Wolffscher Bau zu dessen Mittelportal. Im Rathaus trugen sich die Blaublüter in das Goldene Buch der Stadt ein.

Als kleines Gastgeschenk überreichte Nürnbergs Stadtoberhaupt ein Faksimile einer Gästebuchseite derer von Tucher. Auf dem Blatt hatten sich am 19. Juni 1893 Königin Emma und Wilhelmina (als Kind) eingetragen. Emma ist die Ururgroßmutter von Willem-Alexander, Wilhelmina die Urgroßmutter.

Im Alten Rathaussal unterhielten sie sich mit Unternehmern. Ziel des Deutschlandbesuchs war auch die Förderung der Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern. Das Königspaar war mit einer Gruppe von niederländischen Unternehmern nach Bayern gekommen und wurde von der Ministerin für Außenhandel, Lilianne Ploumen, begleitet. Vor dem Rathaus empfingen mehrere Hundert Nürnberger die Gäste. Finanzminister Markus Söder sagte: "Wenn der Mittelfranke spontan klatscht und jubelt, ist es schon eine maximale Euphoriewelle."

Viel Zeit hatten sie im Alten Rathaus jedoch nicht, denn auch im Memorium Nürnberger Prozesse freute man sich auf die royalen Gäste. Um 14.40 Uhr wurden sie von Finanzminister Markus Söder (CSU) und Christoph Strötz, Präsident des Oberlandesgerichts, begrüßt.

Im durch die NS-Kriegsverbrecherprozesse weltberühmten Saal 600 des Justizpalastes und dem dazu gehörenden Memorium Nürnberger Prozesse wurde eine niederländisch-deutsche Zusammenarbeit im Bereich des Völkerrechts besiegelt. Inzwischen hatte Máxima den grauen Mantel ausgezogen und trug nur noch ein schlichtes dunkelblaues Kleid.

Auch an der letzten Station ihres Nürnberg-Besuchs, dem Tiergärtnertor, jubelten begeisterte Menschen den royalen Gästen zu. Empfangen wurden sie hier gegen 15.45 Uhr von Nürnbergs Kulturreferentin Julia Lehner (CSU) und dem Leiter des Albrecht-Dürer-Hauses, Thomas Schauerte.

Im Albrecht-Dürer-Haus, dem früheren Wohnhaus des Malers, eröffnete das Paar eine Sonderausstellung mit Kupferstichen, Holzschnitten und Radierungen des Nürnberger Meisters. Schon in der Alten Pinakothek in München hatten sich die Niederländer mit Dürer beschäftigt. "Bayern war spitze", sagte der König zum Abschluss des Besuchs.

Gegen 17 Uhr hieß es dann: Winke, winke, Willem – das Königspaar verabschiedete sich vor dem Albrecht-Dürer-Haus am Tiergärtnertorplatz von seinen begeisterten Fans und der Stadt.

Ulrich Maly meinte abschließend: "Wir können mit Freude feststellen, dass alles bestens geklappt hat. Wir haben unsere Stadt als hervorragende Gastgeberin präsentiert. Und wir haben ein ausgesprochen lockeres, entspanntes Königspaar erlebt, das sehr gut vorbereitet und an allen Dingen höchst interessiert war", so das Fazit des Oberbürgermeisters.

 

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