Precobs: Mit dem Computer im Kampf gegen Einbrecher

10.12.2016, 05:58 Uhr
Die Polizei in Mittelfranken setzt seit gut zwei Jahren auf ein System mit dem Namen "Prebob". Es soll künftige Wohnungseinbrüche in einem bestimmten Stadtgebiet vorhersagen.

© Eduard Weigert Die Polizei in Mittelfranken setzt seit gut zwei Jahren auf ein System mit dem Namen "Prebob". Es soll künftige Wohnungseinbrüche in einem bestimmten Stadtgebiet vorhersagen.

Doch Zahlen helfen den Opfern nicht. In der Nacht zum Donnerstag war es wieder so weit: Einbruch in einer Wohnung in der Südstadt. Die Bewohner schliefen, die Täter durchwühlten die Räume, nahmen Handys, Bargeld und EC-Karten mit. Am nächsten Morgen standen die Mieter im Chaos und riefen die Polizei.

Für Opfer bricht meist eine Welt zusammen, wenn Fremde die privaten Räume durchwühlen, in Unterlagen und Wäsche stöbern. Doch mit Blick auf das gesamte Jahr, ist die Zahl der Einbrüche rückläufig. Kam es in Nürnberg 2014 noch zu 669 Delikten (1345 in ganz Mittelfranken), so waren es 2015 noch 541 (1264). In diesem Jahr zeichnet sich ein weiterer Rückgang ab, heißt es im Polizeipräsidium Mittelfranken. "Die Tendenz nach unten hat sich stabilisiert", sagt Karl Geyer, Leitender Kriminaldirektor.

Neue Software soll Einbrüche vorhersagen

Ob der Rückgang etwas mit dem System "Precobs" (Pre Crime Observation System) zu tun hat, eine Software, die Einbrüche vorhersagen soll, kann Geyer nicht mit letzter Bestimmtheit sagen. Er geht aber fest da von aus. Seit mehr als zwei Jahren wird die Software in Nürnberg und in München eingesetzt.

Bis heute hat das Programm in Nürnberg 109 Mal Alarm ausgelöst — zuletzt am gestrigen Donnerstag durch den Einbruch in der Südstadt. Doch wann löst das in Oberhausen erfundene System überhaupt Alarm aus? Dann, wenn eine Schwelle überschritten wird — und die liegt bei 70 Prozent.

Verstärkte Kontrolle in gefährdeten Bezirken

Denn die Software wurde mit allen Einbrüchen der letzten fünf Jahre gespeist. Es sind anonymisierte Falldaten, die eingegeben werden: Tatort, Tatzeit, mit welchen Mitteln sich Täter den Zutritt verschafft haben und ob der Bruch erfolgreich war oder nicht. Der Computer errechnet Brennpunkte im Stadtgebiet.

Das Quartier in der Südstadt lag mit der errechneten Datengrundlage bereits bei knapp 70 Prozent der Wahrscheinlichkeit, dass hier weitere Einbrüche passieren. Der aktuelle Einbruch löste schließlich die Alarmierung aus, der Wert liegt damit jetzt bei über 70 Prozent.

Folge: Die zuständigen Inspektionen fahren in den alarmierten Quartieren verstärkt Streife. Die Polizeipräsenz soll Straftäter von weiteren Einbrüchen ab halten. "Wir setzen auf uniformierte Streifen", so Karl Geyer. Doch sollten sich Täter darauf nicht verlassen. Zivile Kräfte sind stets in die Arbeit mit eingebunden.

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