Wird der Fall Gsell doch noch aufgeklärt?

8.7.2014, 07:08 Uhr
Wird der Fall Gsell doch noch aufgeklärt?

© Thomas Langer

Die Nürnberger Justiz hat bereits mehrere Anläufe unternommen, den beiden Hauptverdächtigen den Prozess zu machen. Am 9. September, das teilte die Justizpressestelle nun mit, soll das Verfahren gegen zwei Rumänen, 39 und 45 Jahre alt, vor dem Schwurgericht beginnen. Die Anklage lautet auf schweren Raub mit Todesfolge.

Einer der Angeklagten sitzt derzeit in Frankreich im Gefängnis. Er soll demnächst ausgeliefert werden. Sein Komplize hat in Aussicht gestellt, freiwillig zu erscheinen, wenn der Haftbefehl gegen ihn außer Vollzug gesetzt wird. Er bliebe dann bis zu einer eventuellen Verurteilung auf freiem Fuß.

In dem Prozess sollen zahlreiche Zeugen vernommen werden, unter anderem die Witwe des Schönheitschirurgen. Die 43 Jahre alte Tatjana Gsell, die in London lebt und auf ihrer Internetseite den Beruf „Starlet“ angibt, stand zwischenzeitlich selbst unter dem Verdacht, etwas mit dem gewaltsamen Tod ihres Ehemannes zu tun zu haben.

Wird der Fall Gsell doch noch aufgeklärt?

© Archivfoto: Hagen Gerullis

Zunächst gingen die Ermittler nämlich davon aus, dass Franz Gsell Ärger mit einer Autoschieberbande hatte, die er und seine Frau angeheuert hatten. Die Männer sollten den Diebstahl des S-Klasse-Mercedes des Paares vortäuschen und den Wagen gegen eine Provision im Ausland verkaufen. Später wollten die Gsells den Autoklau der Versicherung melden und die Versicherungssumme kassieren.

Die Schuld oder Mitschuld am Tod des Arztes konnte aber weder den Autoschiebern noch Tatjana Gsell nachgewiesen werden. Doch die Witwe wurde später wegen versuchten Versicherungsbetruges und Vortäuschens einer Straftat zu 16 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung und 30.000 Euro Geldstrafe verurteilt. Die Autoschieber kassierten zwischen fünfeinhalb und zweieinhalb Jahren Gefängnis.

Mittlerweile geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass sich am 5. Januar 2003 parallel zu den Autoschiebern eine Bande rumänischer Einbrecher in Erlenstegen herumtrieb. Die beiden Angeklagten sollen maskiert und mit einem Beil bewaffnet in die Villa des Schönheitschirurgen an der Sibeliusstraße eingestiegen sein. Dort sollen sie den 76-Jährigen bedroht haben und Bargeld von ihm gefordert haben. Mit 5000 Euro und Schmuck als Beute flohen sie. Den Hausherrn ließen sie laut Anklage schwer verletzt und gefesselt zurück. Der 76-Jährige starb später im Krankenhaus an den Spätfolgen des brutalen Überfalls.

Die beiden Rumänen saßen bereits seit Anfang 2011 in Nürnberg in Untersuchungshaft. Da das Verfahren zu lange dauerte, wurden sie auf Beschluss des Oberlandesgerichts im Februar 2012 freigelassen.

Weitere Versuche, die Männer vor Gericht zu stellen, scheiterten bislang: Entweder konnten die Ladungen in ihrem Heimatland nicht zugestellt werden, weil die Männer nicht aufzufinden waren, oder die Angeklagten erschienen nicht zur Verhandlung. Am 9. September müsste nun zumindest einer der beiden auf der Anklagebank im Saal 600 sitzen.

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