Zeppelinfeld: "Bauten sollen erhalten bleiben"

5.10.2011, 08:00 Uhr
Zeppelinfeld:

© Harald Sippel

Christsoziale aus Bund, Land und Kommune standen Spalier, um die einflussreiche Bundespolitikerin von der Notwendigkeit einer Sanierung des Zeppelinfelds zu überzeugen. Hasselfeldt, ganz in Weiß gekleidet, war umringt von vielen „Schwarzen“.

Vermutlich hätte es der Überzeugungsreden gar nicht bedurft, denn die Szenerie sprach für sich. Auf den Stufen der dem Pergamonaltar nachempfundenen Tribüne genossen viele junge Menschen den Feiertag. Die Abendsonne sorgte für mediterranes Flair, eine Frau spielte Gitarre, eine zweite ließ sich im modischen Outfit ablichten. „Das Dutzendteichgelände war eines der wichtigsten Naherholungsgebiete, bis es sich die Nazis zunutze machten“, erklärt der Bundestagsabgeordnete Michael Frieser, einer der Initiatoren der Ausstellung „Faszination und Gewalt“, mit der sich Nürnberg seit Mitte der 1980er Jahre seinem unseligen Erbe stellt.

Das Reichsparteitagsgelände müsse in seiner Doppelfunktion als Erholungsraum und Ort des Erinnerns erhalten bleiben, so Frieser. „Wir wollen nicht restaurieren, sondern dafür sorgen, dass der historische Kontext besser erfahrbar und erlebbar wird.“

Auch Hans-Christian Täubrich, Leiter des Doku-Zentrums, verteidigte die Freizeitnutzung des Geländes. „Das ist keine Gedenkstätte“, betonte er. „Man soll hier das Leben weiter genießen.“ Das Gelände sei das Zeugnis einer überzogenen Selbstdarstellung, ein steingewordenes Imponiergehabe. Kein Ort der Täter, sondern der Mitläufer. Und ein Beleg für die nationalsozialistische Ausgrenzungsgesellschaft. „Alle, die hier standen, waren dabei“, sagt Täubrich.

Jährlich kommen 75000 Menschen zur Tribüne

Man müsse den Menschen auch weiterhin die Vorstellung vermitteln, „wie es war, hier oben zu stehen oder dort unten“, sagt Täubrich auf den Stufen der Zeppelintribüne. Jährlich würden 75000 Menschen durch das Gelände geführt. Darunter viele Besucher aus dem Ausland. „Die Amerikaner wollen das sehen“, ergänzt Kulturreferentin Julia Lehner.

Doch wenn nichts geschehe, müsse man das Areal in den nächsten zwei bis drei Jahren aus Gründen der Verkehrssicherheit einzäunen, sagt Frieser. Die Kosten der erforderlichen Sanierungsmaßnahmen lägen heute bei 60 bis 70 Millionen Euro. „Wir haben uns lange genug um diese Arbeit gedrückt.“

Nürnberg könne diese Aufgabe nicht allein bewältigen. Es sei ein historischer Zufall, dass die Stadt für die Liegenschaften verantwortlich ist. „Die Sanierung ist eine nationale Aufgabe“, sagt Frieser zu seiner Fraktionskollegin. Und Bayerns Umweltminister Markus Söder ergänzt schelmisch: „Der Bund soll lieber hier investieren als in den Donauausbau.“

Hasselfeldt zeigte sich beeindruckt von der Zeppelintribüne und dem „Goldenen Saal“, der nur im Rahmen von Führungen zugänglich ist. „Ich behalte das im Auge“, versprach sie den Anwesenden.

In ihrer Rede zum Jahrestag der Wiedervereinigung wurde Hasselfeldt konkreter: „Ich habe mir persönlich ein Bild davon gemacht, was hier notwendig ist und werde meinen Einfluss geltend machen, dass die Bauten erhalten werden und für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben.“ Das Reichsparteitagsgelände sei der Beleg, wozu eine Diktatur im Stande sei und damit eine Motivation, für Freiheit und Demokratie zu arbeiten, sagte Hasselfeldt in der Gaststätte Gutmann.

Freiheit sei kein Selbstzweck, betonte sie mit Bezug auf die Finanzkrisen der jüngsten Vergangenheit. „Freiheit darf nicht als hemmungslose Gier einzelner verstanden werden oder als Marktwirtschaft ohne Regeln.“
 

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