Wenn Langwasser multikulturell und bunt i(s)st

4.1.2015, 07:59 Uhr
Wenn Langwasser multikulturell und bunt i(s)st

© Foto: Nina Daebel

Initiiert worden ist das noch bis April 2015 laufende Projekt vom Amt für Kultur und Freizeit (Kuf). Es ist Teil des Integrationsprogramms „Nürnberg ist bunt“ und soll die Kommunikation zwischen Deutschen und Menschen mit Migrationshintergrund fördern.

Das Prozedere ist einfach: Wer Gastgeber bei der Mitmachaktion werden will, meldet sich beim Kuf an und lädt dann zwei Personen mit verschiedenen Muttersprachen ein. Von denen bringt jeder noch einmal einen anderen Muttersprachler mit. Am Ende sollen möglichst fünf Menschen unterschiedlicher Herkunft am Tisch sitzen. Jeder Teilnehmer serviert ein Gericht. Das darf ein landestypisches sein, muss es aber nicht.

Als Vorsitzender des Vereins „Interkultureller Garten Langwassser“, hatte Klaus Brock keine Probleme, passende Gäste für das bunte Essen zu finden. Die Griechin Zinovia Bluth nahm die Einladung sofort an, ebenso die Kanadierin Susanne Werthner. Auch Nachbar Markus Müller war mit von der Partie. An seiner Seite: seine philippinische Frau Marialynn, die erst seit vier Monaten in Deutschland lebt.

Bluth hatte schon um 10 Uhr morgens in ihrer Küche gestanden, Kartoffeln und Auberginen klein geschnitten, mit diversen Gewürzen angebraten und ein perfektes Moussaka mit viel Knoblauch gezaubert. Nach rund acht Stunden war es endlich fertig. „Moussaka ist vor allem ganz viel Arbeit“, sagte die Griechin, die immer frisch kocht und „Fertigzeug“ ablehnt, weil ihr das einfach nicht schmeckt.

Für die Vorspeise hatte sich Gastgeber Brock selbst an den Herd gestellt. Seine Fleischklößchensuppe nach einem alten Familienrezept mundete köstlich. Kartoffelsalat mit Würstchen servierte die Kanadierin Werthner. Später ließ sie noch Popcorn ploppen. „Die kanadische Küche gibt nicht viel her“, erklärte sie fast entschuldigend. Viele typische Köstlichkeiten bekomme sie in Deutschland gar nicht. Die lässt sie sich dann von Freunden und Bekannten mitbringen. Unverzichtbar ist für sie ihr geliebter Cornsirup aus Mais.

Rezepte und Geschenke

Während Werthner und Bluth seit Jahrzehnten in Deutschland sind und die Sprache fließend beherrschen, tut sich die Philippinin Marialynn nach vier Monaten in der neuen Heimat noch schwer. Deswegen wurde einfach ins Englische gewechselt, nachdem auf Deutsch ausführlich über Rezepte und Weihnachtsgeschenke gesprochen worden war.

So erfuhren Gastgeber und Gäste, dass Marialynn aus religiösen Gründen auf Fleisch verzichtet und immer noch versucht, sich an das deutsche Winterwetter zu gewöhnen. „Für mich ist das ganz neu. Diese großen Temperaturschwankungen kenne ich aus meiner Heimat nicht. Nun warte ich auf den ersten Schnee meines Lebens“, sagte sie und lachte. Gekocht hatte die Philippinin für den besonderen Abend gebratene Nudeln.

Für das Dessert hatte sie ebenfalls gesorgt: Maja Blanca. „Das ist eine Art Pudding aus Maismehl und Kokosmilch“, erklärte ihr Mann Markus Müller, der offen zugibt, die Nachspeise anfangs skeptisch beäugt zu haben. Mittlerweile isst er sie ganz gerne. Durch seine Frau hat er auch gelernt, wie gut frisch zubereiteter Fisch schmecken kann, und dass auch vegetarisches Essen was für sich hat. Auf Schäufele und Steak will er künftig trotzdem nicht verzichten.

Wiederholung im Sommer

Und während sich über Geschmack bekanntlich streiten lässt, war man sich an diesem Abend in einem absolut einig: „Langwasser is(s)t bunt“ macht große Freude und erweitert den Horizont. So ließ es sich Klaus Brock auch nicht nehmen, bereits jetzt eine Folgeeinladung auszusprechen: „Im Sommer machen wir das noch mal, dann mit einem multikulturellen Grillabend.“ Zunächst aber drückte seine Frau Kristina, Vorsitzende des Bürgervereins Langwasser, noch jedem Gast eine Tüte Plätzchen für Zuhause in die Hand, natürlich selbst gebacken.

Wer Gastgeber bei der Mitmachaktion „Langwasser is(s)t bunt“ werden will, wendet sich an das Amt für Kultur und Freizeit. Infos auf: www.nuernberg-ist-bunt.de

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