Puppendoktor kassiert Anzeige

19.6.2009, 00:00 Uhr
Puppendoktor kassiert Anzeige

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Fast jeden Tag ist Günter Geier (69) mit seinem «Rettungwagen« auf Deutschlands Straßen unterwegs. Heute Hamburg, morgen Eifel, übermorgen Österreich. Immerzu als Puppendoktor im Einsatz. Der 69-Jährige aus Seußling im Kreis Bamberg verarztet leidenschaftlich gerne Puppen, näht Arme an oder operiert am Kullerauge. Aber, sagt er: «Auch wenn ,Dr. med. Pupp‘ auf meinem Wagen steht, ich bin doch kein Arzt!«

Missbrauch von Titeln

Genau das jedoch ist der Knackpunkt, der ihm jetzt eine Anzeige einbrachte. «Missbrauch von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen« lautet der Vorwurf gegen ihn. Weil Passanten sich über den «Notarzt« und ein pinkes Kreuz an Geiers Auto mokierten und das Bayerische Rote Kreuz informierten. Die Rettungssanitäter erstatteten Anzeige. Das Ergebnis: Demnächst wird sich die Staatsanwaltschaft mit dem Delikt beschäftigen.

In der Zwischenzeit verzweifelt der Puppendoktor an der Polizei, und die Polizei an ihm: Günter Geier versteht die Ordnungshüter nicht mehr («Ich steige auf den Eiffelturm und springe runter«) und Bambergs Polizeisprecher Günter Pelzel reibt sich genauso verwundert die Augen: «Wir sind nicht kleinlicher als der Papst, aber der Notarzt-Titel ist nun einmal ein geschützter Begriff«, sagt er. «Wir müssen der Anzeige nachgehen, das ist ein normaler Vorgang.«

Mit Taschenlampe und Fotoapparat

Geier jedoch meint, der Vorgang sei «unglaublich« gewesen: Dreimal bekam er Besuch von Polizisten, erinnert er sich. Am Pfingssonntag standen schon zum zweiten Mal abends zwei Beamte vor seiner Tür, «der eine mit der Taschenlampe, der andere mit einem Fotoapparat, um mein Auto abzulichten«. Ein paar Tage später kratzte der Puppendoktor auf Geheiß der Ordnungshüter widerwillig Kreuz und Schriftzug vom Wagen ab. Um das Schlimmste zu verhindern: «Das äußerste Mittel wäre, das Fahrzeug aus dem Verkehr zu ziehen«, bestätigt Pelzel.

Geier versteht jetzt vor allem eines nicht: Sein Nachbar sei Polizist, der habe nie etwas an seinem «Notarzt-Wagen« moniert. Auch bei Verkehrskontrollen habe es nie Probleme gegeben. Und selbst Polizisten ließen sich beim Fest der Fürther Kinderklinik vor seinem Auto ablichten.