Protestanten wählen ihre Kirchenvorstände

21.10.2012, 10:20 Uhr
Protestanten wählen ihre Kirchenvorstände

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Die Gemeinden haben Wahlplakate und Transparente drucken lassen. Im Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen machen sogar Prominente wie der Präsident des Fußball-Bundesligisten SpVgg Greuther Fürth, Helmut Hack, Wahlwerbung. Denn am Sonntag (21. Oktober) sind die Protestanten in Bayern zur Wahl aufgerufen – sie entscheiden, wer im Kirchenvorstand sitzen und somit die Gemeinde leiten soll.

„Wir sind eine Kirche, die auf demokratisch legitimierte Strukturen setzt“, sagt Dorothea Deneke-Stoll, die Synodalpräsidentin der Landeskirche. „Unsere Kirche versteht sich als Beteiligungskirche.“ Die Wahlwerbung soll möglichst viele der 2,2 Millionen Wahlberechtigten am Sonntag an die Urnen locken.

Schließlich sei es für die Kirchenvorstände wichtig, dass eine breite Basis ein Votum abgegeben hat, sagt Deneke-Stoll. Sie selbst saß 18 Jahre im Kirchenvorstand, hat die Mithilfe im Gottesdienst genauso geschätzt wie beim Gemeindefest. 2006 lag die Wahlbeteiligung im Freistaat bei 18,2 Prozent. „Ich wünsche mir eine möglichst hohe Wahlbeteiligung“, sagt Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.

Kirchenvorstände haben weitreichenden Einfluss in den Gemeinden. Sie reden bei Personalfragen mit, etwa bei der Besetzung von Pfarrstellen. Sie entscheiden, welche Gottesdienstzeiten angeboten werden. Sie wachen über den Haushalt.

Sie bestimmen die Schwerpunkte der Gemeindearbeit. Und: Sie entsenden Mitglieder in die regionalen Kirchenparlamente (Dekanatssynoden) und wählen Delegierte für die Landessynode. Dieses Gremium wählt beispielsweise den Landesbischof. Die katholische Kirche kennt solche demokratischen Strukturen nicht.

„Ich glaub. Ich wähl“, lautet das Motto der Wahlen

Es sei eine „große Chance, Menschen zur aktiven Mitarbeit in der Kirche zu motivieren“, sagt der Traunsteiner Dekan Peter Bertram.

Die evangelische Kirche setze bewusst auf den Dialog in den Gemeinden. „Deshalb braucht es im Kirchenvorstand selbstbewusste und kundige Leute mit Lebenserfahrung – gleich welchen Alters.“ So sieht das auch die Münchner Stadtdekanin Barbara Kittelberger: „Menschen mit unterschiedlichstem beruflichen und sozialen Hintergrund sollten in den Kirchenvorstand gewählt werden.

Idealerweise wird in diesem Gremium die gesamte Gemeindewirklichkeit abgebildet, Erwerbslose genauso wie Alleinerziehende oder Manager.“ Die Werbeaktionen für die Wahl sind vielfältig. Es gibt Videoclips, Gruppen im sozialen Netzwerk Facebook, großflächige Transparente. Und eben Plakate mit prominenten Gesichtern, wie etwa in den drei Dekanaten Nürnberg, Fürth und Erlangen.

„Das ist eine Doppelbotschaft: Wir rufen zur Wahl auf. Und zugleich wird klar: Kirche zeigt sich, ist präsent“, sagt der Fürther Dekan Jörg Sichelstiel. Der Kirchenvorstandswahl gehe kein Wahlkampf voraus, es gehe ja nicht um Richtungsentscheidungen, betont Sichelstiel. „Das ist ein gutes Miteinander.“

Nach der Beobachtung von Synodalpräsidentin Deneke-Stoll hatten die meisten Gemeinden in Bayern keine gravierenden Schwierigkeiten, Kandidaten zu finden. „Sicher steht an manchen Orten ein Generationswechsel an“, sagt sie. „Dann müssen jüngere Leute motiviert werden.“

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