Rat der Metropolregion kritisiert Verkehrspolitik Bayerns

30.11.2017, 19:33 Uhr
Der Rat der Metropolregion Nürnberg traf sich in Prag. Trotz malerischer Kulisse sparten Teilnehmer nicht mit Kritik.

© Georg Körfgen Der Rat der Metropolregion Nürnberg traf sich in Prag. Trotz malerischer Kulisse sparten Teilnehmer nicht mit Kritik.

In der Landesvertretung Bayerns glänzt Prag mit hohen Räumen voll Stuck und Kunst mitten in der Altstadt, in der Michalská 12 unweit vom Wenzelsplatz. Doch es gab in all der Pracht gehörigen Ärger bei der ersten Sitzung des Rat der Metropolregion Nürnberg in Teschechien: In Prag waren 23 kommunale Vertreter der Meropolregion zusammengekommen. Ein deutliches Signal in Richtung osteuropäischer Nachbar. Die Kontakte in Wirtschaft, Bildung und Kultur sollen noch enger werden. Schließlich ist die Tschechische Republik wirtschaftlich ein Schwergewicht. Ein Hindernis: Die vor allem in Oberfranken miserable Bahnanbindung. 

Durch Franken fährt eine "Museumsbahn"

Laufs Bürgermeister Benedikt Bisping wurde deutlich: "Wir haben uns bei den tschechischen Kollegen zu entschuldigen. Das ist peinlich für uns." Grund für Bispings Verärgerung: Entgegen einer Vereinbarung aus dem Jahr 1995 kommt die Elektrifizierung der Strecke von Nürnberg nach Cheb über Marktredwitz nicht voran. "Peinlich" dabei: Die tschechische Seite hat ihre Bahnlinie längst aufgerüstet. "Bei uns ist es eine Museumsbahn", entrüstete sich Bisping.

Auch Birgit Seelbinder, Sprecherin Europa der Metropolregion und bis 2011 Bürgermeisterin von Marktredwitz,  kritisierte den schleppenden Ausbau deutlich. Die tschechischen Partner seien "vor den Kopf gestoßen worden", indem Bayern seine Versprechen nicht erfülle. Dies sei umso unverständlicher als die tschechische Industrie großes Interesse an einer guten Schienenanbindung an den Nürnberger Hafen habe. Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke, derzeit Ratsvorsitzender, kündigte eine "schlagkräftige Delegation" der Metropolregion an, die sich mit dem Problem Anfang 2018 an den neuen Bundesverkehrsminister wenden werde.

Orchester von Weltruf werden zusammengeführt

Jenseits des Ärgers hatte Starke "beim Frühstück", wie er sagte, eine folgenreiche Idee. Der kulturelle Austausch mit Westböhmen klappt gut und soll mit einem Höhepunkt bereichert werden. Erstmals nach1908 sollen die Bamberger Symphoniker - das ehemalige Deutsche Philharmonische Orchester Prag - mit der Tschechischen Philharmonie ein Konzert geben.

Wie 1908 sollte die 7. Symphonie Gustav Mahlers aufgeführt werden. Man werde sich jetzt auf Sponsorensuche begeben, um die beiden Orchester von Weltruf zusammenzuführen. Dass 2018 oder 2019, wenn das Konzert wirklich stattfindet, die Missklänge um die Bahn beendet sind, glaubt Starke nicht so recht.

 

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