Zahl der Einbrüche im Nürnberger Norden ist gestiegen

31.1.2015, 08:59 Uhr
Zahl der Einbrüche im Nürnberger Norden ist gestiegen

© Foto: colourbox.de

Der große Saal der „Grünen Au“ in Ziegelstein ist bis zum letzten Platz besetzt. Über hundert Menschen sind gekommen, um zu hören, was Gerhard Schiffer und Heinz Hegendörfer von der Nürnberger Polizei zum Thema Einbrüche zu sagen haben. Viele der Anwesenden sind Betroffene: „Bei mir wurde ins Gartenhaus eingebrochen“, erzählt ein Mann. Die Diebe stahlen eine Axt und brachen damit die Fenster zum Haus auf. Andere sind besorgt, da immer wieder Unbekannte gesehen wurden, die um die Häuser schleichen. Auch eine „Wagenburg“ umherziehender Menschen, die kurzzeitig auf dem Anger kampierten, beunruhigte die Anwohner.

Früher Insel der Seligen

„Nürnberg war früher in Bezug auf Einbrüche eine echte Insel der Seligen“, bestätigt Hegendörfer, Leiter der Polizeiinspektion Ost, die für dieses Gebiet zuständig ist. Aber in den letzten beiden Jahren sei die Zahl der Einbrüche sprunghaft angestiegen. Sie lag im Jahr 2013 stadtweit bei 538. Nürnberg, so Hegendörfer, ist ins Visier „organisierter Banden geraten, die meist aus dem osteuropäischen Raum stammen und überregional operieren. Das heißt, nach einigen Taten verlassen sie die Stadt und machen woanders weiter.“ Deshalb sei es auch so schwer, ihnen auf die Schliche zu kommen: Entweder man erwischt die Täter auf frischer Tat — oder gar nicht.

Als Konsequenz rät Gerhard Schiffer den Anwohnern, nicht zu zögern, den Notruf 110 zu nutzen, sobald man etwas Verdächtiges bemerkt: „Ich kenne einen Fall, bei dem eine Familie einen Einbrecher auf frischer Tat in ihrer Wohnung ertappte“, erzählt er. „Als der floh, setzten sie sich erst mal zum Essen hin und meldeten sich erst danach bei der Polizei. Das bitte nicht nachmachen!“

Schiffer, der bei der Dienststelle im Zeughaus stationiert ist, gilt als Fachmann für Prävention von Einbrüchen — schon aufgrund seiner Biografie: „Ich hab Schlosser gelernt, kenn mich also mit der Mechanik aus“, erzählt er. „Dann war ich 15 Jahre lang bei einer Sondereinheit und lernte dort, unbemerkt in Gebäude einzudringen.“ Wie das geht, verrät er natürlich nicht, denn der Abend soll ja keine Anleitung für Möchtegern-Einbrecher sein.

Stattdessen stellt er die wirkungsvollsten Schutzmaßnahmen vor: „Die meisten Einbrüche erfolgen über Türen oder Fenster, die einfach aufgestemmt werden. Deshalb ist es besonders wichtig, diese vom Fachmann sicher machen zu lassen.“ Dazu verweist er auf die Internetseite www.k-einbruch.de, auf der die Polizei Hinweise zu den besten Schutzmaßnahmen gesammelt hat. Außerdem ist es auch möglich, mit der Polizei einen Termin auszumachen, damit ein Beamter ins Haus kommt, der vor Ort Tipps zur besseren Sicherung geben kann. „Allerdings ist da momentan wegen der gestiegenen Einbruchsrate mit etwa sechs Wochen Wartezeit zu rechnen“, erklärt Schiffer. Generell rät er dazu, lieber zweimal zu gucken, ob die Fenster und Türen wirklich geschlossen sind, wenn man das Haus verlässt. „In etwa 20 Prozent der Fälle steigen die Täter einfach über gekippte Fenster oder Türen ein.“

Fotos vom Handy

Von sogenannten Bürgerwehren, die mit Handy-Kameras bewaffnet Verdächtige ablichten und die Fotos an die Polizei schicken, halten Schiffer und Hegendörfer dagegen nichts: „Das würde viel zu lang dauern, das zu bearbeiten. Außerdem kann es Probleme mit den Persönlichkeitsrechten geben. Im Zweifelsfalle lieber die 110 wählen.“

Und was tun, wenn man wirklich mal einen Räuber in der eigenen Wohnung hört? „Nur nicht den Helden spielen“, sagt Schiffer. „Licht oder Geräusche machen oder: ruhig bleiben. Der Einbrecher ist ja nicht an Ihnen interessiert, sondern nur an Wertsachen. Auf keinen Fall direkt gegenübertreten! Da kann sich die Situation leicht gefährlich hochschaukeln.“

Mehr Infos und Vor-Ort-Termine von der Polizei im Zeughaus unter der Rufnummer 21 12 - 55 13.

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