Nürnberger Forstbetriebsleiter warnt vor Klimawandel

11.12.2018, 06:00 Uhr
Roland Blank (zweiter von rechts) bei einem Ortstermin im Reichswald im Jahr 2015.

© Stefan Hippel Roland Blank (zweiter von rechts) bei einem Ortstermin im Reichswald im Jahr 2015.

Blank blickt im Interview mit der Nürnberger Zeitung auf eine insgesamt sehr erfüllende Zeit zurück. Sein Hauptaugenmerk war es seit seinem Dienstantritt, den Nürnberger seinen neu gebildeten Forstbetrieb  schmackhaft zu machen. Keine ganz einfache Aufgabe, denn die Mittelfranken hatten sich gegen die Forstreform positioniert.

"Aber die Tatsache, dass damals im Zuge der Reform der gesamte Reichswald unter eine Leitung gestellt wurde, war ein richtiger Schritt", sagt Blank im Interview. "So konnte ich ab diesem Zeitpunkt in dem zusammenhängenden Waldgebiet endlich einheitliche Maßnahmen durchführen, was zuvor viele hundert Jahre lang nicht möglich war."

Es sei herausfordernd gewesen, die wirtschaftliche Straffung des Betriebs und gleichzeitig den Erhalt des Reichswaldes als wichtigen Naherholungsraum für die Bevölkerung der Region "unter einen Deckel zu bekommen", räumt Blank ein. "Es war aber nicht so, wie uns häufig unterstellt wird, dass wir ab der Reform nur noch die Dollarzeichen in den Augen hatten", versichert der Forstbetriebsleiter. Man habe immer versucht, den Wald integriert zu bewirtschaften - und die Interessen der Bevölkerung sowie die Aspekte des Naturschutzes zu wahren.

Auch deswegen sei das Verhältnis zu Umweltschutzverbänden wie dem Bund Naturschutz, der seit jeher im Nürnberger Reichswald stark Präsenz zeigte, ein grundsätzlich gutes: "Es liegt in der Natur der Sache, dass so ein Verband in manche Dingen ein anderes Bild von der Sache hat. Wichtig ist in so einer Situation eben die sachliche Diskussion. Man muss sich darüber austauschen können und man muss die jeweilige Sichtweise des anderen eben respektieren", so Blank. 

Der sich rapide beschleunigende Klimawandel stelle auch den Forstbetrieb vor eine echte Nagelprobe: "Gerade der Sommer 2018 ist wohl ein Extremereignis, der uns allen klarmacht: Wir können nicht mehr abwarten", mahnt Blank. "Wir müssen den Waldumbau hin zu einem stabilen Mischwald noch weiter forcieren, sonst könnte uns die Entwicklung im Reichswald überholen." Deswegen würden schon seit Jahren unter die bestehenden Altbestände von Fichte und Kiefer Laubhölzer gepflanzt, die den Klimawandel besser verkraften. Grundsätzlich sieht Blank seinen Forstbetrieb hier auf einem sehr guten Weg. Aber er sagt auch klar: "Wenn aber der nächste Sommer wieder so wird wie der diesjährige, dann sind wir in Gottes Hand!" 2018 sei der Reichswald was Borkenkäferbefall anbelangt mit einem "blauen Auge" davongekommen. Aber bei weiteren Hitzespitzen werde das so nicht bleiben.

Insgesamt spüre auch der Forstbetrieb Nürnberg als Teil der Bayerischen Staatsforsten die stark angespannte Situation am internationalen Holzmarkt: "In den europäischen Nachbarländern wie Österreich, der Tschechischen Republik oder Polen gibt es massive Schadholzvorkommen", berichtet Blank. "Da liegen Millionen Kubikmeter Holz, die sehr günstig auf den Markt geworfen werden. Das führt für uns zu erheblichen Absatzproblemen bei Fichten und Kiefern." Der Forstbetrieb Nürnberg habe mit einem weitgehenden Einschlagstopp reagiert. Langfristige Hoffnung der Staatsforsten ist eine erhöhte Nachfrage bei Holz als Baustoff oder als Alternative zu Plastikprodukten.  

Für eher unwahrscheinlich hält der scheidende Forstbetriebsleiter, dass der Reichswald in naher Zukunft zum Wolfsrevier wird: "Ich halte es für wahrscheinlich, dass Wölfe durch den Reichswald durchziehen. An eine dauerhafte Ansiedlung glaube ich dagegen eher nicht, da der Reichswald insgesamt auf 80 Kilometern von Autobahnen zerschnitten wird und auch sehr intensiv als Erholungsraum genutzt wird –  das ist den scheuen Tieren zu viel Betrieb."

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