Alternativen suchen und die Perspektive wechseln

28.1.2015, 16:39 Uhr
Alternativen suchen und die Perspektive wechseln

© Foto: Tobias Tschapka

Traurig sitzt der kleine Junge mit seinem Pokal neben den Siegern auf dem Podest. Der vierte Platz ist undankbar. „So werden die letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein“ steht unter dem Bild. Ein Spruch aus der Bibel, Matthäus 20,16. „Karriereschancen“ haben die Organisatoren diese Tafel benannt. „Alternative“ heißt eine andere Tafel. Zu sehen ist eine Glasscheibe mit einem Einschussloch, drunter steht „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen“.

Was verbindet Bild und Text? Welche Gedanken und Gefühle lösen sie beim Besucher aus? Fragen, denen in der Ausstellung nachgegangen werden kann. „Wir wollen zum Verweilen und Sinnieren anregen“, erklärt Werner Lauterbach, einer derjenigen, die diese Wanderausstellung nach Allersberg geholt haben.

Konzipiert wurde die Schau von den Bibelgesellschaften der evangelischen Kirchen. Die elf Bilder, die im evangelischen Gemeindezentrum, Saint-Céré-Platz, gezeigt werden, standen zuletzt in Emskirchen.

Die Allersberger Ausstellung ist auch ein Zeichen für die Ökumene im Ort. Evangelische und katholische Christen haben gemeinsam Ideen für die Ausstellung gesammelt, die außerdem noch einmal erweitert und mit Texten aus dem Koran ergänzt wurde.

Damit soll deutlich gemacht werden, „dass wir hier zusammen leben können und keine Kriege führen müssen“, erklärt Sevket Bostan, Vorsitzender der Islamischen Gemeinde Allersberg. Schließlich tragen alle drei Religionsgemeinschaften gemeinsam Verantwortung. Der Kontakt zwischen den christlichen und der islamischen Gemeinde besteht schon seit Längerem. Angesichts der Kämpfe in Syrien und im Irak wurde schon vor einigen Wochen überlegt, gemeinsam ein Zeichen zu setzen. Durch den Anschlag auf die Satirezeitung „Charly Hebdo“ wird die Ausstellung nun umso aktueller. Denn auch im Koran heißt es „Wer einen Menschen tötet, für den soll es sein, als habe er die ganze Menschheit getötet. Und wer einen Menschen rettet, für den soll es sein, als habe er die ganze Welt gerettet“ (Koran 5:32). Ein Zitat, das ebenfalls in der Ausstellung zu lesen ist.

Interaktiv

Wert legt Werner Lauterbach vor allem auf die „interaktive Dimension“ der Bilder. Denn es gibt neben den Pressefotos und den Zitaten immer auch Impulsfragen: Was gibt es im Leben für Alternativen? Wann ist ein Perspektivwechsel sinnvoll? Woran erkenne ich, was „Schein“ und was „Sein“ ist? Diese sollen anregen, „sich seine eigenen Gedanken zu machen“, erklärt Lauterbach. Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, 1. Februar, 11.30 Uhr, und zwar gemeinsam von Pfarrerin Martina Strauß, Pfarrer Peter Tontarra und Imam Ibrahim Kilic. Danach sind die Besucher werktags von 17 bis 20 Uhr, sonntags nach dem Gottesdienst von 11.30 bis 13 Uhr sowie am Samstag, 7. Februar, 14 bis 17 Uhr, zum Schauen und Sinnieren eingeladen. Die Islamische Gemeinde wird während der Ausstellung Tee anbieten.

Und wird es an den Wochentagen jeweils um 19 Uhr an einem der Bilder einen kurzen Treff geben, bei dem Besucher ihre Gedanken und Gefühle mitteilen werden (siehe nebenstehendes Programm).

„Augenblick mal“: Gespräche zur Ausstellung

Montag, 2. Februar, Siegfried Mücke, Marktgemeinderat und Jakobsweg-Pilger, Thema: „Unzeit“;

Dienstag, 3. Februar, Tobias Schäfer, Dekanatsjugendpfarrer, Sulzkirchen, Thema: „Markttreiben“;

Mittwoch, 4. Februar, Tina Siebenhaar, Evangelische Jugend Allersberg, Thema: „Schönheit“;

Donnerstag, 5. Februar, Peter Tontarra, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde Allersberg, Thema: „Rettungsinsel“;

Freitag, 6. Februar, Ibrahim Kilic, Imam der Islamischen Gemeinde in Allersberg, Thema: „Neu-Seh-Land“;

Montag, 9. Februar, Margit Böhmer-Böckeler, Pastoralreferentin, Thema: „Vertrauenskette“;

Dienstag, 10. Februar, Ilse Lontke, Superindentin i.R., Thema: „Schein oder Sein“;

Mittwoch, 11. Februar, Sabine Knoch und Evangelischer Singkreis, Chorleiterin, Gymnasiallehrerin, Thema: „Gartenträume“;

Donnerstag, 12. Februar, Bernd Jonas, Lehrer an der Grundschule Allersberg, Thema: „Karrierechancen“;

Freitag, 13. Februar, Gemeindemitglied der Islamischen Gemeinde.

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