"Wirtschaftstag Mongolei" zeigt Chancen des Landes

5.12.2013, 13:00 Uhr

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Die meisten Unternehmen, die auf neue Märkte streben, haben die Mongolei nicht unbedingt im Blick. Sollten sie aber. Denn mit den Nachbarn China und Russland als zwei der wachstumsstärksten Staaten geht auch an der Mongolei der Aufschwung nicht spurlos vorüber. „Wir sind im vergangenen Jahr um über zwölf Prozent gewachsen. In diesem Jahr werden es mehr als sieben Prozent sein“, warb Botschaftsrat Davaakhuu Battur in Nürnberg auf dem „Wirtschaftstag Mongolei“ für sein Land. Dazu waren im Hause der Industrie- und Handelskammer für Mittelfranken Unternehmer, Repräsentanten und Interessierte aus ganz Deutschland zusammengekommen.

Welten miteinander verbinden

So wie Nürnberg die Klischees von Butzenscheiben, Lebkuchen und Bratwürsten nicht so recht abzuschütteln vermag, denkt man bei der Mongolei unwillkürlich an Steppen, Jurten und Oberton-Gesänge. Doch wie Nürnberg steht auch die Mongolei schon längst für deutlich mehr — unter anderem für einen Rohstoff-Reichtum, wie ihn kaum ein anderes Land aufweisen kann. Neben großen Gold-, Öl- und Kohlevorkommen findet sich hier die drittgrößte Kupfermine der Welt. „Wir haben rund 15 strategische Lagerstätten für seltene Mineralien wie Molybdän, Silber oder Zink“, so Battur.

Dass sich davon Unternehmen aus aller Welt angezogen fühlen, ist nur logisch. Australier, Kanadier und Brasilianer sind bereits vor Ort — allesamt versiert auf dem Gebiet der Montanindustrie. Aber auch bei den Nachbarn China und Russland weckt der Reichtum Begehrlichkeiten.

Die Mongolei indes schaut nach Deutschland — und das schon seit langem. Mehr als 30.000 Mongolen sprechen Deutsch — über ein Prozent der Bevölkerung. Zu Zeiten des Sozialismus studierten viele Mongolen in der ehemaligen DDR. Und auch nach der Wende lernen nach wie vor viele Menschen Deutsch.

Chuluun-Erdene Schlosser lebt bereits seit 16 Jahren in Deutschland. Sie studierte im thüringischen Schmalkalden Informatik. Vor sechs Jahren kam sie nach Nürnberg, gründete eine Familie und suchte eine Tätigkeit, die ihr auch die Betreuung ihres inzwischen dreijährigen Sohnes erlaubt. „Ich wollte immer etwas machen, bei dem ich beide Welten miteinander verbinden kann.“ Gefunden hat sie es im Export: Chuluun-Erdene Schlosser beliefert Geschäfte ihres Heimatlandes mit Anzügen des Hersbrucker Unternehmens Carl Gross. „Die Mongolen sind auf europäische Größen angewiesen. Sie sind zwar etwas kleiner als etwa die Deutschen, aber nicht so schmal wie die Asiaten.“

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Doch beim Geschäft mit Anzügen soll es nicht bleiben. Die Mongolin aus Uvurkhangai sucht vor allem eine Möglichkeit, ihren jungen Landsleuten den Zugang zum deutschen Ausbildungssystem zu ermöglichen. „Wir können zwar zum Studieren nach Deutschland kommen, nicht jedoch für eine Berufsausbildung. Dabei ist das Interesse daran sehr groß.“ Bei der Nürnberger IHK hat sie schon vorgefühlt. Das Problem: Zwischen den beiden Ländern gibt es keine bilateralen Abkommen. Noch nicht.

Die Firma Gauff exportiert Know-how in die Mongolei. Der Nürnberger Ingenieur-Dienstleister hilft dabei, das Wasserproblem in der Hauptstadt Ulan Bator zu lösen. „Die Mongolei ist weit entfernt von den Meeren, ist relativ trocken und hoch gelegen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels sind die Prognosen im Bezug auf Zugang zu Wasser nicht die besten“, erklärt Gauff-Geschäftsführer Manfred Schmidt. Der gedankenlose Zugriff aufs Grundwasser könnte für das Land dramatische Folgen haben. So zeigt Gauff Lösungen auf, wie man die vorhandenen Wasserressourcen effizient, sprich mehrfach nutzen, sie aufbereiten und wieder dem Kreislauf zuführen kann. Aber auch, wie man das verfügbare Wasservorkommen ermittelt und an die richtigen Stellen leitet.

Die Förderung eines nachhaltigen Rohstoffmanagements hat auch die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) bei ihren Aktivitäten in der Mongolei im Fokus. Dabei helfen soll etwa die deutsch-mongolische Hochschule für Rohstoffmanagement oder die Integrierte Mineralische Rohstoff-Initiative IMRI. Der deutsch-mongolische Unternehmerverband bringt kleine und mittlere Firmen zusammen, für die der Schritt auf den mongolischen Markt allein viel zu groß wäre.

Zeit hat eine andere Dimension

Dass das Angebot „Alles aus einer Hand“ in der Mongolei ankommt, weiß auch Ingo Schreiber, Geschäftsführer der Firma Schreiber+Weinert aus Hannover. Die Firma stattet Büros ebenso vollständig aus wie Werkhallen oder Hochregallager und hat inzwischen einige Aufträge aus der Mongolei erhalten. Schreiber hat Spaß an dem Geschäft. Dass nicht immer alles ganz einfach ist, will er allerdings auch nicht verhehlen: „Zeit hat hier eine andere Dimension“, berichtet er in Nürnberg. „So passiert im Winter relativ wenig — und diese Jahreszeit dauert von Oktober bis April.“ Wenn aber etwas passiere, dann mitunter richtig. So habe das Unternehmen in einer Bank einen Konferenztisch für rund 60.000 Euro installiert. „Das habe ich in Deutschland noch nie gesehen.“
 

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