Wo die Plätzchen immer wie gemalt aussehen

7.12.2017, 20:23 Uhr
Wo die Plätzchen immer wie gemalt aussehen

© Foto: Horst Linke

Wer sich daran versucht, der weiß: Plätzchen sind schön, im Idealfall schmecken sie auch (manchmal ist’s sogar umgekehrt) — aber sie machen halt viel Arbeit. Wie das eben so ist mit Gebäck, das man per Hand herstellt. Zu schätzen weiß das in Zeiten der industriellen Großbäckereien nicht mehr jeder.

Sie aber schon: Sabine Frank malt seit 18 Jahren vorwiegend Lebensmittel. Freundlich begrüßt sie mich in dem kleinen Ladenatelier in der Weißgerbergasse, wo leise Musik läuft und in dem sie noch bis morgen Plätzchen porträtiert — gerne auch welche, die Besucher ihr mitbringen.

"Backen ist nicht nur traditionelles Handwerk, sondern auch Kulturgut", sagt die gebürtige Nürnbergerin, die ihre Heimat aber mit zwölf Jahren verlassen hat und heute in Berlin lebt. Den Frühling und Herbst verbringt sie immer am Gardasee, wo sie einen kleinen Laden hat.

Respekt für das Handwerk

Wie sehr Sabine Frank (Jahrgang 1956) gutes Essen und vor allem auch seine Herkunft und Herstellung wertschätzt, merke ich, als sie mir eine Auswahl ihrer Werke zeigt und mit höchstem Respekt und Freude von den Motiven spricht: Plätzchen, natürlich, aber auch Wein, Gemüse, Obst – und Brote über Brote. Denn mit ihnen hat alles angefangen.

"Ich lebte 1999 in Frankreich und liebte das Walnussbrot einer bestimmten Bäckerei. Es schmeckte himmlisch und hatte auch optisch einfach Charakter", erzählt die Künstlerin, die Malerei studiert und eine Goldschmiedelehre absolviert hat. Die schlichte Schönheit von Brot ließ sie nicht mehr los. Bald setzte Sabine Frank jeden Tag ein Neues in Szene. Künstlerischer Dreikampf sozusagen: Gekauft, gemalt, gegessen, womit sie natürlich auch den Bäckern — "das ist so ein stolzer Beruf!" — ein kleines Denkmal setzt. So entstand eine Sammlung von über 1200 Laiben, Brezen und Semmeln aus Frankreich, Italien, Deutschland, Griechenland und anderen europäischen Ländern, die dazugehörige Ausstellung war 2015 in der Galerie Atzenhofer zu sehen.

Aber dieses Mal soll es ja eher um Süßes gehen. Als ich meine zugegeben ziemlich schmucklose Tupperdose öffne und die in stundenlangem Wahnsinn entstandenen Zimtsterne, Kulleraugen und Mini-Lebkuchen zeige, bin ich erleichtert: Sabine Frank findet durchaus Porträtierenswertes darunter.

Einiges davon wird sie malen, mit Acrylfarben und, wie sie es stets tut, auf historischen Dokumenten, Hochzeitsurkunden zum Beispiel. Die hübschen, teils verblichenen oder leicht beschädigten Papiere stammen vom Trödelmarkt, in diesem Fall aus dem 18. Jahrhundert.

Übrigens fertigt sie jedes ihrer Motive immer zwei Mal aus verschiedenen Perspektiven an — so dass sie eines behalten und eines verkaufen kann. Auch ein Backbuch mit ihren Kunstwerken und Rezepten von Karola Fuhr aus der Pfalz ist schon entstanden. "Backen wie gemalt" heißt es. Das kann ich fortan auch über meine Mehl-und-Butter-Orgien sagen. Ätsch!

 

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