Zigtausende Besucher strömten zum Burgfest

21.7.2014, 07:55 Uhr
Viele Besucher zog es zu den Führungen, die auch die Geschichte der Kaiserburg beleuchteten.

© Günter Distler Viele Besucher zog es zu den Führungen, die auch die Geschichte der Kaiserburg beleuchteten.

Nürnbergs älteste Liebesgeschichte? Das ist natürlich die der Leibeigenen Sigena. Der Burgkommandant Richolf war sich im Jahre 1050 nicht zu schade, für sie vor König Heinrich III. zu treten und um die Freiheit der Frau zu bitten, die er ehelichen wollte. Der König gab ihm die Magd, der Rest ist bekannt. Geschichten fürs Herz trägt Bianca Bauer-Stadler, spätmittelalterlich gewandet, im Hochzeitszimmer am Inneren Burghof vor. Wie der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel einst Maria von Tucher kennenlernte, gehört dazu. Und auch die Liebesbriefe von Lukas Friedrich Behaim an Anna Maria Pfinzing.

Überhaupt birgt die Kaiserburg an diesem hochsommerlichen Samstag Überraschendes für die Sinne. Im Geheimen Wächtergang, der nur selten geöffnet wird, hören die Besucher die Geräusche der Burg und der Stadt. Bis fast nach Erlangen reicht dieses "Ohr" während der Nacht. Am gedämpften Huftritt der Pferde, am verhaltenen Keuchen der Männer muss man einst den Feind ausgemacht haben, der sich im Schutz der Dunkelheit anschleichen wollte.

Im Sinnwellturm dann vernimmt man das Schnaufen und Ächzen der Touristen, die sich die 113 Stufen zur Aussichtsplattform hinauf kämpfen. Und man fühlt die erfrischende Kühle in dem dicken Sandsteingemäuer, die über die von der Sonnenglut aufgeheizte Haut streichelt. Oben angekommen, gewinnt das Auge ungewohnte Ausblicke auf die Stadt. Und es kann auf Bildtafeln entdecken, welche Zerstörung der Zweite Weltkrieg über Nürnberg gebracht hat: der Luginsland, der 1945 bis auf die Grundmauern zerbombt wurde, das Trümmerfeld auf dem Ölberg oder die Ruinen, die vom Rathaus, vom Heilig-Geist-Spital, von den Innenstadtkirchen übrig blieben. Bei manchem kommt Trauer auf.

Spätestens drunten, im Maria Sibylla Merian-Garten, gelangen die Gefühle wieder ins Lot: Zarte Düfte von Fenchel und Lilie, das Streicheln des dichten Rasens unter den nackten Fußsohlen, die prächtigen Bananenstauden und die saftigen Birnen kurz vor der Reife lassen eins werden mit dem Sommer.

Was noch fehlt? Vielleicht das Staunen. Über die Energie der mittelalterlichen Arbeiter, die den Tiefen Brunnen über zehn Jahre hinweg in den Fels trieben. Über die Besucher-Kolonnen, die trotz Mittagshitze geduldig auf Einlass in die Ausstellung Kaiser-Reich-Stadt warten. Und nicht zuletzt über Heimatminister Markus Söder. Zwar prahlt der Himmel weiß-blau. Doch die Fahnen und Sonnenschirme auf der Kaiserburg erstrahlen fast alle in fränkischem Rot-Weiß.

Keine Kommentare