Wo Flüchtlinge in Nürnberg ein Dach über dem Kopf finden

29.4.2016, 06:00 Uhr
Wo Flüchtlinge in Nürnberg ein Dach über dem Kopf finden

© Roland Fengler

Grund genug also, um genauer unter die Lupe zu nehmen, wie sich die rund 8800 Flüchtlinge in Nürnberg wirklich im Stadtgebiet verteilen: Unsere interaktive Karte zeigt ihnen die jeweilige Einwohnerzahl und die Gesamtkapazität der Flüchtlingsunterkünfte in allen 87 statistischen Bezirken Nürnbergs. Die tatsächlichen Flüchtlingszahlen in den Unterkünften können jedoch -zum Teil stark- schwanken, so dass nur angegeben werden kann, wie viele Menschen in jedem Bezirk maximal Platz hätten. Für die gesamte Stadt betrachtet, kämen -bei Vollauslastung aller Unterkünfte- auf 100 Nürnberger weniger als zwei Flüchtlinge.

"Weiße Flecken": In 33 von 87 statistischen Bezirken in Nürnberg - von "Reichelsdorf" im Süden bis "Großgründlach" im Norden oder "Laufamholz" im Osten  - sind bislang gar keine Unterkünfte zu finden. Die 160000 Einwohner dieser Stadtteile haben also keinen einzigen Flüchtling in ihrem Viertel.

"Mittelmaß":  In den meisten Bezirken entfallen auf 100 Einwohner ein bis drei Unterkunftsplätze. Sie liegen demnach nahe dem statistischen Mittelwert für Nürnberg von rund 1,9 Plätzen pro 100 Einwohner.  Allen anderweitigen Empfindlichkeiten in Teilen der Bevölkerung zum Trotz ist die Präsenz von Flüchtlingen in der Stadt also überschaubar. Wichtig: Diese rechnerischen Werte geben nicht die reale Zahl von Flüchtlingen wieder! Weil die Belegung -vor allem von Notunterkünften - stark schwanken kann, wird die maximal mögliche Zahl an Flüchtlingen mit der tatsächlichen Bevölkerung verglichen.

"Ausreißer": Vereinzelte "Ausreißer" nach oben gibt es allerdings auch. Meist in Ortsteilen, die überdurchschnittlich viele Gewerbe- oder Freiflächen aufweisen, die sich als Standort für Unterkünfte eignen. So etwa "Sandreuth", das 90 Plätze beheimatet (bis zu 17,7 Flüchtlinge auf 100 Einwohner). Oder "Langwasser Südwest", wo auf 8261 Einwohner 1415 Plätze entfallen (17,1 pro 100 Bewohner). Davon sind aber 1400 in Not-Gemeinschaftsunterkünften, die nicht auf Dauerbetrieb ausgelegt sind und derzeit halb leer stehen. Mehr als doppelt so hoch ist der Wert beim Spitzenreiter "Rangierbahnhof" (36,5 pro 100 Einwohner): Hier finden zwar nur 139 Flüchtlinge Platz, doch die Einwohnerzahl ist mit 381 Menschen ebenfalls relativ niedrig.

"Kuriositäten":  Im Bezirk "Gewerbepark Nürnberg-Feucht", der eine staatliche Unterkunft mit 168 Plätzen beherbergt, leben nur 96 Einwohner. Noch kurioser sieht es im Bezirk "Beuthener Straße" aus. Außer den bis zu 80 Flüchtlingen, für die in den Grundig-Türmen Platz ist, lebt hier kein Mensch. Beide Einrichtungen sind keine regulären Notunterkünfte, so dass ihre Belegung, stark schwanken kann.

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