Wie abgefahren ist das denn?

25.6.2017, 20:18 Uhr
Der Workshop "Abgefahrene Aktionskunst" bringt Kinder mit und ohne Behinderung zusammen. Sozialpädagogin Annette Weigand-Woop (2. von links) hilft mit.

© Roland Fengler Der Workshop "Abgefahrene Aktionskunst" bringt Kinder mit und ohne Behinderung zusammen. Sozialpädagogin Annette Weigand-Woop (2. von links) hilft mit.

Das Treiben im Innenhof der Nürnberger Preißlerschule mutet auf den ersten Blick seltsam an: Kinder und Jugendliche fahren mit Rollern, Fahrrädern, Skateboards oder Rollstühlen über eine mehrere Meter große Leinwand, die mit der Rückseite nach oben auf dem Boden liegt. Daneben liegen verstreut leere Farbdosen. "Das ist eine Kombination aus informeller Kunst, Handwerk und Sport", erklärt Radka Tuhackova-Vogel die Szenerie. "Wir haben gemeinsam eine Gewebeplane mit Acrylfarbe besprüht und dann eine Leinwand auf die Farbe gelegt", sagt die freischaffende Künstlerin.

 Anschließend können die Kindern mit ihren Gefährten Spuren auf dem Gemälde hinterlassen. Ohne komplizierte Techniken erlernen zu müssen, lassen die Kinder so ein abstraktes Kunstwerk entstehen. Tuhackova-Vogel leitet den Workshop "Abgefahrene Aktionskunst", bei dem Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam eine Leinwand gestalten. Inklusion ist ihr persönlich ein Anliegen. Während ihres Kunststudiums habe sie als Übersetzerin für einen Arzt gearbeitet, der betroffene Kinder behandelt habe. "Als ich die Kinder gesehen habe, war ich erst einmal überfordert. Man wird mit dem Thema nicht oft konfrontiert", erzählt sie. Mittlerweile sei der Workshop aber das meist gebuchte ihrer Angebote.

 Die Aktion ist Teil der Kinder- und Jugendkulturtage des Bezirks Mittelfranken. Die Teilnehmer werden auch von Annette Weigand-Woop betreut. Die Sozialpädagogin arbeitet für den Türkisch-Deutschen Verein zur Integration behinderter Menschen und hat Erfahrung mit inklusiver Jugendarbeit. "Die Zusammenarbeit funktioniert eigentlich immer problemlos", berichtet sie. "Kinder gehen mit dem Thema Behinderung offener um und haben auch nicht so viele Barrieren im Kopf wie viele Erwachsene." Seit September vergangenen Jahres existiert eine inklusive Jugendgruppe, die sich einmal im Monat im Stadtteiltreff "Leo" zusammenfindet.

 Stärkerer Austausch 

 Die Gruppe entstand auf Initiative von Eltern behinderter Kinder, die sich einen stärkeren Austausch ihrer Sprösslinge mit nicht behinderten Kindern gewünscht haben. Knapp zehn Teilnehmer seien es bis jetzt, erzählt Sozialpädagogin Weigand- Woop, "das dürfen in Zukunft ruhig noch mehr werden". Noch seien die Kindermit Handicap in der Überzahl. Geboten werde ein buntes Programm, das sich an den Wünschen der Kinder orientiere. So war die Gruppe Bowling spielen und Tretboot fahren.

 Auch die zehnjährige Aisha war da mit dabei. Und auch der Workshop mit Künstlerin Radka Tuhackova-Vogel hat ihr gut gefallen: "Es hat mir viel Spaß gemacht, mit den anderen Kindern zu arbeiten", sagt die Grundschülerin lächelnd. Ob es anders war, weil auch behinderte Kinder mitgemacht haben? Nein, sagt sie: "Ich habe schon öfters mit ihnen gespielt. Für mich ist das etwas ganz Normales."

Die Ergebnisse aller Workshops der Kinder- und Jugendkulturtage werden im Oktober 2017 im Künstlerhaus des Kunst Kultur Quartier ausgestellt. 

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