Zu Ehren der Kaiser schmückte sich Nürnberg

3.9.2009, 00:00 Uhr
Zu Ehren der Kaiser schmückte sich Nürnberg

© Gerullis

Nürnberg gehörte, insbesondere im hohen und späten Mittelalter zu den am häufigsten besuchten Städten im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Der erste verbürgte Besuch eines Kaisers war der 16. Juli 1050. Kaiser Heinrich III. lässt auf Bitten des Edlen Richolfs die Hörige Sigena durch Schatzentwurf (Herausschlagen eines Denars aus der Hand) frei. Die zwei Urkunden aus dem Jahr 1050, die Nürnberg erstmals erwähnen, bezeugen den Aufenthalt des Kaisers.

Mit dem Regierungsantritt von Konrad III. (1138-1152) begann der eigentliche Aufstieg von Burg und Siedlung. Konrad besuchte Nürnberg fast in jedem Jahr seiner Regierungszeit. Solche Kaiser- und Königsbesuche warfen lange Zeit vorher schon ihre Schatten voraus. Sobald die Stadt von solchen Absichten Kenntnis bekam, begannen ihre Vorbereitungen. In der Regel wurden Gesandte vom Nürnberger Rat an den kaiserlichen Hof geschickt, die in Erfahrung bringen sollten, wann der Besuch zu erwarten sei, wie viel Gäste etwa kommen würden, und wo er wohnen wollte.

Die Herrschereinzüge glichen kirchlichen Prozessionen

Die Verpflegung wurde sichergestellt, sowohl für die kaiserliche Tafel, als auch bei den Wirten der Stadt. Für den Empfang wurden Straßen und Märkte geräumt, von Kot und Unrat gesäubert und mit Gras bestreut, geschmückt oder festlich beleuchtet. Traghimmel, Festone (Girlanden), Ehrenpforte, Ehrensäulen und Verkleidungen der Burgtore hergestellt. Bis zur Reformationszeit hatten die Herrschereinzüge einen sakralen Charakter; sie glichen fast kirchlichen Prozessionen.

Der Einzug der gekrönten Herrschaften erfolgte durch verschiedene Stadttore. Mal durch das Spittlertor, mal durch das Frauentor, ein anderes Mal durch das Laufer Tor. Je nachdem, woher der Herrscher anreiste. Wir konzentrieren uns auf die «Panoramastraße»: St. Lorenz, Fleischbrücke, Hauptmarkt, Rathaus, St. Sebald, Burgstraße, Burg.

Das älteste in den Ratsakten geschilderte Zeremoniell für einen Kaiserbesuch ist dasjenige für den Einzug Friedrich III. aus dem Jahre 1471. Ihm war die Prozession der Priester, Mönche und Schüler zusammen mit den Ratsherren vor die Stadt entgegengezogen, als er am 23. August 1471 im Wagen ankam.

Am Siechgraben, wo ihn drei der Älteren Herren des Rates und der Schultheiß mit 100 Reitern empfingen, stieg er zu Pferd und ritt hinter der Prozession durch das Frauentor in die Stadt. 1477 stifteten Friedrich III. und seine Gemahlin Eleonora von Portugal zur Fertigstellung des Hallenchores von St. Lorenz das Kaiserfenster.

Michael Wolgemut erhielt den Auftrag, das Fenster zu entwerfen, was eine große Auszeichnung war. Bei der Wahl der Bilder soll der Kaiser mitgewirkt haben.

Schauen Sie sich das Kaiserpaar an; der Kaiser trägt ein Brokatgewand, Reichsapfel und Zepter, er macht ein strenges Gesicht. Seine Gemahlin wirkt jugendlich, frisch und selbstsicher.

Als 1704 König Joseph auf Kurzbesuch in Nürnberg eintraf, bewunderte Majestät nicht nur die «ein oder andern in den Fenster ligenden Frauen Zimmer», sondern er «bewunderte auch die Gebäude». Beim Nassauerhaus gab es eine kleine Panne: Der König betrachtete «absonderlichen aber das Schlüsselfelderische Vorschikungshaus bey St. Lorenz, vermeinend, das solches das Rathaus wäre». Nachdem der peinliche Irrtum berichtigt war, bat der Gast, ihm unbedingt das wirkliche Rathaus zu zeigen. Dazu meinte er später wohlwollend: «Es ist größer als das zu Augspurg».

Zum ersten Mal konnten die Nürnberger Räte den feierlichen Zug eines Kaisers über die 1596 bis 1598 neu errichtete Fleischbrücke zur Burg führen. Die alte Brücke aus dem Jahr 1487 war im Februar 1595 einem gewaltigen Hochwasser zum Opfer gefallen. Der Überlieferung nach wurde sie dann nach dem Vorbild der Rialtobrücke in Venedig wieder aufgebaut, was auf Grund des schwierigen Sumpfgeländes eine für damalige Zeiten großartige technische Leistung war. So versäumten die Nürnberger es auch nicht, die Fleischbrücke durch zusätzliche aufwendige Dekorationen hervorzuheben.

Auch Kaiser Karl IV. prägte das äußere Erscheinungsbild Nürnbergs mit, indem er 1349 die Errichtung des Hauptmarktes (früher Grüner Markt) anstelle des abgebrochenen Judenviertels gestattete und 1355 den Stiftungsbrief für den Bau der «kaiserlichen Kapelle Unserer lieben Frau» erließ.

Das enge Verhältnis zu Nürnberg bezeugen auch die 52 Aufenthalte und Abhaltungen etlicher Hoftage, sowie die Aufwertung der Stadt in der 1356 ausgerufenen Goldenen Bulle. Diese besagte unter anderem, dass der erste Reichstag nach der Wahl eines Königs/Kaisers in Nürnberg stattfinden soll.

Kaiser Karl IV. ließ 1361 das Reichsheiltum dem Volk zeigen

Karl bezeichnete Nürnberg als «vornehmste und best gelegene Stadt des Reiches». Bei seinem ersten Aufenthalt in Nürnberg brachte Kaiser Karl IV. das Reichsheiltum aus Prag mit und ließ es anlässlich der Taufe seines in Nürnberg geborenen Sohnes Wenzel am 1. April 1361 – vom Umgang der Vorhalle der Frauenkirche aus – dem Volk zeigen. Die Heiltumsweisung fand danach immer am zweiten Freitag nach Ostern gegenüber der Frauenkirche, vor dem Schopperschen Haus – heute McDonalds – statt. Am 29. September 1423 übergab der seit 1410 regierende König Sigismund – 1433 wurde er zum Kaiser gekrönt – «unser und des heiligen reiches heiligtum» in Obhut von Rat und Stadt Nürnberg.

Unwiderruflich und für ewige Zeiten sollten die Reichskleinodien in Nürnberg verwahrt werden. Die weitere Geschichte ist bekannt. Die Original-Reichskleinodien befinden sich heute in der Schatzkammer der Hofburg in Wien, doch wir können uns Nachbildungen, von den Altstadtfreunden in Auftrag gegeben, in der Rathaushalle ansehen.

Wenn es im Mittelalter Monopoly gegeben hätte, wäre die Burgstraße die Schlossallee: Hier waren die schönsten und bedeutendsten Patrizier-/Bürgerhäuser, zum Beispiel Burgstraße 10, das ehemalige Haus des Patriziers Scheuerl. Hier verbarg sich bis 1945 hinter einer verhältnismäßig schlichten Fassade das vielleicht vornehmste, reichste und geschichtsträchtigste bürgerliche Wohnhaus Nürnbergs.

Einige der zahlreichen gekrönten Häupter, die bei Scheuerl wohnten: 1491 Kaiser Maximilian I., der den Hausherren um 233 Gulden anpumpte, 1522 König Ferdinand; auch Kaiser Karl V. weilte als Gast im Haus.

Geschenke für den Kaiser

All die Vorbereitungen sowie der Aufenthalt der Hoheiten kosteten Nürnberg sehr viel Geld. Einer der großen Ausgabenposten waren die Geschenke für den Kaiser und seine Begleitung.

In der Regel erhielt das Reichsoberhaupt einen vergoldeten, kunstvoll verzierten Pokal gefüllt mit neu geprägten Goldgulden, sowie mit dem Schenkwagen gelieferten Wein und außerdem Hafer und Fisch. Wurde der Kaiser von seiner Familie begleitet, so erhielt auch sie kostbare Geschenke.

Der Besuch von Matthias II. im Jahr 1570 kostete allein an Geschenken 8893 Gulden. Der nächste Besuch im Jahr 1612 wurde noch teurer: Gesamtausgaben 12 358 Gulden. Kaiser Matthias II. war den Nürnbergern eben «lieb und teuer».

Informationen über die Aktivitäten der Alstadtfreunde sowie über ihre Führungen erhalten Sie unter www.altstadtfreunde-nuernberg.de

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