Wrongkong und das Kunst-Spektakel unter der Discokugel

17.2.2014, 08:41 Uhr
Wrongkong und das Kunst-Spektakel unter der Discokugel

© Lisa Susu Hahn

Wrongkong hatte zuletzt einen richtig guten Lauf. In Rekordzeit komponierte das Quintett um die kanadische Sängerin und Tänzerin Cyrena Dunbar sein drittes Album „Kill The Should And Make A Do“ und war damit bundesweit gut unterwegs in kleinen Clubs und auf mittelgroßen Festivals.

Die beiden „Extended“-Abende jetzt am Wochenende waren Heimspiel und Nachklapp gleichermaßen – und der Versuch, dem erprobten Bandkonzept eine weitere optische Facette abzutrotzen.

Nun ist das mit der Popmusik ja oft eine recht zweifelhafte Sache, wenn sie vorgibt, mehr zu sein als sie ist. Im Fall von Wrongkong jedoch gewinnt der Sound durch die Show noch einmal deutlich dazu: Weil die aufwändige Inszenierung in der Tafelhalle (Regie: Ingo Schweiger) nie zum Selbstzweck gerät, sondern die Lieder perfekt begleitet und (unter)stützt.

Kunst unter der Discokugel quasi: Mit Tänzern (Daniela Drechsler, Sanna Hölzer, Marie Kropf, Manasvini John, Ingo Schweiger) und Gastmusikern (darunter Hans-Christian Fuss von The Robocop Kraus), Feuer und Luftballons sowie einem ausgefeilten Licht- und Videodesign (Stefan Scheiderer und Manfred Hirsch; die Kostüme besorgte Romina Schenone) wird der Begriff Popmusik zwar nicht neu entworfen, wie das Tafelhallen-Programm ein wenig arg vollmundig verspricht, doch zumindest ein neues Kapitel in der Bandgeschichte von Wrongkong aufgeschlagen.

Vor allem die pulsierenden Projektionen im Hintergrund verleihen dem Spektakel im dunklen Saal einen comichaften Anstrich, der passt wie Gesäß auf Gefäß. Doch auch das Schwarzlicht-Ballett, der geheimnisvolle Silbermann, der sich von der Decke abseilt oder die Tänzerinnen, die mit Helmkameras über die Bühne kriechen (was wiederum in Echtzeit auf die gesplitterte Riesenleinwand hinter den Musikern projiziert wird) – all das sind schöne Bilder zu kühlen, treibenden, gleichwohl federleichten Elektro-Songs, die von einer gut geölten Band wie in einem Versuchslabor vor den Augen aller zusammengebaut werden.

Der Blickwinkel aus dem Zuschauerraum auf die Musiker ist hier dann doch noch mal ein anderer: Man merkt, dass Cyrena Dunbar, Gitarrist David Lodhi, Keyboarder Claus Friedrich, Schlagzeuger Markus Wurm und Bassist Thomas Wurm alias Tommy Yamaha gerade eine Theaterbühne bespielen, wenngleich neben dieser auch immer mehr Zuschauer zu tanzen beginnen. Yamaha gefällt wie schon auf „Kill The Should And Make A Do“ im gesanglichen Dialog mit Sängerin Dunbar ausnehmend gut: Sie das ätherische, unnahbare Pop-Chamäleon „Elementzeichen Luft“, er der sonore, geerdete Bass.

Best of both worlds also – Experiment geglückt! 90 Minuten, ein Auftritt wie aus einem Guss. Keine Zugabe, dafür jede Menge Applaus. Man darf gespannt sein, wie Wrongkong da noch mal einen draufsetzen wollen und werden.

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